Professor Dr. Werner Thiede, Theologe, Pfarrer und Publizist, sieht die Freiheit in Gefahr. Die Freiheit des Christenmenschen, wie sie Martin Luther formuliert habe, werde ersetzt durch eine selbst verschuldete Unmündigkeit; der digitale Zeitgeist, die sogenannte digitale Revolution, bedrohe in Zukunft die Menschenwürde. Das Denken und Handeln der Menschen werde durch Smartphones und Tablets permanent beobachtet, es gebe keine Privaträume mehr. Er weist darauf hin, wie sehr sich Menschen dadurch, dass sie ständig beobachtet werden, verändern und letztlich dem Druck der Konformität nicht mehr widerstehen könnten. Social Media, Facebook, Twitter und andere seien auch Netzräume der Überwachung der Seele. Das alles bedrohe die Menschenwürde, die für Christen ein hohes Gut ist.
Mobilfunk: "Digitaler Turmbau zu Babel"
Ein zweiter Aspekt ist für Thiede das Bild eines neuen Menschen, der durch digitale Techniken verbessert, vervollkommnet und letztlich unsterblich werden soll - statt Gottesebenbildlichkeit wird es im Cyborg - der digitalisierten Leiblichkeit - eine Maschinenebenbildlichkeit geben. Das, so Thiede, müsse den Widerspruch von Christen und Humanisten herausfordern. Es geht um die Frage, inwieweit Technik dem Menschen dient oder ob das Menschsein der Technik zu dienen hat, welche zum modernen Götzen wird. Das sei der neue, der digitale Turmbau zu Babel, an dem Christen nicht mitbauen sollten.
Was mit der flächendeckenden Mobilfunkstrahlung allen Menschen an gesundheitlichen Schädigungen angetan werde, analysiert Thiede mit profunder Kenntnis. Elektro- Sensibilität mit all ihren oft schmerzhaften Beeinträchtigungen sei im Steigen; solche Menschen würden als „Elektrochonder" abgestempelt, und für diese Minderheit müsse sich eigentlich die Kirche einsetzen. Deutlich formulierte er hier auch seine Kritik an einer „schweigenden Kirche".
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