Vorwort von Jörn Gutbier, Vorstand von diagnose-funk
Sie halten zum Jahresende eine Ausgabe unseres kompakt in der Hand mit einem breiten Spektrum an Themen. Das ist auch notwendig, denn die Digitalisierung wälzt alle Lebensbereiche um, und die deutsche Bundesregierung folgt kritiklos allen Vorschlägen der Digitalindustrie. Da wurde das Telekommunikations-Beschleunigungs-Gesetz (TKNaBeG) aus dem Hut gezaubert. Neben sinnvollen Vorhaben wie dem Ausbau der Glasfaserinfrastruktur soll ohne Rücksicht auf Menschen und Natur ein Freifahrschein zum weiteren Ausbau der Mobilfunknetze ausgestellt werden, im „überragenden öffentlichen Interesse“.
Naturschutzverbände wurden nicht mehr angehört. Dieser Beschleunigungswahn „höher, schneller, weiter“, noch mehr Wachstum, beschleunigt vor allem die Umweltzerstörung und die Krisen in der Welt. Und nach dem Aus der Ampel wird deutlich, dass nichts Besseres nachkommen wird. Die Krise scheint zum Alltag, die Unordnung zur Ordnung und die Propaganda zur Wahrheit geworden zu sein. Also Kopf in den Sand? Wir bevorzugen den aufrechten Gang.
Solidarität bleibt vor allem das Gebot der Stunde. Wir haben gegen das TKNaBeG interveniert, viele Mitglieder haben Abgeordnete angeschrieben, Naturschutzverbände haben sich dem Protest angeschlossen.
Sie nehmen die Studien zur Gefährdung von Insekten durch Mobilfunkstrahlung ernst. Das Interview auf Seite 18 zu Baumschäden durch elektromagnetische Felder zeigt, welche Folgen der Senderbau in Naturschutzgebieten haben wird.
Unsere beständige Informationsarbeit führte auch dazu, dass gut informierte Gemeinderäte in Füssen einstimmig (!) ein Mobilfunk-Moratorium zum Stopp von Sendemasten beschlossen. Und weltweit klären derzeit Wissenschaftler über die psychosozialen Risiken der Smartphonenutzung für Kinder und Jugendliche auf.
Mit Erfolg! Erste Länder planen gesetzliche Nutzungs- und Social-Media-Verbote bis zum 16. Lebensjahr. Diese Aufklärung unterstützen wir bereits seit 2013. Aber deutsche Behörden folgen aktuell immer noch blind den Lobbyisten! Werden wir also lauter.
„Späte Lehren aus frühen Warnungen“ heißen zwei Dokumentationen der EU-Umweltbehörde. Bekannte Risiken, wie z.B. bei Asbest und Tabak, waren frühzeitig bekannt, es dauerte etliche Jahrzehnte, bis der Staat gegensteuerte. Das kostete Millionen Menschen die Gesundheit, für den Profit. Beschleunigen wir also mit unseren Aktivitäten die Bewusstwerdung der Risiken des Mobilfunks in der Öffentlichkeit, bei anderen Umweltverbänden, bei Medien und politischen Institutionen.
Alle Argumente stehen auf unserer Seite. Dieses kompakt ist wieder voll von ihnen.