Gute Pädagogen zeigen und üben mit Kindern Alternativen
Die Meraner Lehrerin schrieb auf unsere Nachfrage, wie denn an ihrer Schule gegengesteuert wird:
„Wir merken, wie sehr das Handy und auch Chats in der Freizeit Kinder in der Schule beeinflussen, weil da die neuen Kriege gesehen werden, und auch gemobbt, gedisst und beleidigt wird bzw. wie im klassischen Schulhof von früher getratscht wird ...
Also seit das unseren Kids die Konzentration zusätzlich wegnimmt und sie auch traurig und belastet wirken, hab ich sog. Klassenkonferenzen eingeführt. Alle 6 Wochen nehm ich mir in einer meiner Stunden Zeit, wir sitzen im Kreis und sprechen über ein von ihnen gewähltes brennendes Thema.
- Angefangen haben wir mit dem Thema Provokationen im Netz und live in der Schule, dann wurde das Ausgeschlossensein und Empathie entwickeln thematisiert und nun sind wir bei Respekt zeigen und lernen.
Die Kids lieben es, stresslos, drucklos zusammenzusitzen und über das zu sprechen, was sie bedrückt. Es tut uns in der Klasse allen gut und nimmt auch Konfliktpotential raus. Sie streiten schon noch ein bisschen, ist ja auch völlig normal. Nur wissen sie, dass ihre Seele auch Platz bekommt im Schulalltag.
- Im gemeinsamen Gespräch sehen und fühlen Kinder in Echtzeit und authentisch. Wir nehmen sie sofort und nachvollziehbar wahr und halten auch gemeinsames Schweigen und Nachdenken aus. Die Vorfreude auf diese Treffen beweisen uns, dass wir sie emotional dort abholen können, wo sie gerade sind. Das beruhigt ihre "aufgescheuchten Seelen" enorm. Seit diesen regelmäßigen "Menschen - Treffen" ist der Klassenchat am Handy ein reines Infoportal geworden, das kaum noch für Persönliches genutzt wird und die Kids finden das "voll gut".
Und ich als Lehrerin komm mir dann auch nicht nur als hilflose Zuseherin vor, sondern werde Vertrauensperson. Ich denke, sie lernen dabei auch das Verbalisieren von Gedanken. Und somit ist ein toller Sprach-Nebeneffekt erreicht. Mich macht immer wieder froh zu sehen, dass gerade bei Kids noch nicht alles schlecht ist, sondern ins Gute wandlungsfähig.
Wir bieten eh schon 3 zusätzliche Wochen-Sportstunden an, ich turne immer wieder mit den Kids auch einfach so im Unterricht ein paar Minuten und Lesen ist sowieso täglich in meinen Stunden dabei.
Wir klären Eltern auf, wann immer wir sie persönlich treffen können, geben ihnen Tipps zum Einschränken des Handykonsums der Kinder und dass Alternativen zur sinnvollen Beschäftigung geschaffen werden sollten. Aber mehr können wir von der Schule aus nicht tun ... Ich denke, dass man da ganz strikt von politischer Seite aus das Handy aus Kindergärten und Grundschule verbannen muss. Und Müttern, die ihr Kind mit Tablet im Kinderwagen schieben, Strafen geben muss, wie einem alkoholisierten Autofahrer.“
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