Überall in Deutschland entstehen Bürgerinitiativen. Sie erleben, wie ohne Information der Bevölkerung neue Sendemasten aufgebaut werden. Auf der Seite von Regio-TV heißt es:
- "Bereits Ende 2019 wird in der Amsterdamer Straße in Böblingen eine neue Mobilfunkantenne installiert. Nur rund 100 Meter neben einer bereits bestehenden Antenne und ohne die Informationsweitergabe an die Bewohner, so einige Stimmen. Seitdem ist der Aufschrei groß. Zu viel Angst haben Anwohner der Straße vor der Strahlenbelastung. Und tatsächlich zeigt eine Umfrage des Bundesamts für Strahlenschutz, dass über die Hälfte der Deutschen Bedenken hat, wenn es um Strahlung von Mobilfunkmasten geht. Dabei sollte es doch eigentlich keinen Grund zur Sorge geben, schließlich gibt es doch einen von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) vorgegebenen Grenzwert zur Strahlenemission. Dieser Grenzwert wird allerdings in Frage gestellt, unter anderem von Jörn Gutbier, dem ersten Vorsitzenden der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation „Diagnose Funk“. Ein Streit, der, sollte sich die Stadt nicht einsichtig zeigen, vermutlich in die Verlängerung geht"(Sendung vom 30.10.2020).
Wie man die Proteste in den Griff bekommen könnte, dazu hat der Deutsche Städte- und Gemeindebund im September 2020 eine Anleitung für alle Kommunen herausgegeben, verfasst vom IZMF (Informationszentrum Mobilfunk), der Propagandazentrale der vier Mobilfunkbetreiber.[1] In dieser werden Risiken geleugnet und die Kritiker sogar in eine Verschwörungs-Ecke gestellt. Dass Behörden sich ihre Papiere von der Industrie schreiben lassen, ist vielsagend. Der Duktus des Papieres macht dazuhin den Eindruck, liest man die Quellenangaben, dass der Text und die Taktik, wie man BürgerInnen manipulierend in die Irre führt, von den bekannten Akzeptanzmanagern des dialogik-Institutes mit verfasst wurden.[2]
Das Papier ist guter Anschauungsunterricht für Initiativen. Selbst das in diesem Papier vorgeschlagene Alibi-Bürgerbeteiligungs-Modell (S.13), um Masten reibungslos durchzusetzen, ist den Mobilfunkbetreibern zu lästig. Die Arroganz und Kompromisslosigkeit der Mobilfunkbetreiber bei der Durchsetzung von Standorten und ihre Ablehnung von Mobilfunkkonzepten mit Beteiligung der Bürger provoziert derzeit bundesweit trotz des Lockdowns den Widerstand.
Quellen
[1] IZMF&DStGB (2020): Infobaukasten Mobilfunk 1/4. Dialog und Kommunikation
[2] Siehe dazu unseren Artikel: Mit Akzeptanz-Managern gegen 5G-Proteste. Im Argumentationsnotstand: Regierungen rekrutieren Risikokommunikatoren, https://www.diagnose-funk.org/1602, Artikel 12.08.2020; Dialogik-Institut:https://www.dialogik-expert.de/de/team