Neue ICNIRP-Richtlinien unterschlagen wichtige Studien
Kürzlich haben sowohl die ICNIRP als auch die ICES eine Überarbeitung ihrer Empfehlungen für Expositionsgrenzwerte veröffentlicht [11], [12], [13]. Diese Versionen beziehen sich eindeutig auf Erwärmungseffekte, die mit messbaren Veränderungen der Gewebetemperatur verbunden sind. Sie basieren in erster Linie auf biologischen Daten von Kurzzeitexpositionen (6 oder 30 Minuten) gegenüber Hochfrequenz- und Mikrowellenstrahlung und gehen kaum auf die beunruhigende Frage der empfohlenen Grenzwerte für langfristige, schwache Expositionen ein...
In einem kürzlich erschienenen Artikel wurde die gesundheitliche Unbedenklichkeit der derzeitigen Grenzwerte für die Exposition gegenüber HF-Strahlung in Frage gestellt und eine unabhängige Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse gefordert [14]. Er zeigt, dass die derzeitigen Expositionsgrenzwerte Hunderte von wissenschaftlichen Studien ignorieren, die schädliche gesundheitliche Auswirkungen bei Expositionen unterhalb des von diesen Sicherheitsgrenzwerten behaupteten Schwellenwerts dokumentieren.
Die ICBE-EMF fordert 2022 neue Grenzwerte
Die Internationale Kommission für die biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder (ICBE-EMF) argumentierte in ihrem >>> Artikel, dass die Expositionsgrenzwerte, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den 1980er Jahren beruhen, bevor Mobiltelefone allgegenwärtig waren, Kinder, Menschen mit elektromagnetischer Überempfindlichkeit, Industriearbeiter und die Öffentlichkeit nicht ausreichend vor unsicherer Exposition gegenüber der Hochfrequenzstrahlung von Mobiltelefonen und drahtlosen Geräten und Systemen schützen.
Die Besonderheiten von 5G werden nicht beachtet
Entgegen anhaltender und aktueller Bedenken hinsichtlich unzureichender Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen von HF-Strahlung mit komplexen neuartigen Modulationen und Pulssequenzen, insbesondere im Hinblick auf 5G, hat die ICNIRP ihre Bestimmung aus dem Jahr 1998 über Grenzwerte für die Pulsexposition aus den überarbeiteten Leitlinien für 2020 gestrichen. Folglich gibt es in der ICNIRP 2020 keine spezifischen Beschränkungen für Pulsmodulationen jeglicher Art mehr. Es ist zu beachten, dass die zeitlich gemittelte SAR über einen Zeitraum von 6 Minuten nicht ausreicht, um die einzigartigen Eigenschaften von Pulsmodulationen zu berücksichtigen oder die Auswirkungen von pulsmodulierten Expositionen zu erfassen, einschließlich des Mikrowellen-Audioeffekts, der ohne messbaren Temperaturanstieg und bei niedrigen SAR-Werten auftritt [18], [19]. Es ist allgemein bekannt, dass die Ergebnisse experimenteller Studien durch Unterschiede in den HF-Parametern und Expositionsbedingungen beeinflusst werden ...
Langzeitexpositionen werden ausgespart
Darüber hinaus bleibt die Frage der Anwendbarkeit der empfohlenen Grenzwerte für eine sichere Langzeitexposition gegenüber schwacher HF-Strahlung (im Gegensatz zu Expositionen von weniger als 6 oder 30 Minuten) offen. Die überarbeiteten Expositionsgrenzwerte sehen keine Anpassungen für mögliche Auswirkungen aufgrund von Langzeitexpositionen des Menschen vor. Es besteht der Eindruck, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur chronischen Toxikologie und Karzinogenität in Bezug auf HF-Expositionen unterhalb der in den bestehenden Expositionsrichtlinien und -normen festgelegten Basisgrenzwerte nicht ausreichend gewürdigt werden [14], [15], [16], [17], [20] ...
Die die IARC-Eingruppierung von „möglicherweise krebserregend“ (2011) muss auf Grund neuer Studienergebnisse korrigiert werden
Die IARC, eine zwischenstaatliche Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation, stuft die Exposition gegenüber HF-Strahlung als möglicherweise krebserregend für den Menschen ein [21], [22]. Die IARC hat die Aufgabe, die Erforschung der Krebsursachen durchzuführen und zu koordinieren. Sie bewertete die zugänglichen wissenschaftlichen Untersuchungen und kam zu dem Schluss, dass ihre Datenbasis zwar unvollkommen und begrenzt ist, insbesondere im Hinblick auf die Ergebnisse von Tierversuchen in Forschungslabors, dass aber epidemiologische Beobachtungen beim Menschen, die ein erhöhtes Risiko für den Gliom-Typ von bösartigem Hirnkrebs und für das gutartige Schwannom des Nervus vestibularis des Vestibulocochlearis bei starken oder langjährigen Nutzern von Mobiltelefonen aufzeigen, ausreichend belastbar sind, um eine Einstufung der HF-Strahlung von Mobiltelefonen als krebserregenden Faktor für den Menschen zu rechtfertigen.
Bezeichnenderweise wurden die Ergebnisse aus Tierversuchen, die der IARC fehlten, später durch den Bericht des U.S. National Toxicology Program (NTP) über zwei Arten von Krebs bei Laborratten geliefert, die lebenslang HF-Strahlung von 2G- und 3G-Mobiltelefonen mit Frequenzen unter 6 GHz ausgesetzt waren [23], [24]. Bei der Studie handelte es sich um die umfangreichste von Forschern des NTP durchgeführte Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von HF-Strahlung auf Tiere und wohl auch um die größte Studie zur Gesundheit von Tieren, die zu diesem Thema durchgeführt wurde. Die Ergebnisse enthielten statistisch signifikante und eindeutige Hinweise darauf, dass HF-Exposition die Entwicklung einer seltenen Form eines bösartigen Tumors (Schwannom) im Herzen männlicher Ratten verursachte, deren HF-induzierte Körpertemperaturerhöhung bei der höchsten SAR (6 W/kg) nicht mehr als 1 °C betrug ...
Im selben Jahr berichtete das Cesare Maltoni Krebsforschungszentrum des Ramazzini-Instituts in Bologna, Italien, über die Ergebnisse seiner großen Laborstudie zum Krebsrisiko bei Ratten, die 3G-HF-Strahlung ausgesetzt waren. Die Forschung umfasste eine Ganzkörperexposition des gleichen Rattenstamms, wie er vom NTP verwendet wird, entweder lebenslang oder vorgeburtlich bis zum Tod, unter Fernfeldexpositionsbedingungen [25]. Die berechneten Ganzkörper-SAR-Werte während des 19-Stunden-Tages für etwa zweijährige Expositionen betrugen 0,001, 0,03 und 0,1 W/kg. Eine statistisch signifikante Erhöhung des Auftretens von Schwannomen in männlichen Rattenherzen wurde für die 0,1-W/kg-HF-Exposition festgestellt. Es ist wichtig festzustellen, dass die Untersuchungen von NTP und Ramazzini zur HF-Exposition vergleichbare Ergebnisse für Herzschwannome und Hirngliome erbrachten. Somit ergaben zwei gut durchgeführte große Untersuchungen zur HF-Exposition von Tieren mit lebenslanger Exposition desselben Rattenstamms übereinstimmende Ergebnisse zur Karzinogenität ...
Die IARC-Eingruppierung in „krebserregend“ steht an
Die von der IARC angeforderten Tierdaten wurden vom NTP [25] und vom Ramazzini-Institut [26] geliefert, die die frühere Bewertung der epidemiologischen Humanstudien durch die IARC logisch und wissenschaftlich ergänzen, die die Einstufung der HF-Strahlung als mögliches Karzinogen durch die IARC stützen. Die neuesten Tierdaten sollten dazu beitragen, die Einstufung in die Kategorie "wahrscheinlich krebserregend", wenn nicht sogar auf eine höhere Stufe zu heben. Dennoch wurden sie bei der Überarbeitung umgangen, indem erklärt wurde, dass die Ergebnisse keine glaubwürdigen Beweise für schädliche Wirkungen durch chronische HF-Exposition liefern ...
Schlussfolgerung: Es müssen neue Grenzwerte festgelegt werden
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die überarbeiteten HF-Expositionsgrenzwerte nur die Erwärmung durch HF-Strahlung berücksichtigen. Diese Grenzwerte sind für die Begrenzung der kurzfristigen Erwärmung durch HF-Strahlung gedacht und zielen darauf ab, erhöhte Gewebetemperaturen zu verhindern. Sie sind daher nicht auf die Langzeitexposition bei niedrigen Werten anwendbar. Anstelle von Fortschritten in der Wissenschaft beruhen sie auf Annahmen, die auf veralteten Expositionsmetriken beruhen, und sind daher nicht in der Lage, Kinder, Arbeitnehmer und die Öffentlichkeit vor der Exposition gegenüber HF-Strahlung oder Personen mit Empfindlichkeit gegenüber elektromagnetischer Strahlung von drahtlosen Geräten und Systemen zu schützen. Außerdem beruhen die Grenzwerte auf veralteten Informationen und umgehen wichtige Tierdaten. Diese Probleme sind im Fall der Millimeterwellenstrahlung des 5G-Mobilfunks, für die es in der veröffentlichten Literatur keine angemessenen Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen gibt, noch relevanter. Schließlich gehen die Leitlinien nicht angemessen auf die Schlussfolgerungen wissenschaftlicher Organisationen wie der IARC ein. Daher sind viele der empfohlenen Grenzwerte unter dem Gesichtspunkt der wissenschaftlichen Rechtfertigung für die Sicherheit und den Schutz der öffentlichen Gesundheit fragwürdig.
Übersetzung: diagnose:funk, es gilt der >>> englische Originaltext.