Studie zu Mobilfunk und Fruchtbarkeit: Umweltministerin Lemke, klären Sie uns endlich auf!

Pressemitteilung von diagnose:funk, 9.11.2023
Studie der Uni Genf an Soldaten zeigt: Männliche Fruchtbarkeit sinkt durch Mobilfunkstrahlung – Befund durch Tierstudien bestätigt

Stuttgart, 9.11.2023: Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk fordert von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) eine ehrliche und faktenbasierte Aufklärungskampagne zu den Gesundheitsgefahren, die von Mobilfunkstrahlung ausgehen. Dazu gehört neben Krebs auch die verminderte männliche Fruchtbarkeit. Anlass für die Forderung ist die aufsehenerregende neue Studie der Universität Genf und des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts Basel: Fast 3.000 Rekruten der Schweizer Armee wurden u.a. zum Handygebrauch befragt und ihre Spermiendichte wurde untersucht. Fazit: 20 Prozent weniger Spermien bei häufiger Handynutzung (20-mal am Tag gegenüber einmal pro Woche). Tierstudien aus den letzten 10 Jahren bestätigen regelmäßig die Schädigung der Fruchtbarkeit.

„Tote Hose durch strahlendes Handy – das ist etwas zugespitzt das Resultat der neuen Studie. Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen erfahren, was die Wissenschaft über die Gefahren von Handystrahlung weiß, und wie man diese Gefahren verringern kann“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Dazu muss das zuständige Umweltministerium eine Aufklärungskampagne mit einfachen Verhaltensempfehlungen entwickeln. Diese neue Studie der Uni Genf mahnt zu Vorsorgepolitik und Information der Bevölkerung; das muss Umweltministerin Lemke nun dringend angehen.“

„Verstärkte Information der Bevölkerung“ schlägt auch der Bundestagsbericht zur Technikfolgenabschätzung von Mobilfunkstrahlung und Gesundheit vor (S. 17 unten), der im Februar 2023 vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags einstimmig verabschiedet und veröffentlicht wurde.

Mögliche Verhaltensempfehlungen sind:

  • Der Abstand (zum strahlenden Gerät) ist Dein Freund, also: Handy weg vom Körper, nicht ans Ohr (wegen Gehirn und Hörnerv) und nicht in die Hosentasche (wegen Fruchtbarkeit).
  • Zum Telefonieren und Musikhören ein kabelgebundenes Headset nutzen. So praktisch Airpods erscheinen, sie sind gesundheitsschädlich.
  • Am Smartphone und Tablet die Hintergrunddienste bzw. mobile Daten und Bluetooth (so oft wie möglich) ausschalten.
  • WLAN am Router und an allen onlinefähigen Geräten (Laptop, TV etc.) mindestens nachts ausschalten, verkabelten Internetanschluss bevorzugen.

Die verminderte männliche Fruchtbarkeit durch Mobilfunkstrahlung ist durch internationale Studien seit Jahren gut dokumentiert:

Die Schweizer Studie ist eine epidemiologische und keine klinische und hat deshalb nicht die zellulären Ursachen der Schädigung untersucht. Sie weist eine statistische Korrelation, aber keine Kausalität nach. Die Forschenden legen sich nicht auf kausale Zusammenhänge fest, sondern verweisen auf Ergebnisse bisheriger Forschung (Übersetzung durch diagnose:funk):

  • „Experimentelle Studien an Ratten haben ergeben, dass RF-EMF den Keimzellzyklus beeinträchtigen, das Absterben von Spermien erhöhen und histologische Veränderungen in den Hoden verursachen können (20-23). RF-EMF-Exposition wurde auch mit einer signifikanten Zunahme abnormaler histologischer Veränderungen in den Hodenkanälchen in Zusammenhang gebracht, was auf eine Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit bei Mäusen hinweist (24).“
  • „Beim Menschen haben Beobachtungsstudien, die den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und der reproduktiven Gesundheit untersuchten, in erster Linie eine hohe Nutzungshäufigkeit von Mobiltelefonen mit einer verminderten Beweglichkeit, Morphologie und Lebensfähigkeit von Spermien in Verbindung gebracht, obwohl die Auswirkungen auf die Spermienkonzentration nicht so eindeutig waren“
  • „.... RF-EMF könnte indirekt auf die Spermienqualität wirken, indem es Veränderungen der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse und der Sekretion der gonadotropen Hormone, luteinisierendes Hormon, follikelstimulierendes Hormon und des Sexualsteroids Testosteron bewirkt (18, 20, 23, 41, 56-59). Es wurden bereits mehrere Wirkmechanismen vorgeschlagen, um die nachteiligen Auswirkungen von RF-EMFs auf Spermaparameter zu erklären, aber keiner wurde bisher bestätigt. Dazu gehören die Rolle von Kinasen im zellulären Stoffwechsel (21, 60), DNA-Schäden, oxidativer Stress (24, 26, 30, 61, 62), thermische Einwirkungen sowie Veränderungen in der Aktivität von Magnetitpartikeln, die zelluläre Prozesse beeinflussen (63).“

Weitere Hintergrundinfos zur neuen Studie und zum Thema Fruchtbarkeit: https://www.diagnose-funk.org/2020

Artikel veröffentlicht:
09.11.2023
Autor:
Matthias von Herrmann
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