Die fünfte Generation des Mobilfunks: 5G

Die geplante Installation von hunderttausenden neuen Mobilfunkmasten und Kleinzellen für 5G und WLAN werden Stadt und Land lückenlos mit elektromagnetischen Feldern verseuchen. Funklöcher sollen verschwinden. Doch die alarmierenden Ergebnisse der Forschungen zu 5G veranlassen Wissenschaftler, einen Ausbaustopp zu fordern. „5G ist Russisch Roulette“ – so warnen zwei US-Radiologen in einem Brandbrief im International Journal of Radiation Oncology. [31] Inzwischen gibt es sechs öffentlich bekannte Untersuchungen zu 5G mit besorgniserregenden Ergebnissen: Mikrowellenstrahlung im Millimeterwellenbereich, also 27 GHz und 60 GHz, mit welchen das hochfrequente 5G zukünftig arbeiten soll, koppelt sich z.B. über Hautdrüsen in den Organismus ein und das mit unkalkulierbaren Risiken. Forschergruppen fordern einen Ausbaustopp, bis medizinische Risiken geklärt sind. [32] Der weltweit renommierte Schweizer Wissenschaftler Niels Kuster warnt in einer neuen Arbeit davor, dass bereits nach kurzer Einwirkzeit von Millimeterwellen dauerhafte Gewebeschäden entstehen könnten. Deshalb sei eine erneute Prüfung der Expositionsrichtlinien dringend angeraten. [33] Appelle von Wissenschaftlern, Beschlüsse von Ärzteverbänden, in Deutschland von der IPPNW, und auch der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) fordern den Stopp von 5G.

Wie berechtigt diese Forderung nach einem Moratorium und einer Technikfolgenabschätzung ist, zeigt der erste Review zu Millimeterwellen von Simko / Mattson (2019). In ihm werden 94 Studien analysiert: „Achtzig Prozent der in vivo-Studien zeigten Reaktionen auf die Exposition, bei 58% der in vitro-Studien wurden Effekte nachgewiesen.“ Es wurden sowohl thermische als auch nicht-thermische Effekte bei unterschiedlichsten Feldstärken nachgewiesen. Simko et al. schreiben: „Die verfügbaren Studien liefern keine ausreichenden und zufriedenstellenden Informationen für eine aussagekräftige Sicherheitsbewertung oder zu der Frage nach nicht-thermischen Effekten. Es besteht Forschungsbedarf zu folgenden Themen: lokale Wärmeentwicklung auf kleinen Oberflächen, z.B. Haut oder Auge, und zu anderen Umwelteinflüssen.“ Es wird auch dezidiert der Forschungsbedarf zur Wirkung auf Insekten angesprochen. In einer Analyse für die EU-Kommission zu 5G wird festgestellt, dass niemand gesichert wisse, wie sich die 5G-Installation auf die menschlichen Zellen, auf alle Lebewesen und die Natur auswirken werde.

Die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Dr. Inge Paulini, erklärte zu den Risiken des 5G-Ausbaus: „Die Personengruppen, die wir besonders im Fokus haben, die besonders schützenswert sind – sind Kinder, Säuglinge, Kranke, alte Menschen. Der Ausbau der 5G-Netze sollte auf jeden Fall so erfolgen, dass sensible Orte, Orte, wo diese Menschen sich aufhalten – Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, – dass die erst einmal ausgenommen werden.“ [34]

Mit diesem Statement zu sensiblen Personen und Orten hat Dr. Inge Paulini den Städten und Gemeinderäten – eher unfreiwillig – interessante und wichtige Hinweise zur kommunalen Planung gegeben. Denn, nicht nur die Gebiete um „Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser“ müssten demnach bei der Aufstellung von 5G-Sendern ausgenommen werden, sondern auch alle Wohngebiete, in denen sich „Kinder, Säuglinge, Kranke und alte Menschen“ aufhalten und, nicht zu vergessen, auch ganz „normale“ und stark elektrosensible Menschen.

Dr. Paulini korrigiert damit im Grunde ihre Behauptung, es lägen keine Forschungsergebnisse zu Risiken der Mobilfunkstrahlung vor, die eine Vorsorgepolitik erforderten. Die von Dr. Paulini geäußerte „Sorge“, es sei offen „was geschieht, wenn etwa unterschiedliche Betreiber am gleichen Ort Sendeleistung aufbauen“, ist mehr als vage formuliert und es drängt sich geradezu eine Vorsorge-Verpflichtung auf, denn das Strahlungsniveau wird sich durch 5G vervielfachen. [35] Der achte Mobilfunkbericht der Bundesregierung bestätigt dies: „Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet rasant voran. Dies wird zu einer starken Zunahme der drahtlosen Kommunikation insgesamt, mit vermehrtem Einsatz elektromagnetischer Felder und damit auch zu einer insgesamt höheren Belastung der Bevölkerung führen.“ [36]

diagnose:funk verurteilt die geplante Einführung von 5G als verantwortungslosen Feldversuch an Mensch, Tier und Natur und hat acht Forderungen für eine strahlungsminimierte  Mobilfunkversorgung aufgestellt. Wir unterstützen die bundesweite Kampagne für einen Stopp von 5G, ein Moratorium (Aufschub), wie das bereits in Brüssel, Genf, Florenz und im Kanton Jura gemacht wurde. [37]

Im Jahr 2017 haben sich 180 Ärzte und Wissenschaftler zusammengeschlossen und ein 5G-Moratorium gefordert. [38] Sie warnen davor, «Millionen von Menschen einem Experiment mit unklaren Auswirkungen auf die Gesundheit auszusetzen». Weltweit und national folgten dutzende Petitionen. Auch die Schweizer Ärzte für Umweltschutz reagierten. Schon im Dezember 2017 warnten auch sie in einer Medienmitteilung vor einer Einführung von 5G. [39] Die „IPPNW – Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.“ – hat auf ihrem Jahrestreffen 2019 auch ein Moratorium für 5G gefordert, ebenso die Vereinigungen der österreichischen und italienischen Umweltmediziner.

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Kindergärten, Schulen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser dürfen nicht verstrahlt werden.

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Protest in Bildern

Protest Mai 2019 in Fellbach Bild: Rolf Zöllner

3000 Berner auf der Straße

5G-Kundgebung in Bern 2019 Bild: Martin Zahnd
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