3.2 Empfehlungen für Kindergärten und Grundschulen

Die jetzt schon erkennbaren Risiken für Kinder und Jugendliche erfordern eindringlich Vorsorgemaßnahmen vor allem für Kinder.

Im September 2013 veröffentlichte das Umweltbundesamt unter anderem zusammen mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen Ratgeber für Eltern mit dem Titel „Umwelt und Kindergesundheit – gesünder groß werden“ [82], der diese Forderung bestätigt und entsprechende Vorsorgemaßnahmen empfiehlt. Im Kapitel „Elektromagnetische Felder“ heißt es:

Infolge der langen Entstehungszeit von Krebserkrankungen und der vergleichsweise kurzen Zeit der Nutzung der Mobilfunktechnik in der breiten Bevölkerung ist aber noch nicht mit hinreichender Sicherheit geklärt, ob eine Langzeitbelastung über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren möglicherweise doch ein gesundheitliches Risiko birgt. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die die Funktechniken vermutlich wesentlich länger nutzen werden als die heutigen Erwachsenen und die zudem empfindlicher sein könnten als Erwachsene. Daher rät das BfS auch weiterhin zu Vorsorgemaßnahmen – ganz besonders für Kinder. …

Derzeit wird neben dem Mobilfunk besonders Wireless-LAN (WLAN) für den kabellosen und mobilen Internetzugang genutzt. … Wegen der zunehmenden Nutzung von Funkanwendungen sollten Sie darauf achten, dass bei jeder einzelnen Funkanwendung die Belastung so gering wie möglich ist. … Die beiden Grundregeln „Abstand halten“ und „die Dauer der Belastung verringern“ helfen dabei, ein mögliches Risiko zu vermindern...

Im Infokasten des BfS-Ratgebers heißt es dann:

  • Stellen Sie den WLAN-Access-Point oder den WLAN-Router möglichst nicht in unmittelbarer Nähe der Orte auf, an denen Sie und Ihr Kind sich ständig aufhalten.

  • Falls Sie das Internet in der Wohnung nur an einem festen Arbeitsplatz nutzen, ist eine Kabelverbindung zwischen Modem und Computer vorzuziehen.

  • Wenn es möglich ist, schalten Sie den WLAN-Access-Point oder den WLAN-Router während der Nacht ganz aus.

Die Unsicherheit bei der Beurteilung von Langzeitrisiken, also bei einer Nutzungsdauer von mehr als 10 Jahren, auch bei Strahlungsintensitäten unterhalb der Grenzwerte ist auch aus der Sicht des BfS das Hauptproblem und der Hauptgrund für Vorsorgemaßnahmen. Dass diese Problematik sehr ernst zu nehmen ist, zeigt die zunehmende Verschlechterung des Gesundheitszustands von Kindern und Jugendlichen in den letzten 15 Jahren, an der die Mobilfunkexposition einen nicht unerheblichen Anteil hat (Kapitel 2.6).

Generell gilt für Kindergärten und Schulen, dass es bei der Entwicklung von Medienkompetenz keinen Grund gibt, funkbasierte digitale Endgeräte und die darauf laufenden Anwendungen auf Funkbasis (WLAN) einzusetzen. Digital unterstütztes Lernen sollte in jedem Fall kabelgebunden durchgeführt werden und auf die Annehmlichkeiten der völligen Bewegungsfreiheit durch mobile Endgeräte sollte solange verzichtet werden, bis flächendeckende Infrastrukturen auf VLC-Basis eingerichtet werden können. Weiterhin sollten sowohl Erzieherinnen, der Lehrkörper und anwesende Eltern ihr eigenes Handy / Smartphone in den „Flugzeugmodus“ schalten, damit es nicht zu einer Anhäufung der einzelnen Strahlungsanteile kommen kann.

  • Kindergärten sollten daher WLAN grundsätzlich nicht einrichten und die Nutzung von digitalen Bildschirmmedien, insbesondere von mobilen körpernah betriebenen Geräten, vermeiden. Die Gehirnentwicklung der Kinder würde sonst unverantwortlich gefährdet, da sie unter anderem einem erhöhten Risiko ausgesetzt werden, Verhaltensstörungen zu entwickeln (Kapitel 2.6). Auch aus entwicklungspsychologischer und neurologischer Sicht wird dies in den Büchern und Schriften von Lembke, Spitzer, Teuchert-Noodt u. a. detailliert nachgewiesen (vgl. Buchhinweis auf S. 11).
  • Grundschulen sollten zu allererst auf kabelgebundene Lösungen bei der Nutzung des Internets setzen! Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 und 2 sollten grundsätzlich von jeglicher Bestrahlung verschont bleiben. Darüber hinaus gilt: Kinder und Jugendliche brauchen eine Verwurzelung in der Realität, bevor sie der Virtualität ausgesetzt werden. Ihr Gehirn entwickelt sich besser, wenn kein Tablet oder Smartphone reale Welterfahrung durch ihre Angebote ersetzt. Wir brauchen mindestens bis einschließlich der Grundschule mobilfunkfreien Unterricht und einen sparsamen Einsatz kabelgebundener Computer, damit Kinder die Lernerfahrungen machen, die zu ihrem Entwicklungsstand passen.

Für den Fall, dass WLAN bereits eingesetzt wird und nicht durch Kabel ersetzt werden kann, sollte die Nutzungsdauer auf möglichst kurze Zeiten begrenzt und die WLAN-Sender der mobilen körpernah betriebenen Geräte, als auch der Access-Points stets ausgeschaltet werden, wenn sie nicht gebraucht werden. Darüber hinaus reagieren manche Kinder bereits nach kurzer Bestrahlungsdauer mit Kopfschmerzen und anderen Befindlichkeitsstörungen. Dann sollte immer auch die Strahlung als Ursache unter Verdacht genommen werden. Verschwinden die Beschwerden nach Abschalten der Strahlung, ist dies ein ernstzunehmendes Indiz dafür, dass die Bestrahlung Auslöser für die Beschwerden war.

Hinweis zum Datenschutz: Das Smartphone wird als Superwanze bezeichnet, Internet & WLAN können problemlos abgehört werden. Jeder Klick, jeder Facebook-Eintrag wird von dutzenden Firmen gespeichert, um Personenprofile, einen digitalen Zwilling, zu erstellen. Mit der Einführung der digitalen Endgeräte und WLAN in Schulen würde die Überwachung auch auf die Schulzeit ausgedehnt. Vor der Einführung der digitalen Geräte muss die Politik dieses Risiko zwingend gesetzlich regeln, so wie in den USA, wo das Tracken von Schülerdaten durch den Children's Online Privacy Protection Act (COPPA) von 1998 verboten ist.

Die unten stehende Broschüre enthält die wichtigsten Schlussfolgerungen aus dem Medienratgeber. Sie informiert in kompakter Form über Risiken heutigen Medienkonsums: Altersspezifisch von der Schwangerschaft bis ins Jugendalter.

 

Publikation zum Thema

Format: DIN langSeitenanzahl: 32 Veröffentlicht am: 10.10.2018 Bestellnr.: 371Sprache: Deutsch

Medienkonsum und Mobilfunkstrahlung

Empfehlungen für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes
Autor:
Kompetenzinitiative e.V., diagnose:funk, Stiftung für Kinder
Inhalt:
Dieser neue Flyer für Eltern, Familien und die pädagogische Praxis informiert in kompakter Form über Risiken heutigen Medienkonsums: Altersspezifisch von der Schwangerschaft bis ins Jugendalter, thematisch von den Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung bis zu suchtähnlichen Erscheinungsweisen. Er gibt praktische Tipps für eine altersgerechte, ausgewogene und gesunde Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Besonders geeignet für Eltern, Familien, KiTas, Schulen, Bildungseinrichtungen, pädagogische, ärztliche, soziale und verwandte Tätigkeitsbereiche. In Zusammenarbeit mit: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) – AK Immissionsschutz / Elektromagnetische Felder, Europäische Akademie für Umweltmedizin e.V. (EUROPAEM), Pandora | Stiftung für unabhängige Forschung, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN).
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Gert Scobel
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