Parlamentsdebatte zu Mobilfunk und WLAN in Kanada

... ernsthaftes Problem für die öffentliche Gesundheit
Über die Debatte im kanadischen Parlament berichtet das Canadian Medical Association Journal (CMAJ)

Parlamentsbericht fordert bezüglich WLAN zum Handeln auf.

„Ein Ausschuss von Abgeordneten aus allen wichtigen politischen Parteien hat einen  Bericht veröffentlicht. In ihm wurden die Sicherheitsrisiken von Handys und WLAN als „ernsthaftes Problem für die öffentliche Gesundheit“ beschrieben, das ein entschlossenes Handeln der Regierung erfordert, um die Bevölkerung darin zu unterstützen, „kabellose Geräte so zu benutzen, dass ihre Gesundheit und die ihrer Familien geschützt wird.“

Der Bericht des Ständigen Ausschusses zu Gesundheitsfragen des kanadischen Unterhauses wurde am 18. Juni veröffentlicht. Er gab 12 Empfehlungen  an die Regierung von Kanada.

Wegen sich widersprechender Aussagen von Bundesbeamten und zahlreichen anderen Zeugen bei einer dreitägigen Anhörung gab der Ausschuss der kanadischen Gesundheitsbehörde „Health Canada“ keine Empfehlung, die Sicherheitsgrenzwerte für die Exposition gegenüber Funkstrahlung zu ändern.

Der 10-köpfige Ausschuss empfiehlt jedoch, dass ein von Health Canada anerkanntes unabhängiges wissenschaftliches Gremium untersucht, „ob in anderen Ländern, wie Frankreich oder Israel, ergriffene Maßnahmen und Richtlinien zur Begrenzung der Exposition empfindlicher Teile der Bevölkerung, einschließlich Säuglinge und kleiner Kinder im schulischen Umfeld, gegenüber Funkstrahlung in Kanada übernommen werden sollten.“

Der Ausschuss empfiehlt Health Canada auch, „eine umfassende Überprüfung sämtlicher vorliegender Literatur zu Funkfrequenzfeldern und Krebsrisiken gemäß internationalen bewährten Methoden durchzuführen.“ Health Canada sollte „Offenheit und Transparenz bei ihrer Vorgehensweise“ bei dieser Sicherheitsüberprüfung gewährleisten. Dazu gehört es hervorzuheben, welche „Hinweise berücksichtigt wurden und welche nicht“, unterstreicht der Bericht. Dies widerspiegelt die bei einer kürzlichen Anhörung des Ausschusses geäußerten Besorgnisse über die wissenschaftliche Gründlichkeit bei der Festlegung der Richtlinien  der Health Canada.

Ein Augenmerk ist darauf zu richten, dass gewährleistet wird, dass „externe Fachleute vollständige Informationen erhalten, wenn sie unabhängige Überprüfungen durchführen und dass die wissenschaftliche Begründung für jede Änderung deutlich kommuniziert wird“, so die Empfehlung des Ausschusses. Der Ausschuss schlägt auch vor, dass die Canadian Institutes of Health Research (wichtigste staatliche Behörde Kanadas zur Finanzierung von Gesundheitsforschung) „erwägen, Forschung zum Zusammenhang zwischen Funkfrequenzfeldern und potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen zu finanzieren. Dazu gehören Krebs, Genschäden, Unfruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen und Verhalten, schädliche Auswirkungen auf die Augen, das Gehirn und das Herzkreislaufsystem sowie biologische und biochemische Wirkungen“.

Darüber hinaus sollte die kanadische Bundesregierung „eine Aufklärungskampagne zur sicheren Nutzung kabelloser Techniken ausarbeiten, wozu Handys und WLAN in wichtigen Umgebungen, wie der Schule oder der eigenen Wohnung gehören“. Gleichzeitig sollte sie „politische, bzw. gesetzgeberische Maßnahmen hinsichtlich der Vermarktung von Geräten mit Funkstrahlung  bei Kindern unter 14 Jahren erwägen, um sicherzustellen, dass diese sich der gesundheitlichen Risiken bewusst sind und wie diese vermieden werden können.“

Dr. Anthony Miller, ein emeritierter Professor der University of Toronto, diente als wissenschaftlicher Sekretär bei einer im Mai 2011 von der Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation abgeschlossenen wissenschaftlichen Überprüfung. Diese kam zu der Schlussfolgerung, dass Handys und andere kabellose Geräte wie schnurlose Telefone und WLAN-Sender möglicherweise (Gruppe 2B) – wenn auch nicht wahrscheinlich (Gruppe 2A) – krebserregend sind. Er sagte, er sei „sehr erfreut über das Ergebnis“ der Überprüfung des Ausschusses.

„Es wird interessant sein festzustellen, ob Health Canada irgendwie tätig wird“, fügte Miller hinzu. Bei seinen Aussagen vor dem Ausschuss bezeugte er, dass neue Forschung, die von Health Canada nicht beachtet wurde, „die Hinweise verstärkt, dass Funkfrequenzfelder nicht nur möglicherweise krebserregend für den Menschen sind, sondern wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“. André Gagnon, Sprecher von Health Canada sagte, dass „die Abteilung den Ausschussmitgliedern für ihre Arbeit dankt und dass sie gegenwärtig ihren Bericht überprüft. Die Regierung von Kanada wird auf den Bericht des Ausschusses zu gegebener Zeit antworten. Autor: Paul Christopher Webster, Toronto, Ontario, Kanada CMAJ 2015. DOI:10.1503/cmaj.109".

Artikel veröffentlicht:
05.12.2015
Autor:
Deutsche Übersetzung: diagnose:funk
Quelle:
Canadian Medical Association Journal (CMAJ)

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