In der Regel bestimmt die Industrie entscheidend die Politik, v.a. über die Beeinflussung der Entscheidungsträger. Dafür beschäftigt sie eine Heerschar an Lobbyisten. Reibungsloser geht es natürlich, wenn die Industrie ihre eigenen Leute direkt in Schlüsselpositionen bringt, so wie die Mobilfunkbranche Thierry Breton als EU-Kommissar für Digitalisierung platzierte, er war zuvor u.a. Chef der France Telecom. Der Soziologe Ulrich Beck beschreibt diese Instrumentalisierung in seinem Buch „Weltrisikogesellschaft“ (2007): „Die Formen von Allianzen, die der neoliberale Staat eingegangen ist, instrumentalisieren den Staat … um die Interessen des Kapitals weltweit zu optimieren und zu legitimieren“ (S. 128).
Mit der Wahl von Friedrich Merz erhält dies eine neue Qualität. Der wahrscheinlich neue deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) muss nicht erst durch Lobbyarbeit auf Linie gebracht werden, er ist ein Statthalter großer Konzerne. Correctiv dokumentiert in seiner Analyse „Der Mann der Großkonzerne: Das Lobby-Netzwerk von Friedrich Merz“ seine führenden Positionen u.a. bei einem der größten Finanzinvestoren BlackRock.[1] Er vertrat über seine Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei mehrere Großkonzerne, u.a. um Umweltstandards zu verhindern. Der Autor Werner Rügemer publizierte nun eine noch ausführlichere Analyse über die Tätigkeiten von Friedrich Merz mit der Kernaussage:
- „Deutschland wäre der erste Staat, in dem ein ehemaliger BlackRock-Funktionär Regierungschef werden kann. Friedrich Merz war nicht „Lobbyist“, wie meist gesagt wird. Er wurde nicht nur bezahlt, sondern er hatte eine Leitungsfunktion innerhalb des Konzerns: Der CDU-Politiker war von 2016 bis 2020 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Tochterfirma BlackRock Asset Management Deutschland Aktiengesellschaft“.[2]
BlackRock ist Miteigentümer an ca. 100 deutschen Unternehmen, darunter Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica, Allianz, Daimler-Benz, Siemens, BASF, SAP, Münchner Rück, Deutsche Post DHL. Noch-Bundeskanzler Scholz (SPD) traf sich mit BlackRock Leuten, selbst Noch-Minister Habecks (Grüne) Grundsatzabteilung wurde von der ehemaligen BlackRock – Managerin Elga Bartsch geleitet. Und Alice Weidel von der AfD kommt letztlich aus demselben neo- bzw. ordoliberalen Stall, sie war u.a. Managerin bei Goldman Sachs und Allianz Gobal Investors. Sie alle setzen auf schrankenloses Wirtschaftswachstum. Fazit: Harte Zeiten für Umweltverbände.