Alles verändert sich, aber nicht von selber
Vorwort von Jörn Gutbier, Vorstand von diagnose:funk
Blicken wir auf das Jahr 2023 zurück, so können wir positive und negative Entwicklungen feststellen. Überraschend und Mut machend sind die Positiven. 35 Lehrstuhlinhaber aus Deutschland und der Schweiz aus Pädagogik und Medizin fordern einen sofortigen Stopp der Digitalisierung an Erziehungseinrichtungen. Der Schulpädagoge Zierer, Initiator des Moratoriums, nennt es dienen Digitalisierungswahn. Der Grund: bedeutende Studien zeigen, wie die Einführung von WLAN, Smartphones und Tablets, die sogenannte „Digitale Bildung“, die Entwicklung von Kindern schädigt. Und die neue Leitlinie zur Nutzung von Bildschirmmedien, verfasst von 11 deutschen Fachverbänden, u.a. der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), geht in dieselbe Richtung. Sie warnt auch ausdrücklich vor den Auswirkungen der Strahlenbelastung! Für uns Mobilfunkkritiker sind das Dokumente, mit denen wir für WLAN-freie Schulen argumentieren können. Hier überzeugend gegenüber Rektoren, Elternbeiräten und Eltern argumentieren zu können, ist eine Herausforderung. Einerseits sind da die strahlungsbedingten Schädigungen. Zu ihnen liefert die Forschung fast wöchentlich neue Nachweise. Und eines ist klar, die heute der Strahlung ausgesetzten Kinder sind auch die Elektrohypersensiblen von morgen. Die Auswirkungen der Strahlung stehen in einer Wechselwirkung mit den Ergebnissen der neurobiologischen Forschung über die Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung der Kinder durch die Bewegungsarmut, die Reizüberflutung und die auf Sucht programmierten digitalen Angebote. Für dieses Kompakt hat uns Prof. Gertraud Teuchert-Noodt exklusiv ein Interview gegeben, in dem sie diese Schädigungsmechanismen, über die sie selbst forschte, erläutert. Für die Argumentation v.a. gegen die Frühdigitalisierung, ist die Kenntnis über das gesamte Schädigungspotential essentiell.
Zum Negativen. Die Bundesregierung will alle Großprojekte beschleunigen, also die kritischen Stimmen von Umweltverbänden ausschalten. Hier kommen Wachstums- und Digitalisierungswahn zusammen. Ein Lehrstück in Sachen Demokratie. Gerade angesichts der Umwelt- und Klimakatastrophen sind Umweltverbände, die den zerstörerischen Industrieplanungen Paroli bieten, notwendiger denn je. Obwohl im TAB-Bericht des Bundestages zum Mobilfunk die Risiken dokumentiert sind, sogar Schutzzonen erwägt werden, will die Bundesregierung der Mobilfunkindustrie den Wunsch erfüllen, ohne Einspruch der Kommunen ihre Sendeanlagen-Infrastruktur aufzubauen. Diese Entrechtung der Kommunen können wir nicht zulassen. Noch verhindern das Grundsatzurteile und das festgelegte Dialogverfahren. Doch wir müssen wachsam bleiben.
Es bleibt also viel zu tun.