Digitalfunk für Behörden mit Sicherheitsaufgaben (BOS)

TETRA: Was Nutzer und Anwohner wissen sollten
Seit den 90er-Jahren arbeiten staatliche Stellen an der Einführung eines neuen Funksystems für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Was anfangs als modern galt, war schon zum Vertragsabschluss 2003 hoffnungslos veraltet.

Erfahrungen aus dem In- und Ausland haben gezeigt, dass der geplante digitale Behördenfunk mit dem TETRA-System nicht einwandfrei funktioniert, eine Kostenexplosion droht und mögliche gesundheitliche Risiken nicht geklärt sind. Darum unterstützen der Bund Naturschutz in Bayern und die ÖDP das von Diagnose:Funk geforderte Moratorium.

Update 2021:

diagnose:funk warnt seit 2010 vor dem Einsatz der veralteten TETRA-Technik, insbesondere im Katastrophenfall. Die Überflutungskatastrophe 2021 hat nun leider verdeutlicht, dass die vermeintlich so sichere Technik genau dann versagt, wenn sie am dringensten benötigt wird. Darüber hat die Wirtschaftwoche am 27. Juli 2021 berichtet >>>

Im Ebersberger Teil der Süddeutschen Zeitung vom 13.08. berichtete ein Nofallsänitäter, der sowohl bei der Münchner Berufsfeuerwehr als auch bei einer Freiwilligen Feuerwehr im Landkreis tätig ist, über seinen Einsatz im Katastrophengebiet Ahrweiler, wo es u.a. heißt:

„Sehr eindrücklich beschreibt er auch, dass kaum Kommunikation möglich war. „Es funktionierte nichts. Kein Handy, kein Telefon, kein Digitalfunk. Nur der alte BOS-Analog-Funk“, sagt Schmidt. Ihm zufolge sei die fehlende Kommunikation das Hauptproblem für die Rettungsleute im Einsatzgebiet gewesen.“ …..

Wir haben uns immer gewünscht, dass wir uns irren. Aber beim TETRA-System ist alles eingetroffen, was wir vorhergesagt haben:

  • Kostenexplosion - bei der die Behörden schon lange aufgehört haben, aktuelle Zahlen zu präsentieren. Irgendwann um 2014 waren es über 12 Mrd. Euro, die hier versenkt wurden.
  • Untauglichkeit im echten Katastrophenfall - s.o. u.v.a.m.
  • Keine weitere Alltagstauglichkeit über die reine Sprachfunktion hinaus.
  • Gesundheitsschädliche Auswirkungen im Betrieb >>>
  • Analogfunk bleibt vorerst die einzig sichere Alternative, insbesondere für Feuerwehreinsätze (weil kein Anmelden und digitalisierte Übersetzungen notwendig sind und es keine abrupte Funkabbrüche gibt)
  • etc.

Bei oder mit den staatlichen Stellen wurde wieder mal ein ´Depp` gefunden, dem die Industrie ein völlig veraltetes, überteuertes, untaugliches, gesundheitschädliches System verkaufen konnte. Offiziell in Betrieb (!?...) durfte es der ehem. SPD-Außenminister Otto Schily nehmen und die nachfolgenden Regierungen im Bund und die Landesparlamente aller Couleur haben munter daran weitergemurkst...

Wissenswertes zum Thema Digitalfunk / TETRA

  • TETRA hat keine Zukunft. International wird die Ablösung bzw. Ergänzung dieses Standards wegen mangelnder Leistungsfähigkeit und bekannter Unzulänglichkeiten diskutiert.
  • Bis zur Herstellung der versprochenen Leistungsfähigkeit eines modernen Sicherheitsfunk-Systems müssen somit weitere Steuer-Milliarden aufgebracht werden.
  • Der TETRA-Digitalfunk muss überall funktionieren. Die Kosten für zusätzliche Sendeanlagen (z.B. in großen Gebäuden, U-Bahnen, hügeligen Landschaften) sind noch gar nicht berücksichtigt.
  • TETRA wird die Zunahme der Elektrosensibilität beschleunigen. Die gesellschaftlichen Folgekosten, bedingt durch zunehmende gesundheitliche Beeinträchtigung, sinkende Leistungsfähigkeit und zunehmende Erkrankungen, werden steigen.
  • TETRA hat im Betrieb wesentliche Sicherheitsmängel, insbesondere bei ungeplanten Großeinsätzen.
  • TETRA-Handfunkgeräte und die Fahrzeug-Sendeanlagen stellen eine Belastung für die Gesundheit der Systemnutzer bzw. Rettungskräfte dar.
  • TETRA-Stationen senden immer, der Analogfunk nur bei Bedarf. Damit erhöht sich die Grundlast der Dauerbestrahlung, sowie die des Stromverbrauchs.
  • TETRA wird eingeführt wider besseren Wissens um die gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlung. Vorhandene Erkenntnisse werden ignoriert, die Ergebnisse einer derzeit laufenden Langzeitstudie bei den britischen Polizeibehörden sollen erst 2018 vorliegen. Die Laufzeit einer Studie der Charité Berlin endet im September 2013 - dann wenn alles aufgebaut sein soll.
  • Erhebliche Wertverluste von Immobilien in der Nähe von Sendestandorten sind absehbar.
Titelbild Ratgeber 2Contrastwerkstatt - Stock.Adobe.com

Probleme

Technische und gesundheitliche Risiken Tauglichkeit, Finanzierbarkeit, Sicherheit, Gesundheits- und Arbeitsschutz: zu den digitalen Funkgeräten der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben gibt es nach wie vor offene Fragen. weiterlesen

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TETRA: Funk ohne Rettung?

Artikel in 'Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht' Richter am VG a. D. Bernd Irmfrid Budzinski zum neuen Polizei-, Behörden- und Rettungsfunk BOS. weiterlesen

Publikationen

Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht 2012, 1593Format: A4Veröffentlicht am: 16.01.2013 Herausgeber: Verlag C.H.BECK oHG. Veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis des Verlags.

TETRA: Funk ohne Rettung?

Der neue Polizei-, Behörden- und Rettungsfunk BOS
Autor:
Richter am VG a. D. Bernd Irmfrid Budzinski
Inhalt:
26 bayerische Gemeinden beschlossen ein „Funk-Moratorium“ gegen den von der Landesregierung energisch forcierten Aufbau des neuen Polizei- und Rettungsfunknetzes „TETRA“, gut 160 weitere leisten gegen den Ausbau Widerstand. Gemeinden in anderen Bundesländern drohen zu folgen. Grund sind ungeklärte Gesundheitsgefahren ebenso wie uferlos wirkende Kosten, aber auch technische Mängel. Widerwille macht sich breit bei der Vorstellung, nach dem seit Jahren umstrittenen „Mobilfunk-Wildwuchs“ nun noch ein weiteres Antennennetz mit vielen hohen Sendemasten hinnehmen zu sollen – und mit einer Strahlung, die nicht nur Anwohnern zunehmend bedenklich erscheint. Doch wer denkt an Gefahren für die Rettungskräfte, namentlich die Polizeibeamten und Feuerwehrleute, die buchstäblich den Kopf für die neue Technik hinhalten werden? Das soll hier untersucht werden. Zur Publikation bitte u.s. Link verwenden.

Funkstandard TETRA

TETRA (terrestrial trunked radio) ist ein digitaler Funkstandard, der für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, aber auch für Industrie, ÖPNV, Flughäfen und Militär entwickelt wurde. TETRA soll den alten analogen Funkstandard aus den 50er Jahren ablösen. TETRA gilt bereits jetzt als ein veraltetes System aus den 90er-Jahren und ist aufgrund seiner niederfrequenten Pulsstruktur grundsätzlich unverträglich mit biologischen Systemen.

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