Die Studie untersucht die Hypersensitivität gegenüber künstlich erzeugten elektromagnetischen Feldern (EMF) und deren Korrelation mit der Immunantwort auf oxidativen Stress anhand eines Fallberichts. Ein 25-jähriger Patient berichtete über schwere EHS-Symptome, die bereits wenige Minuten nach der Exposition durch WLAN, Mobiltelefonen und andere elektronische Geräten auftraten. Zu den Symptomen gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie systemische Schmerzen.
Trotz umfangreicher medizinischer Tests wurden keine physiologischen Anomalien festgestellt, die seine Symptome erklären konnten. Weitere Untersuchungen zeigten jedoch Defizite an zellulären Antioxidantien und eine erhöhte Aktivität radikalfangender Enzyme (Antioxidantien), was auf systemischen oxidativen Stress hindeutet. Besonders auffällig war ein starker Anstieg der zirkulierenden Antikörper gegen oxidiertes Low-Density-Lipoprotein (LDLox), einem Nebenprodukt des oxidativen Stresses. [1]
Da eine bekannte primäre Wirkung von EMF-Exposition die Erhöhung der zellulären Oxidantenkonzentration ist, vermuten die Wissenschaftler, dass die Pathologie des Patienten möglicherweise durch eine erhöhte LDLox-Synthese verursacht wird, die eine übersteigerte Autoimmunreaktion auslöst. Die Studie diskutiert mögliche therapeutische Ansätze, einschließlich Antioxidantien-Therapien und Photobiomodulationstherapie, um oxidativen Stress zu reduzieren. Bei dem Patienten zeigte sich eine gewisse Linderung der milderen Symptome durch die Anwendung einer Infrarot-LED-Lichttherapie.
Studie bestätigt bisherige Arbeiten
Über die Wirkungen nicht-ionisierender Strahlung auf das Immunsystem und die Rolle von oxidativem Zellstress, einer Ursache entzündlicher Erkrankungen, hat diagnose:funk bereits im Jahr 2020 einen grundsätzlichen Artikel publiziert: „Mobilfunktechnik, Strahlenbelastung und Immunsystem. Was die Studienlage seit den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts sagt". Im Jahr 2024 haben Hensinger / Budzinski in der Zeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft den Artikel „Warum Elektrohypersensibilität (EHS) eine biologisch erwartbare Reaktion auf eine schädliche Strahlung ist" veröffentlich, in dem EHS auf oxidativen Zellstress als einer möglichen Ursache zurückgeführt wird. Der Artikel fand international Beachtung ( >>> englische Version, EMF-Portal, Microwave-News/Hot Papers, EHTrust) und ist nun auch zum freien Download als diagnose:funk Überblick Nr. 5 erschienen (freier Download siehe unten). Die klinische Studie von Thoradit et al. (2024) stützt diese Hypothese.
Zum Volltext der Studie:
Thoradit T, Chabi M, Aguida B, Baouz S, Stierle V, Pooam M, Tousaints S, Akpovi CD, Ahmad M. Hypersensitivity to man-made electromagnetic fields (EHS) correlates with immune responsivity to oxidative stress: a case report (2024). Communicative & Integrative Biology. 2024 Dec 31;17(1):2384874. https://doi.org/10.1080/19420889.2024.2384874
>>> Lesen Sie die wissenschaftliche Rezension der Studie auf unserer Datenbank EMFData
>>> diagnose:funk Homepage zur Elektrohypersensibilität www.diagnose-ehs.org
Fachliche Erläuterung
[1] LDLox-Synthese bezieht sich auf die Entstehung von oxidiertem Low-Density-Lipoprotein (LDL). LDL ist ein Typ von Lipoprotein, das Cholesterin durch das Blut transportiert. Im Detail bedeutet die LDLox-Synthese Folgendes:
- Oxidation von LDL:
Low-Density-Lipoprotein (LDL): LDL transportiert Cholesterin von der Leber zu den Zellen des Körpers. Es wird oft als "schlechtes Cholesterin" bezeichnet, weil hohe LDL-Werte mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.
Oxidation: Durch oxidative Prozesse, die durch freie Radikale (reaktive Sauerstoffspezies, ROS) verursacht werden, kann LDL oxidiert werden. Freie Radikale sind instabile Moleküle, die durch normale Stoffwechselprozesse oder externe Faktoren wie Umweltverschmutzung, Rauchen und Strahlung entstehen.
- Bildung von oxidiertem LDL (LDLox):
Wenn LDL-Moleküle oxidiert werden, verändern sie ihre chemische Struktur und Funktion. Diese oxidierten LDL-Partikel werden als LDLox bezeichnet.
Auswirkungen von LDLox: LDLox ist besonders schädlich für die Blutgefäße und kann zu Entzündungen und atherosklerotischen Plaques (Ablagerungen in den Arterien) führen, die das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen.
- Rolle bei der Elektrohypersensibilität:
In der Fallstudie wird vorgeschlagen, dass die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) zu einer erhöhten Produktion von freien Radikalen führt, die dann LDL oxidieren.
Der Körper erkennt LDLox als fremd und reagiert darauf mit einer Immunantwort. Diese kann Entzündungen und eine Vielzahl von Symptomen auslösen, die bei Patienten mit elektromagnetischer Hypersensitivität (EHS) beobachtet werden.
Zusammengefasst ist die LDLox-Synthese der Prozess, durch den LDL durch oxidative Einflüsse in oxidiertes LDL (LDLox) umgewandelt wird, was zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen wie Entzündungen und atherosklerotischen Veränderungen führen kann. Im Kontext der Studie wird dieser Prozess als möglicher Mechanismus für die Symptome von EHS vorgeschlagen.