Modell St. Galler Wireless: Mehr Daten mit weniger Strahlung
Die meisten der herkömmlichen innerstädtischen Mobilfunksender sind sog. Makrozellen mit effektiven Abstrahlleistungen von 200 bis 1.600 Watt (5 bis 40 Watt Eingangsleistung). Diese verursachen im direkten Umfeld i. d. R. extrem hohe Immissionen. Für die Versorgung verdichteter Siedlungsräume wie Innenstädte und Großstädte, braucht es daher andere Versorgungskonzepte.
St. Gallen in der Schweiz war die erste Stadt in Europa, die mit ihrer „Pilotinstallation St. Galler Wireless“ erste Schritte in Richtung einer strahlungsarmen Mobilfunkversorgung in einer Großstadt geplant und im Jahr 2012 umgesetzt hat. Das eigentliche Ziel war, zusammen mit den Mobilfunkbetreibern ein gemeinsames, leistungsfähiges, aber strahlungsarmes Netz aufzubauen, um die bereits vorhandenen vielerorts viel zu hohen Immissionen zu senken und gleichzeitig die Kapazität massiv zu erhöhen. Denn seit Mitte der 2000er-Jahre ist nicht mehr die generelle Erreichbarkeit der Treiber des Ausbaus der Mobilfunknetze, sondern der ständig steigende Datenverkehr.
Die Grundsätze des St. Galler Wireless sind bis heute beispielgebend:
- Die Indoorversorgung basiert auf Glasfaseranschlüssen für jeden Nutzer
- Es gibt nur ein Mobilfunknetz für alle Nutzer
- Die Strahlenbelastung an Sendeanlagen und Endgeräten reduzieren
- Die Datenkapazität der Mobilfunknetze wird erhöht durch
- die Trennung der Indoor- und Outdoorversorgung
- ein Kleinzellennetz – die Funkstrecke so kurz wie möglich
- Router/Access-Points werden gegenüber Gebäuden abgeschirmt oder so montiert, dass die Einstrahlung in Gebäude minimiert ist
Da sich der Nutzer immer nahe an einer Funkzelle befindet, kann bei so einem Konzept mit minimaler Leistung gefunkt werden, sowohl von der Zelle als auch vom Nutzer.
Kleinzellenversorgung in der Innenstadt von St. Gallen:
Die Strahlung der Femtozelle beträgt bei einem Abstand von 10 m ca. 80 μW/qm und hinter einer Hauswand bereits weniger als 1 μW/qm.
Innenstädte brauchen andere Versorgungskonzepte. St. Gallen zeigt, wie es gehen könnte.
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