Scheinsicherheit: Harmonisierer-Entstörgeräte-Chips

Wer´s glaubt, wird selig: "Die intensiven Strahlen bändigen..."
In unserer Telefonsprechstunde und per Mail wird immer öfters gefragt, was diagnose:funk von Harmonizern, Chips oder sog. Entstörern hält, die angeblich Mobilfunkstrahlung unschädlich machen, ja sogar heilend im Körper wirken würden. Experten warnen vor diesen Versprechungen und der Scheinsicherheit: "Ich gehe davon aus, dass entsprechende Firmen ihre Erfolgsberichte selbst schreiben" (Baubiologe Dr. D. Moldan).
Reingefallen auf Scheinargumente: Scheine weg für ScheinsicherheitFoto: diagnose:funk

Dutzende Firmen verkaufen für viel Geld Geräte, die angeblich vor Elektrosmog schützen. Kurz gesagt: Sie bieten eine „Schein“sicherheit. Die Firmen kassieren die Euroscheine, machen Millionen, und tragen zur Selbstgefährdung der Menschen bei. Denn im Besitz eines solchen Entstörgerätes wiegt der Nutzer sich, seine Familie und Kinder in Sicherheit. Sorglos setzen sie sich und ihre Umwelt der toxischen Strahlung ihres Smartphones und WLAN aus. Es erscheinen immer mehr Werbefilme, Artikel und Vorträge von und über diese Firmen und deren Produkte.

Wir sehen gerade eine beunruhigende Entwicklung. Einige Mobilfunkkritiker und „Wissenschaftler“ partizipieren am riesigen Geschäft mit diesen Produkten – wir meinen, sie treiben ein Doppelspiel. Auch Vorstände mobilfunkkritischer Organisationen lassen sich für diese Produktwerbung einkaufen und selbst Mediziner geben sich für die Werbung her. So schreibt eine Schweizer Klinik im Brief an einen Hersteller:

  • „Wir haben inzwischen eigene Beobachtungen machen können und sind nun davon überzeugt, dass XY-Harmony nicht nur unseren stationären Patienten in den 34 Zimmern gut tut, sondern auch allen medizinischen, therapeutischen und praktischen Mitarbeitern, denen wir zusätzlich zum nunmehr harmonisierten Arbeitsplatz auch eine XYCard als Weihnachtspräsent geschenkt haben.
  • Doch darüber hinaus wollen wir unseren Patienten die Vorteile einer Harmonisierung zuhause näher bringen und deshalb arbeiten wir an einer kleinen Aufklärungsschrift, die wir in jedem Zimmer auslegen wollen. Auch freuen wir uns sehr, dass Sie bereit sind, in regelmäßigen Abständen Vorträge in unserer Klinik zu Ihrem Produkt und der zugrunde liegenden Technologie zu halten. So werden wir gemeinsam sicherlich vielen Patienten Gesundheit und Harmonie wiedergeben können, was – wie wir wissen – nicht nur unser sondern auch Ihr Hauptanliegen ist.“

Während wir zusammen mit elektrohypersensiblen Menschen für elektrosmogfreie Krankenzimmer kämpfen, löst hier angeblich ein Harmonizer das Problem. Auch in Schulen, so wirbt eine andere Firma, könne WLAN problemlos genutzt werden, wenn man ihren Harmonizer nutze.

Wolfgang Maes, Bild:diagnose:funk

Experten warnen: Vorsicht, Geschäftemacher!

Bereits 1999 warnte Wolfgang Maes, Autor des Standardwerks "Stress durch Strom und Strahlung", Pionier der Baubiologie, in dem Artikel "Wer's glaubt, wird selig
"Die intensiven Strahlen bändigen..."" in der Zeitschrift Wohnung und Gesundheit vor Elektrosmog-Entstörungsgeräten:

 

 

 

  • "Elektrische Felder der Hausinstallation, magnetische Felder von Hochspannungsleitungen, elektromagnetische Wellen von Sendern: Elektrosmog kann krank machen und die Befindlichkeit stören. Viele Firmen versprechen Schutz durch fragwürdige Entstörgeräte und verdienen sich eine goldene Nase: Risikolos Handytelefonieren, keinerlei Probleme mehr am Computer, gesund trotz Mikrowellenherd." (Artikel s. Downloads)

Prof. Lebrecht von Klitzing schätzt diese Geräte so ein:

  • „Vor einigen Jahren haben wir mit einem entsprechenden Hersteller unter notarieller Aufsicht einen Test mit Verum/Placebo-Chips gemacht. Das Ergebnis war: statistisches Rauschen, also keine Wirkung. Die derzeitigen Versprechen von Herstellern dieser „Harmonisierungs“-Geräte sind für mich nicht nachvollziehbar, den Methoden fehlt jegliche medizinische und naturwissenschaftliche Basis. Was mich besonders stört ist, dass einige Umweltmediziner sich hier für die Werbung einspannen lassen.“

Der bekannte Baubiologe Dr. Dietrich Moldan schreibt im Buch "Die unerlaubte Krankheit":

  • "Wer sich vor elektromagnetischer Befeldung schützen möchte, sollte an erster Stelle versuchen, die Strahlungsquelle zu beseitigen. Wenn das nicht möglich ist, bietet sich als weiterer Weg die Abschirmung an. Manche Firmen werben mit Entstörgeräten, die „Schadinformationswellen“ transformieren oder harmonisieren sollen. Physikalisch oder messtechnisch lässt sich keine Veränderung nachweisen. Für mich sind die Ergebnisse der Messungen ausschlaggebend, d. h. ich vertraue diesen Entstörgeräten nicht. Gegen das Versprechen, dass sie den Elektrosmog reduzieren, wurde erfolgreich gerichtlich vorgegangen. Inzwischen werden weniger versprechende Formulierungen verwendet. Ich gehe davon aus, dass entsprechende Firmen ihre Erfolgsberichte selbst schreiben (S.144)."

Studien - die es nicht gibt?

In den Firmenwerbungen wird behauptet, die Wirkung der Geräte sei durch Studien nachgewiesen. Das wollten wir vorurteilsfrei prüfen und mussten feststellen: Keine der angeblichen Studien ist in einer anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. Deshalb forderten wir bei den Firmen und von ihnen angegebenen Studienleitern peer-reviewed publizierte Arbeiten an. Wir bekamen lediglich Werbeprospekte oder gar keine Antwort. Großen Aufwand betrieben wir, um die angeblich größte und nach höchsten wissenschaftlichen Kriterien durch eine Arbeitsgruppe an einer österreichischen Universität durchgeführte Studie zu bekommen. Die Universität und ihre Fakultäten wussten nichts von der Arbeitsgruppe und einer solchen Studie, publiziert ist sie nirgendwo und die Firma und der angebliche Studienleiter rückten sie nicht raus. Vielleicht weil es sie gar nicht gibt?

diagnose:funk hat bereits 2018 zu diesem Geschäft mit der Angst und dem Leiden Stellung bezogen. Darin heißt es u.a.

  • "Ansätze zur Strahlungsminimierung sind nur persönliche Notlösungen und in ihrer Wirkungsweise begrenzt. Die schädigenden Auswirkungen der Strahlung auf das Umfeld und die Umwelt bleiben hingegen weiterhin bestehen. Abgesehen davon darf Gesundheitsschutz vor der Mobilfunkstrahlung kein Privileg für finanziell gut gestellte Nutzer sein. Sogenannte ‚Strahlungs-Neutralisierungs- und Harmonisierungsprodukte‘ versprechen dem Nutzer in der persönlichen Anwendung Schutz und regen gleichzeitig zur weiteren sorglosen Nutzung der Endgeräte an. Die Schädigung der Umwelt, Reduzierung der Strahlenbelastung, wie politische Schritte zur Vorsorgemaßnahmen, werden dabei nicht berücksichtigt." ( Stellungnahme s. Downloads)

Doch wie kann man sich vor der Strahlung schützen? Für Abschirmungen haben seriöse Baubiologen zertifizierte Lösungen. Für den strahlenminimierten Umgang mit Endgeräten und Alternativen enthält unser Ratgeber Elektrostress im Alltag viele Hinweise.

Publikation zum Thema

5. Auflage November 2020Format: A5Seitenanzahl: 60 Veröffentlicht am: 01.11.2020 Bestellnr.: 101Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk | Titelfoto: Drobot Dean stock.adobe.com

Elektrostress im Alltag

Anregungen zur Minimierung - Was jeder selbst tun kann
Autor:
Dr. G. Oberfeld (Land Salzburg), Dipl.-Ing. J. Gutbier (diagnose:funk)
Inhalt:
Seit September 2018 ist der vollständig überarbeitete Ratgeber "Elektrosmog im Alltag" mit dem veränderten Titel "Elektrostress im Alltag" erhältlich. Die nun vorliegende 5. Auflage wurde von 56 auf 60 Seiten erweitert. Wieder mit dabei ist die Landessanitätsdirektion Salzburg, auf deren „Informationsmappe Elektrosmog“ von 2008 diese Broschüre aufbaut. Mit einfacher Sprache, kurzen Texten, über 150 Bildern, Grafiken und Tabellen sowie einfache Icons für jede Empfehlung wird versucht, das komplexe Thema der Elektromagnetischen Felder (EMF) für Laien verständlich zu erläutern. Hilfestellung zur Selbsthilfe durch Prävention ist das Anliegen der Autoren. Wir danken Dr. Martin Virnich, Dr. Dietrich Moldan, Dirk Herberg und Dipl. Ing. Dietrich Ruoff für ihre Unterstützung bei der Erstellung.
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