Dr. Oleg Grigoriev (russ. Strahlenschutz-Kommission) kritisiert ICNIRP-Studie

WHO hat keine neue Entscheidung gefällt. Eingruppierung ist weiterhin „möglicherweise krebserregend“
Der Vorsitzende des russischen Nationalen Komitees für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (RNCNIRP) bezeichnet die von der ICNIRP für die WHO erstellte Studie, die keinen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und Krebs behauptet, als unwissenschaftlich und als Irreführung der Verbraucher. Dr. Grigoriev, einer der weltweit führenden Experten, schickte Prof. Joel Moskowitz (Universität Berkeley, USA) eine Stellungnahme zur ICNIRP-Studie von Karipidis et al. (2024) mit der Erlaubnis, sie zu veröffentlichen.
Oleg A. Grigoriev, Vorsitzender RNCNIRPhttp://rad-bio.ru

Voreingenommene, von der WHO in Auftrag gegebene Studie behauptet, es bestehe kein Zusammenhang zwischen Krebs und (der Nutzung von) Mobiltelefonen

Dr. Oleg A. Grigoriev, 11. September 2024

Eine Gruppe von wenig bekannten Wissenschaftlern beansprucht, den Zusammenhang von Krebsfällen mit der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern verantwortlich beurteilen zu können. Diese Wissenschaftler behaupten, dass es mögliche, wahrscheinliche und nachgewiesene Krebserkrankungen aufgrund der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern nicht gibt und niemals geben kann. Die Verantwortung für die Irreführung der Verbraucher, der Industrie und des Gesundheitswesens liegt somit bei mehreren bestimmten Autoren.

Die Wissenschaftler kamen zu dieser Schlussfolgerung auf Grundlage einer Analyse von Artikeln anderer Personen, die nach einer nicht von ihnen entwickelten Methodik ausgewählt wurden, wobei sie Analysekriterien verwendeten, die ebenfalls nicht von ihnen entwickelt wurden. Diese Wissenschaftler sind selbst nicht für ihre Zugehörigkeit zu wissenschaftlichen Schulen bekannt, die sich mit den biomedizinischen Wirkungen des Elektromagnetismus befassen. Ihre grundlegende Arbeit auf dem Gebiet der biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder und der Hygiene ist unbekannt.

Aus einem unbekannten Grund sprechen die Wissenschaftler im Namen der Weltgesundheitsorganisation, deren Mitarbeiter schweigen und im Prinzip nicht die Autorität (und Kompetenz) haben, solche kategorischen Schlussfolgerungen zu ziehen. Bekanntlich gibt es in der Wissenschaft keine kategorischen Urteile, selbst die Geometrie ist von der offensichtlichen euklidischen zur nicht-euklidischen geworden, die Relativitätstheorie ist relativ geworden. Wir entdecken keine "Naturgesetze", sondern verallgemeinern nur, was bekannt ist. Die physikalische Natur des elektromagnetischen Feldes ist und bleibt Gegenstand von Diskussionen, ebenso wie die menschliche Natur und die Rolle des natürlichen Elektromagnetismus und der Elektrizität in ihr.

Die Diskussion über das krebserregende Potenzial von Radiofrequenzen wurde nach 1996 zu einem der Themen des internationalen elektromagnetischen Projekts, und wir haben diese Frage wiederholt mit den Teilnehmern des WHO-Projekts erörtert. Ich war seit 1997 direkt an den Diskussionen beteiligt.

Jeder Fachmann, der sich mit Experimenten mit verschiedenen Tierarten, mit Freiwilligen, mit Hygiene und Epidemiologie beschäftigt, weiß, wie gefährlich es ist, ein kategorisches Urteil zu fällen: "Das gibt es" oder "Das gibt es nicht". Wir alle müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir den Aussagen solcher Autoren begegnen, die in einem so komplexen Forschungsgebiet wie den biologischen Wirkungen des elektromagnetischen Feldes "die Antwort kennen".

Dr. Oleg A. Grigoriev

  • Dr. Sc. (radiobiology), Ph.D.(radiobiology & hygiene of non-ionizing radiation)
  • Chairman, Russian National Committee for Non-Ionizing Radiation Protection
  • Member of the Board, Scientific Council for Radiobiology, Russian Academy of Sciences
  • Chairman, Non-Ionizing Radiation Section, Russian National Radiobiological Society
  • Chief Expert of the State Commission on Sanitary Rules (retired)
  • Member of the IAC WHO EMF Int Project - now WHO Non-ionizing Project (since 2004)
  • Member of the Advisory Group to Recommend Priorities for the IARC Monographs during 2020–2024

Übersetzung: diagnose:funk, des gilt der englische Originaltext [1], Quelle: https://www.saferemr.com/2024/09/biased-who-commissioned-review-claims.html

 


Ergänzungen von diagnose:funk

Dr. Oleg A. Grigoriev, der Mitglied in der Entscheidungskommission der WHO ist, stellt damit im Namen der RNCNIRP fest

  • dass die WHO in keiner Weise erklärt hat, dass es bewiesen sei, dass Handystrahlung keinen Krebs auslöse.
  • dass das WHO-Gremium, welches ein solches Urteil fällen kann, ausschließlich die Tagung bzw. Beratung der IARC ist. Dieses Gremium stufte im Jahr 2011 die Mobilfunkstrahlung in Gruppe 2B (möglicherweise krebserregend) ein. Eine Neueinstufung ist ab Ende 2027 geplant.
  • dass die Studie von Karipidis et al. (2024) lediglich die eingereichte Einzelmeinung des ICNIRP-Netzwerkes darstellt. Niemand in der WHO hat das Recht, sich dazu zu äußern, und hat das auch nicht getan.
  • dass die Studie von Wissenschaftlern verfasst wurde, die selbst nicht forschen. Grigoriev spricht ihnen entschieden eine Expertise ab.

 

Bundesamt für Strahlenschutz aktiv an Desinformation der Öffentlichkeit beteiligt

Die Pressemeldung der dpa über die ICNIRP-Studie ist eine Desinformation der Öffentlichkeit, an der das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit mindestens einem Angestellten maßgeblich beteiligt ist: Dr. Dan Baaken, Epidemiologe, Co-Autor der o.g. ICNIRP-Studie, ist wissenschaftlicher Referent am Kompetenzzentrum für Elektromagnetische Felder des BfS (KEMF) und wissenschaftlicher Sekretär für die ICNIRP mit Sitz im BfS seit Juli 2024 (Nachfolger von Dr. Ziegelberger). Er wird im dpa-Artikel ausführlich zitiert, er stellt die Studienlage darin falsch dar und er verharmlost die Risiken, die von der Nutzung von Mobiltelefonen ausgehen.

Diese weit verbreitete dpa-Meldung hat zur Folge, dass Menschen über die Gesundheitsrisiken der Mobilfunkstrahlung getäuscht werden: „Die Verantwortung für die Irreführung der Verbraucher, der Industrie und des Gesundheitswesens liegt somit bei mehreren bestimmten Autoren.“ (Grigoriev)

 

Weitere ICNIRP-BfS-Verflechtungen

Dr. Jens Kuhne, Biophysiker, Promotion 2016, seit 2017 Mitarbeiter des BfS, mittlerweile Leiter des Bereichs Forschung und Bewertung des KEMF, seit 17. Juli 2024 Mitglied in der zwölfköpfige ICNIRP-Kommission.

Die ICNIRP hat ihren Sitz im BfS in Oberschleißheim bei München. Die Bundesregierung stellt der ICNIRP jährlich 100.000 € zur Verfügung, was ca. 75% derer Ausgaben (nach Aussage des BfS im wesentlichen Reise- und Druckkosten, die Mitglieder seien ehrenamtlich tätig) decken soll.


Quelle / Originaltext

[1] Quelle: https://www.saferemr.com/2024/09/biased-who-commissioned-review-claims.html

Biased WHO-commissioned review claims no cancer link to cellphone use

Russian National Committee for Non-Ionizing Radiation Protection Chairman attacks WHO-commissioned review that claims no cellphone-cancer link

Dr. Oleg A. Grigoriev, Sept 11, 2024

(Dr. Grigoriev, one of the world's leading experts, emailed me this message regarding the Karipidis et al. (2024) review and gave me permission to post it.)

A group of little-known scientists have claimed responsibility for all cases of cancer associated with exposure to radiofrequency electromagnetic fields. These scientists claim that possible, probable, and proven cancer from exposure to radiofrequency electromagnetic fields does not exist and never can exist. Thus, responsibility for misleading consumers, industry, and healthcare systems lies with several specific authors.

They made this conclusion based on an analysis of other people's articles, selected using a methodology not developed by them, using analysis criteria that they also did not develop. These scientists themselves are not known for their affiliation with scientific schools studying the biomedical effects of electromagnetism, their fundamental work in the field of biological effects of electromagnetic fields and hygiene is unknown. For an unknown reason, the scientists speak on behalf of the World Health Organization, whose employees remain silent and, in principle, do not have the authority (and competence) to make such categorical conclusions. As is well known, science has no categorical judgments, even geometry from the obvious Euclidean has become non-Euclidean, the theory of relativity has become relative. We do not discover "laws of nature", but only generalize what is known. The physical nature of the electromagnetic field has been and remains a subject of discussion, as well as human nature and the role of natural electromagnetism and electricity in it.

The discussion of the carcinogenic potential of radio frequencies has become one of the topics of the international electromagnetic project after 1996, and we have repeatedly discussed this issue with the participants of the WHO project. I have been directly involved in discussions since 1997. Every specialist involved in experimental work using several species of animals, with volunteers, with hygiene and epidemiology understands how dangerous it is to make a categorical judgment "this exists" or "this does not exist". We all need to be very careful when meeting the statements of such authors who "know the answer" in such a complex area for research as the bioeffects of the electromagnetic field.

Dr. Oleg A. Grigoriev

  • Dr. Sc. (radiobiology), Ph.D.(radiobiology & hygiene of non-ionizing radiation)
  • Chairman, Russian National Committee for Non-Ionizing Radiation Protection
  • Member of the Board, Scientific Council for Radiobiology, Russian Academy of Sciences
  • Chairman, Non-Ionizing Radiation Section, Russian National Radiobiological Society
  • Chief Expert of the State Commission on Sanitary Rules (retired)
  • Member of the IAC WHO EMF Int Project - now WHO Non-ionizing Project (since 2004)
  • Member of the Advisory Group to Recommend Priorities for the IARC Monographs during 2020–2024
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