Ein Fallbericht: Elektrohypersensibilität (EHS) korreliert mit der Immunreaktivität auf oxidativen Stress

Internationale Studie identifiziert eine Ursache von EHS
Über die Ursachen von Elektrohypersensibilität (EHS), einer besonderen Empfindlichkeit gegenüber nicht-ionisierender Strahlung, gibt es verschiedene Hypothesen. Die neue Studie von Thoradit et al. (2024) kommt zu dem Ergebnis, dass EHS mit einem geschwächten Immunsystem und oxidativem Zellstress zusammenhängt.
Studienleiterin Prof. Margaret Ahmad

Die Studie zu den Ursachen von Elektrohypersensibilität wurde von einem internationalen Team mit interessanter Zusammensetzung aus Biologen und Medizinern der Universitäten Sorbonne (Frankreich), Naresuan University (Thailand), University of Abomey-Calavi (Benin), Xavier University (USA) und dem Cabinet Medicale, France, durchgeführt. Die Studienleitung hatte die Biologieprofessorin Margaret Ahmad (Sorbonne).

 

 

Untersuchung eines 25-jährigen Patienten mit Elektrohypersensibilität

Studie Thoradit et al. (2024)

Die Studie untersucht die Hypersensitivität gegenüber künstlich erzeugten elektromagnetischen Feldern (EMF) und deren Korrelation mit der Immunantwort auf oxidativen Stress anhand eines Fallberichts. Ein 25-jähriger Patient berichtete über schwere EHS-Symptome, die bereits wenige Minuten nach der Exposition durch WLAN, Mobiltelefonen und andere elektronische Geräten auftraten. Zu den Symptomen gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie systemische Schmerzen.

Trotz umfangreicher medizinischer Tests wurden keine physiologischen Anomalien festgestellt, die seine Symptome erklären konnten. Weitere Untersuchungen zeigten jedoch Defizite an zellulären Antioxidantien und eine erhöhte Aktivität radikalfangender Enzyme (Antioxidantien), was auf systemischen oxidativen Stress hindeutet. Besonders auffällig war ein starker Anstieg der zirkulierenden Antikörper gegen oxidiertes Low-Density-Lipoprotein (LDLox), einem Nebenprodukt des oxidativen Stresses. [1]

Da eine bekannte primäre Wirkung von EMF-Exposition die Erhöhung der zellulären Oxidantenkonzentration ist, vermuten die Wissenschaftler, dass die Pathologie des Patienten möglicherweise durch eine erhöhte LDLox-Synthese verursacht wird, die eine übersteigerte Autoimmunreaktion auslöst. Die Studie diskutiert mögliche therapeutische Ansätze, einschließlich Antioxidantien-Therapien und Photobiomodulationstherapie, um oxidativen Stress zu reduzieren. Bei dem Patienten zeigte sich eine gewisse Linderung der milderen Symptome durch die Anwendung einer Infrarot-LED-Lichttherapie.

Studie bestätigt bisherige Arbeiten

Über die Wirkungen nicht-ionisierender Strahlung auf das Immunsystem und die Rolle von oxidativem Zellstress, einer Ursache entzündlicher Erkrankungen, hat diagnose:funk bereits im Jahr 2020 einen grundsätzlichen Artikel publiziert: „Mobilfunktechnik, Strahlenbelastung und Immunsystem. Was die Studienlage seit den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts sagt". Im Jahr 2024 haben Hensinger / Budzinski in der Zeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft den Artikel „Warum Elektrohypersensibilität (EHS) eine biologisch erwartbare Reaktion auf eine schädliche Strahlung ist" veröffentlich, in dem EHS auf oxidativen Zellstress als einer möglichen Ursache zurückgeführt wird. Der Artikel fand international Beachtung ( >>> englische Version, EMF-Portal, Microwave-News/Hot Papers, EHTrust) und ist nun auch zum freien Download als diagnose:funk Überblick Nr. 5 erschienen (freier Download siehe unten). Die klinische Studie von Thoradit et al. (2024) stützt diese Hypothese.

Zum Volltext der Studie:

Thoradit T, Chabi M, Aguida B, Baouz S, Stierle V, Pooam M, Tousaints S, Akpovi CD, Ahmad M. Hypersensitivity to man-made electromagnetic fields (EHS) correlates with immune responsivity to oxidative stress: a case report (2024). Communicative & Integrative Biology. 2024 Dec 31;17(1):2384874. https://doi.org/10.1080/19420889.2024.2384874

 

>>> Lesen Sie die wissenschaftliche Rezension der Studie auf unserer Datenbank EMFData

>>> diagnose:funk Homepage zur Elektrohypersensibilität www.diagnose-ehs.org

 

Fachliche Erläuterung

[1] LDLox-Synthese bezieht sich auf die Entstehung von oxidiertem Low-Density-Lipoprotein (LDL). LDL ist ein Typ von Lipoprotein, das Cholesterin durch das Blut transportiert. Im Detail bedeutet die LDLox-Synthese Folgendes:

  1. Oxidation von LDL:

Low-Density-Lipoprotein (LDL): LDL transportiert Cholesterin von der Leber zu den Zellen des Körpers. Es wird oft als "schlechtes Cholesterin" bezeichnet, weil hohe LDL-Werte mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.

Oxidation: Durch oxidative Prozesse, die durch freie Radikale (reaktive Sauerstoffspezies, ROS) verursacht werden, kann LDL oxidiert werden. Freie Radikale sind instabile Moleküle, die durch normale Stoffwechselprozesse oder externe Faktoren wie Umweltverschmutzung, Rauchen und Strahlung entstehen.

  1. Bildung von oxidiertem LDL (LDLox):

Wenn LDL-Moleküle oxidiert werden, verändern sie ihre chemische Struktur und Funktion. Diese oxidierten LDL-Partikel werden als LDLox bezeichnet.

Auswirkungen von LDLox: LDLox ist besonders schädlich für die Blutgefäße und kann zu Entzündungen und atherosklerotischen Plaques (Ablagerungen in den Arterien) führen, die das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen.

  1. Rolle bei der Elektrohypersensibilität:

In der Fallstudie wird vorgeschlagen, dass die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) zu einer erhöhten Produktion von freien Radikalen führt, die dann LDL oxidieren.

Der Körper erkennt LDLox als fremd und reagiert darauf mit einer Immunantwort. Diese kann Entzündungen und eine Vielzahl von Symptomen auslösen, die bei Patienten mit elektromagnetischer Hypersensitivität (EHS) beobachtet werden.

Zusammengefasst ist die LDLox-Synthese der Prozess, durch den LDL durch oxidative Einflüsse in oxidiertes LDL (LDLox) umgewandelt wird, was zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen wie Entzündungen und atherosklerotischen Veränderungen führen kann. Im Kontext der Studie wird dieser Prozess als möglicher Mechanismus für die Symptome von EHS vorgeschlagen.

Publikation zum Thema

diagnose:funk
Stand: 08.10.2024Format: A4Seitenanzahl: 23 Veröffentlicht am: 14.06.2024 Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Überblick Nr. 5: Gibt es Elektrohypersensibilität?


Autor:
diagnose:funk
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Überblick Nr. 5 nimmt zu der Debatte, ob die Strahlung zur Krankheit Elektrohypersensibilität (EHS) führen kann, Stellung und dokumentiert die medizinischen Erkenntnisse. Warum die Mobilfunkindustrie diese Krankheit zur Einbildung erklärt, ist nachvollziehbar. Für sie ist es geschäftsschädigend, wenn ihre Produkte mit Krankheitsfolgen in Verbindung gebracht werden. Doch auch die für den Gesundheits- und Strahlenschutz zuständigen Behörden verbreiten, EHS sei eine psychische, angstbesetzte Reaktion. Sie bestreiten Zusammenhänge mit der Strahlenbelastung und behaupten, es gäbe keinen kausalen Ursache-Wirkungsmechanismus. Mit vorliegenden Beweisen für diesen Zusammenhang und mit der Forderung nach der Kausalität als Voraussetzung für die Anerkennung einer Krankheit setzt sich dieser Artikel auseinander und auch damit, warum Menschen mit Elektrohypersensibilität diskriminiert werden.
Buch Titelbild diagnose:funk
Preis: 16,90 EuroFormat: A5Seitenanzahl: 368 Veröffentlicht am: 01.11.2022 Bestellnr.: 905ISBN-13: 978-3982058528Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Die unerlaubte Krankheit.

Wenn Funk das Leben beeinträchtigt.
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Mindestens zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind elektrohypersensibel – durch Funk erkrankt. Das entspricht über 1,2 Millionen Erwachsenen. In diesem Buch berichten 50 Betroffene, wie sie auf Funk reagieren und welche Konsequenzen das hat für ihre Familien, ihr Wohnumfeld, den Beruf und ihr ganzes Leben. „Unerlaubte Krankheiten“ ziehen sich durch die Geschichte des Industriezeitalters. Menschen erkrankten durch Asbest, fast hundert Jahre lang verschloss man die Augen davor. Es durfte nicht sein, weil es ein lukratives Produkt infrage stellen würde. So ging es im Bergbau mit PCB-verseuchten Ölen, mit giftigen Stäuben und Dämpfen im Druckgewerbe, mit der Strahlung von militärischen Radaranlagen, die bei Soldaten Krebs verursachte. Man erkannte die Zusammenhänge mit den gefährlichen Stoffen nicht an, in jahrzehntelangen Gerichtsverfahren wurden die Betroffenen zermürbt, in den wenigsten Fällen erhielten sie eine Abfindung. In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Menschen mit Kopfschmerzen und Schlafschwierigkeiten enorm erhöht. Sie suchen ärztlichen Rat, doch man findet keine Ursachen. Parallel dazu stieg auch die Funkbelastung durch WLAN, Sendemasten, Bluetooth etc. Solange Schmerzgeplagte und Schlaflose noch keinen Zusammenhang mit Funk erkennen, ist ihr Kranksein „erlaubt“. Stellen sie jedoch fest, dass ihre Beschwerden nachlassen, wenn sie WLAN und Co. vermeiden, dann wird ihr Urteilsvermögen schnell angezweifelt.
diagnose:funk
Oktober 2023Format: DIN LangSeitenanzahl: 8 Veröffentlicht am: 06.11.2023 Bestellnr.: 320Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Diagnose Elektrohypersensibilität


Inhalt:
Dieser Flyer weist Menschen darauf hin, dass man durch die Belastung durch elektromagnetische Felder (EMF) erkranken kann. Es ist davon auszugehen, dass viele Menschen durch EMF erkrankt sind, ohne es zu wissen. Unser neuer Flyer ermöglicht es Menschen, die z.B. von Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Erschöpfung geplagt sind, einen möglichen Zusammenhang mit Mobilfunk zu erkennen und zu überprüfen. Der Flyer erklärt leicht verständlich das Entstehen von Elektrohypersensibilität. Damit gibt der Flyer erste Hilfestellung zum Umgang mit EHS und verweist auf Infos, in denen zusätzliche Informationen erhältlich sind. Mit dem Flyer wird aber nicht nur auf ein Problem hingewiesen, sondern es werden auch Lösungswege aufgezeigt.
Artikel veröffentlicht:
12.08.2024
Autor:
diagnose:funk
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