Kompakt: Niggi, zuerst einmal Gratulation zu Eurem Zwanzigjährigen. Als mobilfunkkritische Bürgerinitiativen in Deutschland 2008 planten, einen bundesweiten Verein zu gründen, orientierten wir uns an Euch, einfach weil alles bei Euch fundiert und wissenschaftlich war.
Niggi Polt: Ja, unser Gründer war Lothar Geppert, ein Wissenschaftler, der für die NASA gearbeitet hatte. Er war ein Strahlungsexperte. «Die Wohnung, in der alle krank wurden», so lautete sein Artikel in der Aargauer Zeitung vom 30.03.2004. Das Ziel dieses Aufrufs war eine Unterschriftensammlung zur Verhinderung eines Antennenprojekts von Orange in Bremgarten, nachdem das erste von Swisscom verhindert werden konnte. Die Basis für sein Engagement war der Umstand, dass er erkrankte, als er 1998 nach Zürich in eine WG-Dachwohnung zog. Chronische Schmerzen quälten ihn. Zudem litt er an Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Alle ärztlichen Hilfsversuche und Therapien halfen nichts. Lothar Geppert bemerkte, dass auch die anderen WG-Bewohner stets kränkelten, und er realisierte, dass es allen wieder besser ging, sobald sie aus der WG auszogen. Da diese Umstände offensichtlich nicht zufällig sein konnten, suchte er als ehemaliger NASA-Forscher nach Ursachen und fand heraus, dass sich ihre Wohnung im Hauptstrahl von 4 Antennen befand, welche zwei Häuser entfernt installiert waren! Nach dem Umzug ging es Lothar Geppert bedeutend besser. Dies gab ihm den Anstoß, die erkannte Problematik elektromagnetischer Felder im politischen Umfeld zu thematisieren. Er fand Gleichgesinnte und gründete mit ihnen am 9.März 2004 den Verein diagnose:funk.
Kompakt: Wann bist Du dazugestoßen? Und was war der Grund?
Niggi Polt: 2007 wurden in meiner Wohnumgebung in Basel vom damaligen Anbieter Tele2 eine GSM-Mobilfunkanlage geplant. Quartierbewohner machten mich darauf aufmerksam, was mich bewog, technische und gesundheitliche Hintergrundinformationen einzuholen. Nach erfolgreichem „Antennenkampf“ wurden jedoch im Quartier weitere Antennen geplant und auch gebaut. Dies war für uns 2009 die Grundlage zur Gründung der Interessensgemeinschaft IG Mobilfunk-Dialog, für welche ich eine Webseite einrichtete. Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte ich über Uwe Dinger Kontakt zum Verein Diagnose-Funk. Als 2010 die Basler Initiative "gegen den Mobilfunkantennen-Wildwuchs" vom Stimmvolk abgelehnt wurde, war mir klar, dass sich mein Engagement primär auf die Aufklärung der Bevölkerung und nur sekundär dem Kampf gegen einzelne Antennen zu richten hat. Und bezüglich Informationen über diese unsichtbaren Immissionen, welche weder gerochen noch gespürt werden, fand ich im Verein Diagnose-Funk das passende Umfeld.