16. Juni, Tag der Elektrohypersensibilität: Mahnwache in Berlin vor dem Kanzleramt

Am Freitag, 16.06.2023, dem internationalen Tag der Elektrohypersensibilität (EHS), machte eine Gruppe Betroffener in Berlin bei einer Mahnwache vor dem Kanzleramt auf dieses Krankheitsbild aufmerksam. Sie fordern von Bundesumweltministerin Steffi Lemke und von Bundesdigitalminister Volker Wissing mobilfunkfreie Zonen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, in öffentlichen Gebäuden, Schulen, Kindergärten und Kliniken. Diese Forderungen basieren auf entsprechenden Äußerungen zu politischen Optionen u.a. im Bericht des Technikfolgenausschusses des Deutschen Bundestags, in der Studie „Gesundheitliche Auswirkungen von 5G“ des Technikfolgenausschusses des EU-Parlaments (STOA) und der Landesärztekammer Baden-Württemberg.
Foto: Marion Schmidt

Mahnwache, Freitag, 16.06.2023, 11:00 bis 13:00 Uhr, vor dem Kanzleramt in Berlin

Mit einem Banner und gelben leeren Stühlen zeigen Elektrohypersensible: Wer durch Mobilfunkstrahlung krank wird, ist vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, kann sich an Orten wie Berlin-Mitte praktisch nicht mehr oder nur mit Abschirmkleidung kurzfristig aufhalten.

Die Berliner Zeitung berichtete ausführlich und respektvoll über die Mahnwache. Sie interviewte die Ärztin Dr. Cornelia Mästle:

  • "Mästle will zusammen mit Sympathisanten und Betroffenen vor dem Kanzleramt auf eine Krankheit aufmerksam machen, die nur wenige kennen: Elektrohypersensibilität (EHS). Was viele als Wahnvorstellungen eines Hypochonders abtun, sei tatsächlich eine medizinische Störung, die erhebliche Gesundheitsprobleme als Reaktion auf elektromagnetische Felder und Mobilfunkstrahlung auslöst, sagt sie. Da diese fast allgegenwärtig sind, bleiben Betroffene öffentlichen Veranstaltungen – wie etwa diesem Protest – oft fern, so Mästle."
WLAN im Zug: EHS können nicht anreisen!Foto: Marion Schmidt

In WLAN-verseuchten Abteilen der Bundesbahn können Elektrohypersenible nicht anreisen, gelbe Stühle vor dem Kanzleramt symbolisierten diese Diskriminierung!

Elektrohypersensible Menschen reagieren mit Kopfschmerzen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Erschöpfung, Schmerzen im Brustbereich oder Herzproblemen, wenn sie hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt sind, z.B. durch öffentliches WLAN, durch Smartphones anderer Menschen, durch WLAN aus Nachbarwohnungen oder durch Mobilfunkmasten. diagnose:funk beschreibt auf der Webseite diagnose-ehs.org die EHS-Symptome genauer und gibt Tipps zur Selbsthilfe und für behandelnde Ärzte.

 

Die politischen Empfehlungen zum Schutz von elektrohypersensiblen Menschen müssen endlich Konsequenzen haben!

 

Der Bericht des Technikfolgenausschusses des Deutschen Bundestags empfiehlt auf S. 156 als Maßnahmen unter dem Stichwort „Risikogovernance“ u.a.:

  • „Anpassung der Grenzwerte“
  • die Errichtung von „Schutzzonen [...], in denen z. B. die Verwendung von Mobiltelefonen oder die Errichtung von Sendeanlagen verboten oder stark eingeschränkt wird“
     

Die Studie „Gesundheitliche Auswirkungen von 5G“ des Technikfolgenausschusses des EU-Parlaments (STOA) schlägt auf S. 153 vor:

  • „Öffentliche Versammlungsorte könnten ‚HF-EMF-Verbotszonen‘ sein (wie beim Zigarettenrauchen), um die passive Exposition von Personen zu vermeiden, die keine Mobiltelefone oder Langstreckenübertragungstechniken nutzen, und so viele gefährdete ältere oder immungeschwächte Menschen, Kinder und elektrosensible Personen zu schützen.“
     

Der Wirtschafts- und Sozialausschuss der Europäischen Union (EWSA) schreibt in seiner Stellungnahme im Amtsblatt der EU vom 04.03.2022:

  • „Das Europäische Parlament, der EWSA und der Europarat haben anerkannt, dass Elektrosensibilität bzw. Elektrosensitivität eine Krankheit ist. Hiervon sind eine Reihe von Menschen betroffen, und mit der Einführung von 5G, für das eine viel höhere Dichte elektronischer Anlagen benötigt wird, könnte dieses Krankheitsbild häufiger auftreten.“
     

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg fordert in ihrer Stellungnahme zum Mobilfunk von 2021 u.a.:

  • „Schaffen von mobilfunkfreien Zonen u.a. in öffentlichen Einrichtungen (Bus, Bahn, Schule, Hochschule, Verwaltung, Kliniken) aber auch im privaten Bereich (Schlafzimmer)
  • Einrichtung einer Koordinierungsstelle zur Sammlung von Meldungen über ‚Mobilfunk-Nebenwirkungen‘, auch für Elektrosensible
     

Im Jahr 2014 erkannte das OVG Schleswig Elektrohypersensibilität als Krankheit an:

  • „Im anschließenden Klageverfahren verpflichtete das OVG die Bekl., die elektromagnetische Hypersensibilität des Klägers als Dienstunfall wegen Berufskrankheit anzuerkennen.“
     

diagnose:funk unterstützt die Forderungen der elektrohypersensiblen Menschen.

 

Hintergrund zur Studienlage zu EHS (siehe Kompass zur Studienlage)

Elektrohypersensibilität (EHS): Die Ursachen liegen in einem geschwächten Immunsystem und Vorerkrankungen. Die Überproduktion von freien Radikalen (s. Wirkmechanismus) mit der Folge entzündlicher Erkrankungen (Oxidativer Zellstress) schlägt sich bei EHS in Beschwerden nieder. Mehr dazu auf unserer Homepage www.diagnose-ehs.org.

Neue Publikationen: Die Studie von McCredden et al. (2022) dokumentiert Studien zu Wirkungen von EMF auf biologische Organismen und fordert, dass in der medizinischen Ausbildung die Wirkung von EMF integriert wird. Belpomme / Irigaray (2022) legen einen Überblick zu Erkenntnissen über EHS vor.

Zu EHS publiziert diagnose:funk das Buch „Die unerlaubte Krankheit“ von Renate Haidlauf
>>> Webseite zum Buch mit vielen Zusatzinfos zu EHS.

Der Grenzwert für Mobilfunkstrahlung liegt in Deutschland für LTE bei 10.000.000 Mikrowatt pro Quadratmeter (μW/m²). Aus umweltmedizinischer und baubiologischer Sicht sollte der Grenzwert auf 100 μW/m² gesenkt werden. Für Orte sensibler Nutzung sind max. 10 μW/m² empfehlenswert. Elektrohypersensible vertragen z.T. nur Werte unter 1 μW/m². Mobiltelefone senden und empfangen mit voller Bandbreite noch bei 0,00005 µW/m².

Warum die geltenden ICNIRP-Grenzwerte unwissenschaftlich und ohne Schutzfunktion sind, weist die unabhängige Grenzwertkommission ICBE-EMF in einer ausführlichen Studie nach: 

Publikation zum Thema

Buch Titelbild diagnose:funk
Preis: 16,90 EuroFormat: A5Seitenanzahl: 368 Veröffentlicht am: 01.11.2022 Bestellnr.: 905ISBN-13: 978-3982058528Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Die unerlaubte Krankheit.

Wenn Funk das Leben beeinträchtigt.
Autor:
Renate Haidlauf
Inhalt:
Mindestens zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind elektrohypersensibel – durch Funk erkrankt. Das entspricht über 1,2 Millionen Erwachsenen. In diesem Buch berichten 50 Betroffene, wie sie auf Funk reagieren und welche Konsequenzen das hat für ihre Familien, ihr Wohnumfeld, den Beruf und ihr ganzes Leben. „Unerlaubte Krankheiten“ ziehen sich durch die Geschichte des Industriezeitalters. Menschen erkrankten durch Asbest, fast hundert Jahre lang verschloss man die Augen davor. Es durfte nicht sein, weil es ein lukratives Produkt infrage stellen würde. So ging es im Bergbau mit PCB-verseuchten Ölen, mit giftigen Stäuben und Dämpfen im Druckgewerbe, mit der Strahlung von militärischen Radaranlagen, die bei Soldaten Krebs verursachte. Man erkannte die Zusammenhänge mit den gefährlichen Stoffen nicht an, in jahrzehntelangen Gerichtsverfahren wurden die Betroffenen zermürbt, in den wenigsten Fällen erhielten sie eine Abfindung. In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Menschen mit Kopfschmerzen und Schlafschwierigkeiten enorm erhöht. Sie suchen ärztlichen Rat, doch man findet keine Ursachen. Parallel dazu stieg auch die Funkbelastung durch WLAN, Sendemasten, Bluetooth etc. Solange Schmerzgeplagte und Schlaflose noch keinen Zusammenhang mit Funk erkennen, ist ihr Kranksein „erlaubt“. Stellen sie jedoch fest, dass ihre Beschwerden nachlassen, wenn sie WLAN und Co. vermeiden, dann wird ihr Urteilsvermögen schnell angezweifelt.
Artikel veröffentlicht:
17.06.2023
Autor:
diagnose:funk

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