Funkwende - Eine Denkschrift
Wilfried Kühling
In der Zusammenfassung seines Artikels in umwelt-medizin-gesellschaft schreibt Wilfried Kühling, der lange Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des BUND war, in staatlichen Kommissionen der Bundesregierung zur Risikobeurteilung mitarbeitete und einen Lehrstuhl am Institut für Geowissenschaften und Geographie in Halle hatte:
"Aus sehr verschiedenen Gründen steht die heutige mobile Kommunikationsinfrastruktur (MKIS) bei Verwendung nichtionisierender Strahlung (NIS) im Widerspruch zu den Anforderungen eines ausreichenden Gesundheits-, Klima- und Umweltschutzes. Insbesondere trägt die bisherige Regulierung der NIS den bekannten Wirkungen auf Lebewesen nicht genügend Rechnung. Diese Denkschrift konzentriert die im „Weißbuch Elektromagnetische Felder“ entwickelten Ansätze hinsichtlich einer neuen Ausrichtung der Mobilfunk-Infrastruktur. Die Emissionen und Immissionen der Anlagen und Geräte des Mobilfunks bedürfen einer intelligenten Bewirtschaftung, um die Auswirkungen auf die Schutzgüter der Umwelt zu begrenzen. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus der Erfüllung der Betreiberpflichten gemäß § 22 Abs. 1 Satz 1 BImSchG, wonach schädliche Umwelteinwirkungen aus Sendeanlagen gemäß 26. BImSchV zu verhindern bzw. auf ein Mindestmaß zu beschränken sind. Das Problem zeigt sich heute insbesondere bei Sendeanlagen in relativ großräumigen Zellen, die mit hoher Sendeleistung über große Entfernungen und tief in Gebäude hinein alle Funktionalitäten mehr als ausreichend sichern wollen. Dies ist nicht mehr zeitgemäß. Innovative intelligente Kommunikationstechniken und Verfahren können eingesetzt werden, um unter anderem die folgenden, hier aufgezeigten Nachteile zu beheben:
- gesundheitliche Effekte beim Menschen und Auswirkungen auf Flora und Fauna,
- hoher und ansteigender Energieverbrauch mit Auswirkungen auf den Klimawandel,
- mangelnde Datensicherheit bei Funkanwendungen z. B. beim WLAN,
- unzureichende Übertragungs-Bandbreiten und andere negative Effekte bei stark erhöhten Anwendungen und Leistungssteigerungen.
Da sich durch technische Möglichkeiten bzw. alternative Technologien Weiterentwicklungen bei der mobilen Kommunikation erzielen lassen, ohne Qualitätseinbußen oder Versorgungslücken befürchten zu müssen, ist das Ziel dieser Denkschrift, ein Umdenken und Umsteuern zu initiieren. Die Zeit scheint für einen solchen Prozess reif zu sein."
Bestellung der Ausgabe 4/2022 von umwelt-medizin gesellschaft: https://www.forum-medizin.de/umwelt-medizin-gesellschaft