Brennpunkt - Zusammenfassung: Das New Yorker Portal Microwave News von Louis Slesin hat die Geschichte der Salford-Studien über Wirkungen der nicht-ionisierenden Strahlung auf die Blut-Hirn-Schranke (BHS) aufgearbeitet.[1] Vor 20 Jahren publizierte Salford seine erste Studie zur BHS und Mikrowellenstrahlung. Die Untersuchungen wurden von 1992 bis 2011 durchgeführt. Prof. Leif Salfords Forschungsgruppen (Universität Lund, Schweden) fanden bei Ratten nach zweistündiger Bestrahlung mit GSM-Mobilfunkfrequenzen eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Albumin-Eiweiße und als Folge Neuronenschäden. Die Hirnschäden waren gut durch schwarze Flecken im Gehirn zu sehen.[2]
In einem BBC-Interview erläuterte Salford die Relevanz dieser Ergebnisse:
- „Diese Befunde sind gut auf den Menschen übertragbar. Sie haben die gleiche Blut-Hirn-Schranke und die gleichen Neuronen ... Es gibt gute Gründe dafür, anzunehmen, dass das, was im Rattenhirn passiert, auch im menschlichen Gehirn passiert.“ So bestehe auch die Möglichkeit, dass die Strahlung der Mobiltelefone bei einigen Menschen die Alzheimersche Krankheit auslösen könne. „Was wir sagen, ist, dass Neuronen, die anfällig für die Krankheit sind, schon früher stimuliert werden.“ Weiter erklärt Salford: „Wir können nicht ausschließen, dass sich einige Jahrzehnte täglichen Handy-Gebrauchs auf eine ganze Generation von Nutzern schon im mittleren Alter negativ auswirken“ (5. Februar 2003)[3]
Die Industrie erkannte sofort die Zeitbombe, die in diesen Ergebnissen tickt. Sie plante damals den Aufbau des Mobilfunks, und da konnte man solche Ergebnisse nicht gebrauchen. Louis Slesin, Editor des Portals Microwave News, war Zeitzeuge der nun folgenden Auseinandersetzungen um diese Studienergebnisse ab den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts auf internationalen Fachtagungen. L. Slesin stellt dar, mit welchen Methoden die Industrie in Zusammenarbeit mit der ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection) und - leider nicht erstaunlich - mit dem deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) - versuchte, die Salford-Ergebnisse zu widerlegen und aus der öffentlichen Debatte herauszuhalten. Ein Ergebnis, das Schädigungen nachweist und sogar im nicht-thermischen Bereich, durfte es nicht geben.
Die Ergebnisse von neun biologisch-medizinischen Studien der Salford-Gruppe prägten bis ca. 2010 die Diskussion, doch dann kamen die BHS-Studien aus dem Fokus. Folgestudien mit ähnlichen Ergebnissen anderer Forschungsgruppen wurden nicht mehr zur Kenntnis genommen. In den Mittelpunkt rückte die Auseinandersetzung um die REFLEX-Studien, die ein krebsauslösendes Potenzial nachwiesen. Auch gegen diese Ergebnisse liefen die Industrie, die ICNIRP und das BfS Sturm. Doch auch die REFLEX-Ergebnisse und ihre Seriosität wurden inzwischen bestätigt.[4]