Digitalpakt#D: Erklärung von 37 Wissenschaftlern

Protest gegen 'Lernfabrik 4.0'
PRESSEMITTEILUNG der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. / "Trojaner aus Berlin: Digitalpakt#D": Erklärung von 37 Wissenschaftlern und Pädagogen zum „Digitalpakt#D“ von Bundeswissenschaftministerin Wankas vor dem IT-Gipfel "Digitale Bildung" in Saarbrücken am 15.11.2016.

Unter dem Titel "Trojaner aus Berlin: Digitalpakt#D" formulieren 37 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaftler sowie Pädagogen – ihre inhaltliche Kritik an dem von Bundeswissenschaftsministerin Wanka initiierten „Digitalpakt#D“. Fast 900 BürgerInnen vieler Berufsgruppen haben sich in kurzer Zeit der Online-Petition angeschlossen, u.a. weitere Hochschullehrer, Lehrer, Ärzte und besorgte Eltern.

Der "Digitalpakt#D" verspricht den über 40.000 Schulen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren 5 Mrd. Euro für Investitionen in Hardware. Eine staatliche Subventionspolitik ohne erzieherischen Nutzen. Die Weichen im  Erziehungswesen sollen damit in die Richtung gestellt werden, die industriellen Interessen nützt.

Mit seinem Digitalpakt greift das BMBF dabei nicht nur in die Hoheit der Länder in Bildungsfragen ein, sondern auch in die Lehrerbildung und die Curricula der Universitäten und Pädagogischen Hochschulen. Vor allem aber ist er ein direkter und massiver Eingriff in die Lehr- und Methodenfreiheit jeder einzelnen Lehrerin oder jedes einzelnen Lehrers. Denn die Gestaltung des Unterrichts und der Einsatz von (analogen wie digitalen) Medien entscheiden Lehrkräfte. Dass der Pakt ein Vielfaches an Folgekosten für Updates, Techniker und Softwarelizenzen nach sich zieht, rundet das Doppelgesichtige des Paktes ab. Am Schluss der Erklärung heißt es daher:

"Der „Digitalpakt#D“ ist Teil einer Neudefinition von Schule und Unterricht auf dem Weg zu einer zunehmend vollautomatisierten, digital gesteuerten „Lernfabrik 4.0“. Lehrkräfte werden zu Sozialcoaches und Lernbegleitern degradiert. Statt Unterricht ist die automatisierte Belehrung durch Computerprogramme und Sprachsysteme das Ziel. Diese Konzepte kommen nicht aus der Pädagogik, sondern aus der Kybernetik und dem Behaviorismus.“ EU-Präsident Martin Schulz schrieb schon 2014: ‘Internetkonzerne und Geheimdienste wollen den determinierten Menschen. Wenn wir weiter frei sein wollen, müssen wir uns wehren und unsere Politik ändern.‘ Das gilt insbesondere für die Bildungspolitik, die sich von der Fixierung auf Digitaltechnik lösen und sich wieder den Menschen und ihren Lern- und Bildungsprozessen zuwenden muss, damit auch die kommenden Generationen eine humane und demokratische Zukunft haben."

Die Erklärung "Trojaner aus Berlin. Der„Digitalpakt#D“" kann auf der Homepage der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (bildung-wissen.eu) mit der Liste der Erstunterzeichner heruntergeladen und dort online unterzeichnet werden.

Pressekontakt:

Prof. Dr. R. Lankau, Fak. M+I, HS Offenburg, Badstr. 24, 77652 Offenburg | bildung-wissen.eu | futur-iii.de | ralf.lankau@bildung-wissen.eu, Tel.: 0049 (0)781 205 134 / 0049 (0)781 9495 070

Dr. Matthias Burchardt, Institut für Bildungsphilosophie, Anthropologie und Pädagogik der Lebensspanne, Universität zu Köln, Alberts-Magnus-Platz, 50931 Köln, Tel.: 00-49-(0)221-470-4114

Peter Hensinger, Bismarck. 63, 70197  Stuttgart, Tel: 0049 (0)711 638 108

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