Biologisch – medizinische Studien im ElektrosmogReport 3/2024 von A-Z
Elektrostatische Räuber-Beute-Beziehung: Beutetiere können Raubtiere elektrostatisch in der Luft wahrnehmen
> England SJ, Robert D (2024): Prey can detect predators via electroreception in air.
Mit diesem Experiment wurde die Rolle der Elektrorezeption erstmals bei einem ein Räuber-Beute-Zusammenwirken bei Landtieren beschrieben (bisher nur bei im Wasser lebenden Tieren), das eröffnet eine neue Forschungsrichtung. Diese Studie zeigt auf, dass landlebende Tiere Elektrorezeption zur Erkennung von Räubern nutzen können. Das bedeutet, dass natürliche Elektrizität eine ökologisch wichtige Funktion hat die Räuber-Beute-Beziehung weiter erforscht werden sollte.
Hochfrequenzwirkung auf männliche Fruchtbarkeit: Rosmarinsäure schützt Hoden von Ratten vor Hochfrequenz-Toxizität
> Fatahi Asl J et al. (2024): Rosmarinic Acid Protects the Testes of Rats against Cell Phone and Ultra-high Frequency Waves Induced Toxicity.
Hochfrequenz kann in der Lage sein, Morphologie und Funktion von Hoden zu beeinträchtigen. Männliche Unfruchtbarkeit könne durch Hochfrequenzbelastung verursacht werden, indem antioxidative Schutzmechanismen überlastet und oxidativer Stress ausgelöst wird. Rosmarinsäure als Antioxidans kann die Hoden vor dieser Mobilfunkwirkung schützen durch die Aktivitätssteigerung der antioxidativen Schutzenzyme sowie Verminderung der oxidativen Stressindikatoren. Aufgrund der schützenden Wirkung der Rosmarinsäure sei sie ein vielversprechender Kandidat, um eine schädigende Mobilfunkwirkung zu kompensieren und histologische Parameter zu verbessern.
Gesundheitsschäden durch Mobilfunkbasisstationen Bewertung von oxidativem Stress und genetischer Instabilität bei Personen, die in der Nähe von Mobilfunkbasisstationen in Deutschland wohnen
> Gulati S et al. (2024): Evaluation of oxidative stress and genetic instability among residents near mobile phone base stations in Germany
Chromosomenaberrationen waren bei Bewohnern signifikant erhöht, die der Einwirkung von hochfrequenten Felder von GSM und LTE über eine lange Zeit ausgesetzt waren. Die in der ATHEM-3-Studie gefundenen Chromosomenaberrationen können einen plausiblen biologischen Mechanismus liefern für das erhöhte Krebsrisiko bei Personen, die dauerhaft höheren Feldern von Basisstationen ausgesetzt sind.
5G und das Mikrowellensyndrom: Zusammenfassung von 7 schwedischen Fallstudien zum Mikrowellensyndrom im Zusammenhang mit 5G-Strahlung
> Hardell L, Nilsson M (2024): Summary of seven Swedish case reports on the microwave syndrome associated with 5G radiofrequency radiation.
Die 7 Fallstudien umfassten 16 Personen, die in unmittelbarer Nähe zu einer neu errichteten 5G-Basisstation lebten. In allen Fällen waren bis dahin 3G und 4G vorhanden. Die Personen entwickelten das Mikrowellensyndrom meist kurz nach dem Betrieb von 5G. Die gemessenen Werte lagen deutlich unterhalb der empfohlenen Grenzwerte von ICNIRP und FCC. Es scheint, dass ein etwas höherer Anteil von Symptomen des Nerven-, und Herz-Kreislauf-Systems und der Sinnes- und Atmungsorgane bei den Personen aufzutreten, die der höchsten Strahlung ausgesetzt waren. Die angegebenen Symptome waren subjektiv und sind daher mit Vorsicht zu betrachten. Die Anzahl der Personen ist gering, eine Studie mit mehr Personen wäre nötig.
Hochfrequenzwirkung auf Gehirn und Verhalten: Multifrequente Hochfrequenz induziert angstähnliches Verhalten und entzündliche Reaktionen in der Großhirnrinde von Mäusen
> Jing X et al. (2024): Multi-frequency electromagnetic radiation induces anxiety in mice via inflammation in the cerebral cortex.
Hochfrequenzbefeldung mit verschiedenen Frequenzen kann eine angstähnliche Reaktion bei Mäusen auslösen. Diese Reaktion könnte durch eine Störung der Neurotransmitter-Homöostase hervorgerufen werden. Es scheinen insbesondere Aminosäure-Neurotransmitter von der Befeldung betroffen. Des Weiteren scheint die Befeldung mit multiplen Hochfrequenzen pro-inflammatorische Signale anzuregen, während anti-inflammatorische gehemmt werden, was wiederum zu einer milden aber signifikanten Entzündung der Großhirnrinde führt.
EMF und Tierexperimente: Kritische Rolle der Auswahl von Modellorganismen bei der Bewertung der Auswirkungen schwacher städtischer elektromagnetischer Felder: Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
> Sincak M et al. (2024): Critical role of model organism selection in assessing weak urban electromagnetic field effects: Implications for human health.
Bislang wurde in keiner Übersichtsarbeit oder experimentellen Studie festgestellt, dass schwache städtische elektromagnetische Felder eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit oder für die Komponenten des Gefäß- und Immunsystems darstellen. Das städtische elektromagnetische Feld bezieht sich auf die elektromagnetische Strahlung in der städtischen Umgebung, die von verschiedenen Quellen wie Stromleitungen, elektronischen Geräten, Kommunikationssystemen und drahtlosen Netzen ausgeht. Das reale urbane elektromagnetische Feld stellt ein potenzielles Risiko dar, auch innerhalb eines kurzen Zeitraums. Die Besorgnis über die Entstehung von pro-inflammatorischen M1-Makrophagen im städtischen Alltag konzentriert sich in erster Linie auf die ständige Förderung von Entzündungsreaktionen in einem ansonsten gesunden Organismus, die zu chronischen Autoimmunerkrankungen führen können. Makrophagen scheinen auf das Vorhandensein eines elektromagnetischen Feldes stärker zu reagieren, was sie im Vergleich zu Hefen zu einem geeigneteren Modellorganismus für die Beschreibung des Einflusses der elektromagnetischen Umwelt auf den Menschen macht.
Elektrohypersensibilität: Überempfindlichkeit gegenüber vom Menschen verursachten elektromagnetischen Feldern (EHS) korreliert mit der Immunreaktivität auf oxidativen Stress: ein Fallbericht
> Thoradit T et al. (2024): Hypersensitivity to man-made electromagnetic fields (EHS) correlates with immune responsivity to oxidative stress: a case report.
Die Autoren stellen die Fallstudie eines 25-jährigen EHS-Patienten vor, der nach eigenen Angaben starke Kopfschmerzen, allgemeine Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisdefizite sowie allgemeine systemische Schmerzen innerhalb von Minuten nach Kontakt mit Telekommunikationsgeräten (z.B. WLAN, Mobiltelefon) und Hochspannungsleitungen (in weniger als 50 m Abstand) erleidet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass oxidativer Stress eine mögliche zugrunde liegende Pathologie bei EHS sein könnte. Dies könnte eine Erklärung dafür bieten, warum Patienten mit EHS Symptome zeigen, die denen von Autoimmun- oder allergischen Reaktionen ähneln.
Bluetooth-Headsets und Schilddrüsenknoten: Epidemiologische Untersuchung der Auswirkungen der Nutzung von Bluetooth-Headsets auf Schilddrüsenknoten unter Verwendung der additiven Shapley-Erklärungsmethode
> Zhou N et al. (2024): Epidemiological exploration of the impact of bluetooth headset usage on thyroid nodules using Shapley additive explanations method.
Eine längere tägliche Nutzung von Bluetooth-Kopfhörern kann das Risiko von Schilddrüsenknoten erhöhen. Die Analyse der Altersfaktoren in dieser Studie ergab einen signifikanten Trend: Die Anfälligkeit für Schilddrüsenknoten nimmt mit dem Alter zu. Durch präzise Modellvorhersagen und die Analyse der Wichtigkeit von Variablen bietet diese neue Forschungsarbeit eine wissenschaftliche Grundlage für die Formulierung von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und für die Wahl der persönlichen Gesundheitsgewohnheiten.