Medienecho: Moratorium zur Schuldigitalisierung schlägt Wellen

„Wir fordern die Kultusminister:innen aller 16 Bundesländer auf, bei der Digitalisierung an Schulen und Kitas ein Moratorium zu erlassen“, sagt Prof. Ralf Lankau, einer der Initiatoren des Aufrufs. „Die wissenschaftliche Erkenntnis ist inzwischen, dass Unterricht mit Tablets und Laptops die Kinder bis zur 6. Klasse nicht schlauer, sondern dümmer macht. Hinzu kommen laut Studien negative gesundheitliche, psychische und soziale Wirkungen durch den vermehrten Einsatz digitaler Geräte im Unterricht. Jetzt ist der Zeitpunkt, dass die Schulpolitik auf die Pädagogen und Kinderärzte dieses Landes hört und den Versuch des digitalen Unterrichts abbricht!" (aus der Pressemitteilung)

Diese Moratoriumsforderung (>>> zum Originaltext) nach einem Stopp der Digitalisierung an KiTas und Schulen (bis zur 7. Klasse) schlägt Wellen, das zeigt das Medienecho. Bild, FAZ, Stuttgarter Zeitung, Südkurier, Evangelischer Pressedienst u.v.a.m. (siehe Fußnote) berichteten Print und Online ausführlich, meist mit positivem Tenor.[1]

Nachdem nun das Moratorium in vielen Medien bekannt gemacht wurde, kommt es nun darauf an, dass sich Bildungspolitiker damit auseinandersetzen und sich nicht der Debatte entziehen.

Dabei können Sie helfen: 40 Wissenschaftler sind mutig an die Öffentlichkeit gegangen. Fragen Sie beim Kultusministerium Ihres Bundeslandes nach, wie es sich zu diesem Moratorium positioniert.

Kontroverse Debatte mit der SWR-Wissenschaftsredaktion zum Moratorium

Diese Forderung von ausgewiesenen Experten schreckte Apologeten der Digitalisierung auf. So bezeichnet der Redakteur von SWR-Wissen Ralf Caspary das Moratoriumin in seinem Kommentar in SWR-Wissen als ein Dokument von Ewiggestrigen aus der Kreidezeit. Das ist nur gut, denn endlich kommt eine öffentliche Diskussion in Gang. Prof. Ralf Lankau verfasste daraufhin eine Replik, die auf der Homepage paedagogische-wende.de steht. Auch diagnose:funk Vorstand Peter Hensinger schrieb an den SWR-Redakteur:

Betr.: Ihr Kommentar in SWR-Wissen zum Moratorium Digitalisierung von 40 Wissenschaftlern: https://www.swr.de/wissen/kommentar-digitalisierung-an-schulen-100.html

• Sehr geehrter Herr Caspary,
• eigentlich wollte ich Ihnen ausführlich auf Ihren polemischen Kommentar zum Moratorium Digitalisierung in SWR-Wissen antworten, der an der Sache vorbeigeht. Nun hat das Kollege Prof. Lankau ausführlich gemacht, ich stimme seiner Online-Replik zu: https://die-pädagogische-wende.de/wahnsinn-als-methode/  .
• Nur einige kurze Anmerkungen: Sie gehen in Ihrem Kommentar nicht auf vorliegende Studien zu den Auswirkungen sowohl der schulischen Digitalisierung als auch der Wechselwirkung mit der außerschulischen Nutzung digitaler Geräte bei Kindern ein, die aufgearbeitet sind u.a. im Gutachten des Karolinska-Instituts, im neuen UNESCO-Bildungsbericht, in der neuen AWMF-Leitlinie zur dysfunktionalen Bildschirmnutzung, der Metastudie von Prof. Zierer und im aktualisierten Handbuch „Internet- und Computersucht“ (Möller/Fischer 2023). In Kenntnis des Standes der Forschung hätten Sie keinen solchen Kommentar geschrieben, denn letztlich plädieren Sie dafür, dass wir aus den negativen Erfahrungen in den Ländern, die uns bei der Digitalisierung um ca. 10 Jahre voraus sind, nicht lernen sollen, sondern Fehler wiederholen. Statt wissenschaftlich mit Quellen Ihre Position zu untermauern, erklären Sie die Unterzeichner, die Experten sind, zu Ewiggestrigen aus der Kreidezeit. Dieses Niveau ist nicht zu akzeptieren, schon gar nicht unter Kollegen. Im Anhang schicke ich Ihnen einen neuen Artikel von mir zu dieser Problematik zu, v.a. wegen der wissenschaftlichen Quellen. Si tacuisses ...
• Mit freundlichen Grüßen aus Stuttgart-West, Peter Hensinger

Zusammenfassender Fachartikel zur Leitlinie

Peter Hensinger, Pädagoge und im Vorstand von diagnose:funk, hat über die Bedeutung der Leitlinie den Fachartikel >>> "Paradigmenwechsel ante portas: „Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend“ erschienen, eine Einordnung" für die Zeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft verfasst. Er stellt die Leitlinie in Zusammenhang mit dem Forschungsstand zur Mediennutzung von Kindern und alternativen Konzepten einer Erziehung zur Medienmündigkeit. Damit bietet der Artikel eine gute, komprimierte Fachinformation und Argumentationsgrundlage und kann an Pädagogen weitergegeben werden.

Diese Leitlinie sollte in Besprechungen und Fortbildungen in allen Erziehungseinrichtungen zum Thema gemacht werden.

Sie können helfen: Unterrichten Sie in Ihrer Kommune Schulen und KiTas, aber auch Gemeinderäte, über diese Leitlinie und die Moratoriumsforderung.