Im Feld sind Insekten nicht nur EMF ausgesetzt, sondern weiteren schädigenden Einflüssen, so dass durch Kombinationswirkungen von einer noch stärkeren Schädigung ausgegangen werden muss. Thill et al. resümieren:
„Auf der Grundlage einer Bewertung der Gesamtsituation der Studien über Insekten muss vor einem unbedachten Ausbau weiterer Mobilfunkinfrastruktur gewarnt werden, da schädliche Auswirkungen auf Insektenpopulationen zu erwarten sind, insbesondere wenn Wechselwirkungen mit anderen Noxen berücksichtigt werden (u.a. Hochspannungsleitungen und künstliche Beleuchtung). Dies könnte zu einem weiteren Rückgang der bereits schwindenden Bestäuberpopulationen führen und würde somit Kosten für die Menschheit mit sich bringen“ (S. 11).
Der Stand der Forschung erfordert die Anwendung des Vorsorgeprinzips beim Mobilfunkausbau. Abzuwarten, bis alle Detailfragen geklärt sind, wäre unverantwortlich. Die Erkenntnisse über die Gefährdung von Insekten durch elektromagnetische Felder sind nicht mehr nur ungewiss, sondern nähern sich den Beweisen. So heißt es im Review von Mulot et al. (2022), erstellt für die Schweizer Regierung:
- „Anthropogene NIS (nicht-ionisierende Strahlung) stellen eine potenzielle Bedrohung für Arthropodenpopulationen dar, da sie den Selektionswert (Fitness), die Fortpflanzung und das Verhalten von Individuen beeinträchtigen.“ (S. 41)
- „NIS wirken eindeutig subletal auf Arthropoden, sowohl auf der Ebene der Zellen als auch des Organismus.“ (S. 43)
Die Auswirkungen von EMF auf das Insektensterben sind ein komplexes Thema, denn das Insektensterben hat viele Ursachen, u.a. den Verlust von Lebensraum, den Klimawandel, den Einsatz von Pestiziden und Veränderungen in der Landnutzung. EMF spielen eine Rolle bei diesem Problem. Weitere Forschung und Untersuchungen sind erforderlich, auch um Wechselwirkungen mit anderen Faktoren herauszufinden. Mit der BEEFI-Studie liegt nun ein ausführlicher Forschungsüberblick vor, der nachweist, dass elektromagnetische Felder Insekten (wie auch Vögeln) zur Orientierung dienen, aber technisch erzeugte Felder sich negativ auf ihre Orientierung und den Organismus insgesamt auswirken.
Dr. Herbert Zucchi, em. Professor für Zoologie und Tierökologie (HS Osnabrück), schrieb den Autoren der BEEFI-Studie: „Ich habe sie jetzt gelesen und bin sehr angetan davon. Darf ich sie weiterverbreiten?“
Und Dr. Ulrich Warnke, ein Pionier der Bienenforschung, sagt im Interview mit diagnose:funk: „Diese Metastudie wurde nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt und deshalb müssen die Ergebnisse – Insektendezimierung auch durch technisch erzeugten Mobil- und Kommunikationsfunk – in den politischen Überlegungen zwingend berücksichtigt werden“ (Kompakt 1-2024).
diagnose:funk fordert von der Politik den Erhalt und den Ausbau von funkfreien Schutzzonen für Insekten. Das bedeutet:
- Beschränkung der Mobilfunkstrahlung auf max. 100 µW/m². Dies leitet sich aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der BEEFI-Studie und aus der Festsetzung von Grenzwerten ab. Empfang ist außen und meistens innen weiterhin möglich.
- In Naturschutzgebieten dürfen keine Mobilfunksendemasten neu gebaut oder weiter betrieben werden.
- Die Wechselwirkungen zwischen elektromagnetischen Feldern und anderen Umweltschadstoffen müssen untersucht werden.
- Weitere Feldstudien müssen finanziert und durchgeführt werden: Wie werden Insektenpopulationen bereits durch die derzeitige Infrastruktur (Mobilfunk, Hochspannung) beeinflusst?
>>> EXTRA-Homepages und VIDEO mit allen Informationen zur BEEFI-Studie und Download der Studie in 3 Sprachen: www.insekten-schuetzen.info und www.protect-insects.info.