Erstmalig: Umfassender wissenschaftlicher Review zu Mobilfunk & Gesundheit von Kindern

diagnose:funk veröffentlicht deutsche Übersetzung als Brennpunkt
diagnose:funk veröffentlicht als Brennpunkt die Studie von Davis D. et al. (2023): „Drahtlose Technologien, nicht-ionisierende elektromagnetische Felder und Kinder: Gesundheitsrisiken erkennen und reduzieren.“
Autoren der Studie: Linda Birnbaum, Devra Davis, Meg Sears, Tom Butler, Paul Ben-Ishai, Hugh Taylor

Sieben renommierte Experten unter Leitung von Prof. Linda Birnbaum, der ehemaligen Direktorin des US-amerikani­schen National Toxico­logy Program (NTP) und des National Institute for Environmental Health Sciences (NIEHS), legen mit dieser Studie zum ersten Mal einen umfassenden Über­­blick über die Forschungsergebnisse zu Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Fortpflanzung, Schwangerschaft und Kinder vor. Sie fordern Mediziner auf, die Strahlenbelastung in der Familie im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen von Kindern zu berücksichtigen.

>>> Davis D, Birnbaum L, Ben-Ishai P, Taylor H, Sears M, Butler T, Scarato T. Wireless technologies, non-ionizing electromagnetic fields and children: Identifying and reducing health risks. Curr Probl Pediatr Adolesc Health Care 2023; 53 (2): 101374. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36935315/

diagnose:funk Brennpunkt

Dieser 44-seitige Brennpunkt gehört in die Hände von Medizinern, Lehrern und Erziehern. Helfen Sie mit, ihn zu verbreiten. Damit das möglich ist, kann er zum subventionierten Preis von 4,00 Euro (3,00 Euro für diagnose:funk Mitglieder) incl. Faktenblatt bestellt werden.

>>> Bestellung im online-Shop

>>> Der Brennpunkt kann auch >>> kostenlos als PDF heruntergeladen werden (s.auch u. Artikelende)

Ein >>> Faktenblatt gibt einen Überblick über den Inhalt der Studie.

Die American Academy of Pediatrics schreibt:

  • „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und sind unverhältnismäßig stärker von allen Umwelteinflüssen betroffen, einschließlich der Strahlung von Mobiltelefonen,"

und fordert deshalb seit langem, dass die Vorschriften der US-Regierung aktualisiert werden, um die Gefährdung von Kindern zu berücksichtigen. Schwangerschaft, Säuglings- und Kindesalter stellen Zeiten kritischer Anfälligkeit dar, insbesondere für das sich entwickelnde kindliche Gehirn.

Die besondere Gefährdung von Kindern durch Mobilfunkstrahlung untersuchte nun ein internationales Team aus Experten aus den Bereichen Medizin, Epidemiologie, Toxikologie, Physik, Bioverfahrenstechnik und öffentliches Gesundheitswesen. Die Autoren haben zusammen mehr als 1.000 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.

Studienergebnisse

Die Autoren werteten über 250 Studien aus. Sie weisen folgende Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung nach:

  • Schädigung der Fortpflanzungsfähigkeit, insbesondere der Spermien
  • Auswirkungen pränataler Bestrahlung des Embryos auf die postnatale Entwicklung
  • Beeinträchtigung der Entwicklung von Gehirn und Gedächtnis
  • Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten
  • Erhöhte Krebsraten in jüngerem Alter von Kindern und bei jungen Erwachsenen
  • Psycho-soziale Auswirkungen wie Bindungsstörungen, Sucht und gestörtes Sozialverhalten.

Dazuhin wird auf zahlreiche Studien über die zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen verwiesen, insbesondere zu oxidati­vem Stress, eine Ursache entzündlicher Erkrankungen, und von DNA-Schäden.

Die Autoren stellen fest, dass die Grenzwerte für den Schutz von Menschen gegenüber Mobilfunkstrahlung nicht mehr dem Stand der Wissenschaft entsprechen. Der Schutz der Menschen ist durch sie nicht gewährleistet.

Präventionsmaßnahmen

Die Experten fordern eine Prävention durch Aufklärung und formulieren zehn Tipps für Familien, um die Exposition ihrer Kinder zu minimieren: Wichtigste Maßnahmen sind, das strahlende Gerät von Gehirn und Körper fernzuhalten sowie Filme vor dem Anschauen herunterzuladen und dann in einen strahlungslosen Flugmodus zu wechseln, bevor das Kind das Gerät in die Hände bekommt.

In einem eigenen Leitfaden schlagen sie unter anderem spezifische Maßnahmen zur Verringerung der Exposition in Schulen vor. Weiterhin wird auf zahlreiche Empfehlungen anderer US-Gesundheitsbehörden zur Reduzierung der Funkstrahlung zu Hause und in der Schule verwiesen.

Ärzten, Ärzteverbänden, Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens und ihren Mitarbeitenden sollte bei der Prävention eine entscheidende Rolle zukommen.

 

International wächst die Kritik an der Digitalisierung von KiTas und Schulen

Ministerin Lotta Edholm, Foto: Schwed. Regierung

„Es ist offensichtlich, dass Bildschirme große Nachteile für kleine Kinder haben. Sie behindern das Lernen und die Sprachentwicklung. Zu viel Bildschirmzeit kann zu Konzentrationsschwierigkeiten führen und die körperliche Aktivität verdrängen. Wir wissen, dass menschliche Interaktion für das Lernen in den ersten Lebensjahren entscheidend ist. Bildschirme haben in Vorschulen einfach nichts zu suchen." (Lotta Edholm, Quelle: Homepage der Liberalen)

"Die Digitalisierung von Kindergärten und Schulen ist notwendig, um die junge Generation angemessen zu qualifizieren", diesem Fortschrittsglauben, von Industrie und Medien lanciert, widerspricht die jetzt veröffentlichte „Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend“, herausgegeben von elf deutschen Fachverbänden unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ). Die Leitlinie warnt auch vor der Gefährdung durch die Strahlenbelastung. Der Augsburger Ordinarius für Schulpädagogik Klaus Zierer spricht von einem „Digitalisierungswahn“.

Die Kritik ist international. Die Karolinska-Universität analysierte in einem Gutachten die negativen Auswirkungen der digitalen Geräte und Medien auf Kinder. Daraufhin hat die schwedische Regierung die Reißleine gezogen und die Digitalisierung der Vorschulen rückgängig gemacht. In Finnland, Niederlande, Frankreich und China wurden auch bereits Konsequenzen gezogen. In den USA intervenierte aktuell das U.S.Surgeon General, eine oberste Gesundheitsbehörde, mit einem Gutachten zur Gefährdung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien. Die neue UNESCO-Studie weist nach, dass digitale Medien im Unterricht nicht zu besserem Lernen führen und negative Auswirkungen haben. Sie machen nur Sinn, wenn sie altersgerecht und pädagogisch geplant als Hilfsmittel dosiert genutzt werden.

Der hoch organisierte Lobbyismus in Deutschland verhindert bei der Politik ein Nachdenken

Doch in Deutschland spielt sich Absurdes ab. Nachdem nun das fortschreitende Bildungsdesaster durch Bildungsstudien nachgewiesen und nicht mehr verneint werden kann, vollbringt die Politik ein diskursives Wunder: Die Ursachen werden in Lösungen umgewandelt. Noch mehr Digitalisierung soll aus der Katastrophe führen. Der Weg noch tiefer ins Digi-Tal ist damit vorgezeichnet.

Seit 20 Jahren verhindert die Bitkom-IT-Lobby mit ihren Speerspitzen Bertelsmann, Microsoft, Google, Telekom, dass die Politik auf die pädagogische Wissenschaft hört. Wie das planmäßig mit dem Narrativ "Digitalisierung ist Fortschritt" inszeniert wird, beweist detailliert die >>> Studie von Fröschler (2018).

Nun fordert die Bitkom-Industrie für die Digitalisierung der Schulen eine Milliarde Euro jährlich bis 2030: „Sonst werden wir technologisch global abgehängt“, so der Bitkom-Chef Wintergerst. Es gehe darum, den eigenen Nachwuchs fit für ein globales Wettrennen zu machen (Stuttgarter Zeitung, 11.08.2023). Von den Milliarden Euros verspricht sich die IT-Branche natürlich einen satten Gewinn. Die Wachstumsideologie, die in die globale Umweltkatastrophe führte, soll nun über die Erziehung in die Köpfe der Schüler. Bitkom setzt Erziehungsziele, die Pädagogik wird überflüssig und die BaWü-Landesregierung will den Einsatz digitaler Geräte zur Pflicht für jeden Lehrer machen. Ein skandalöser Eingriff in die Methoden- und Lehrfreiheit. Lehrer und Eltern dürfen nicht zulassen, dass die Profitinteressen der Industrie die Erziehung bestimmen.

Sie können etwas tun: Weisen Sie Ihre Kindergartenleitungen, Rektoren, die Erziehungsgewerkschaften und Kultusbehörden auf die Leitlinie zur Mediennutzung, das Karolinska-Gutachten, die UNESCO-Studie hin mit der Bitte um eine fachliche Stellungnahme.

 

Grafik: Das ‚Who is who?‘ der deutschen Bildungs-Digitalisierungsagenda – eine Politiknetzwerk-Analyse.

Das Netzwerk der DigitalisierungslobbyGrafik: Förschler 2018

Die Grafik aus der Analyse von Förschler (2018) zeigt das Netz von Lobbyorganisationen, das die Industrie aufbaute, um ihre Pläne durchzusetzen. In der Arbeit werden die Zusammenhänge erläutert. Zur Durchsetzung der „Digitalen Bildung“ wurde von der Bundesregierung der Digitalpakt 2017 mit der Industrie geschlossen. Das Konzept „Digitale Bildung“ kommt nicht aus der pädagogischen Wissenschaft kommt, sondern ist ein seit 2000 verfolgtes Projekt der Industrie ist, wie die Untersuchungen von Krautz (2014), Münch (2018) und v.a. Förschler (2018) detailliert belegen. Es geht dabei darum, die Erziehung von Orten der Bildung zu einem Geschäftsfeld Erziehung zu transformieren, unter dem Label Fortschritt, raus aus der „Kreidezeit“.

Förschler, A. (2018). Das ‚Who is who?‘ der deutschen Bildungs-Digitalisierungsagenda – eine kritische Politiknetzwerk-Analyse. Pädagogische Korrespondenz, 58(2), S. 31-52.

Krautz, J (2014). Ware Bildung. Schule und Universität unter dem Diktat der Ökonomie, München

Münch, R (2018). Der bildungsindustrielle Komplex: Schule und Unterricht im Wettbewerbsstaat (Neue Politische Ökonomie der Bildung), Beltz Juventa

Lesen Sie unsere >>> Artikelserie: Bildungskatastrophe und Digitalisierung (I-XII). Studien weisen nach: Die Digitalisierung ist ein wesentlicher Faktor der Krise im Bildungswesen

 

Publikation zum Thema

diagnose:funk Brennpunkt
September 2023Format: A4Seitenanzahl: 44 Veröffentlicht am: 12.09.2023 Bestellnr.: 251Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Drahtlose Technologien, nicht-ionisierende elektromagnetische Felder und Kinder: Gesundheitsrisiken erkennen und reduzieren.

Übersetzung des Reviews von Davis et al. (2023)
Autor:
Davis et al.
Inhalt:
diagnose:funk veröffentlicht als Brennpunkt die Übersetzung des Reviews über Mobilfunk und die Gesundheit von Kindern. Sieben renommierte Experten unter Leitung von Prof. Linda Birnbaum, der ehemaligen Direktorin des US-amerikanischen National Toxicology Program (NTP) und des National Institute for Environmental Health (NIEHS), legen mit dieser Studie zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die Forschungsergebnisse zu Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Fortpflanzung, Schwangerschaft und Kinder vor. Sie fordern Mediziner auf, die Strahlenbelastung in der Familie im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen von Kindern zu berücksichtigen. Originalstudie: Davis D, Birnbaum L, Ben-Ishai P, Taylor H, Sears M, Butler T, Scarato T. Wireless technologies, non-ionizing electromagnetic fields and children: Identifying and reducing health risks. Curr Probl Pediatr Adolesc Health Care 2023; 53 (2): 101374. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36935315/
Artikel veröffentlicht:
12.09.2023
Autor:
diagnose:funk

Downloads

Ja, ich möchte etwas spenden!