Anhang:
Technische Funktion der französischen Smart Meter („LINKY“)[5]
Für eine Bewertung der Entscheidungen ist eine genauere Kenntnis der Arbeitsweise und Eigenschaften der neuen ‚intelligenten‘ Zähler – genannt „Linky“ Typ G1 und G3 – hilfreich:
Die französische Strahlenschutzbehörde ANSES schreibt, dass die Smart Meter (‚Linky’) dem Stromleitungsnetz als Trägerwelle ihre Messungen mit 35, 9 bis 90, 6 kHz (G1 nur: 63,3 bis 74 kHz) aufprägen, diese zu einer Sammelstelle (Gateway) weitergeleitet und von diesem dann via GPRS mit Funk an den Betreiber gesandt werden. Die Messdaten werden einmal pro Tag zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens während weniger als 1 Minute abgerufen. Aber: Da jeder Linky zusätzlich auch als Repeater für andere Smart Meter, deren Signale den Gateway wegen zu großer Entfernung nicht genügend zuverlässig erreichen, eingesetzt wird, kommen deren Abfragen noch hinzu.
Diese Abfragen werden regelmäßig als einzige Belastung dargestellt. Doch es zeigt sich ein reger Datenverkehr:
Denn jeder Linky wird mehrmals am Tag auf seine Erreichbarkeit (alle 10 Minuten; Typ G1 oder 8 Stunden; Typ G3), außerdem auf seine gute Funktion oder Anbindung abgefragt, ferner
- für die Ermittlung des Verbrauchsindexes (18.00 bis 8.00 Uhr)
- für seine tägliche Konfiguration (18.00 bis 23.59 Uhr),
- für seine tägliche zeitliche Synchronisation (14.00 bis 17.00 Uhr),
- für die tägliche Statistik zur Funktion der Zähler (12.00 bis 14.00 Uhr),
- für andere pünktlich notwendige Dienste: spezielle Anfragen der Kunden, der Stromlieferanten, weiterer Betreiber oder der Wartungs- und Unterhaltungsmannschaft.
Die Dauer des Datenaustauschs beträgt für die Erhebung der Indexzahlen und sonstiger Abfragen 150 ms (Typ G1) und zwischen 15 – 176 ms (G3) + (nur bei diesem Typ) Rückantwort von 15 ms.
Bei einer 30 Minuten dauernden 5 Mal wiederholten praktischen Messung durch ANSES in einer Wohnung verursachte ein Linky G1 tagsüber im Durchschnitt pro Minute 4 bis 6 Datenpakete (während 140 Millisekunden). Nachts trat zeitweise und immer wieder ein so starker Verkehr an Kommunikation auf, dass die eigentlichen Messdaten des Tages daraus (messtechnisch) nicht mehr isoliert werden konnten. Zwischen 20 und 50 Datenpakete täglich in „signifikanter Stärke“ und in zeitlich sehr unregelmäßiger Verteilung konnten gemessen werden.
Die Spannung für die übermittelten Signale beträgt 114 (G1) und 134 dBuV (G3) bei normalisierter Impedanz.
In der Mitte des Wohnraumes erreicht die Stärke der Magnetfelder dieser Kommunikation etwa die Größenordnung fluoreszierender Beleuchtung oder von LED-Leuchten, von Bildschirmen oder von elektronischen Ladegeräten – im Durchschnitt aller Messungen etwa 6000-fach unter den zulässigen (frz) Grenzwerten (6, 25 μT; elektrisches Feld: 87 V/m). 55 cm neben dem Zähler entspricht das Feld dem Ladegerät eines Laptops (Abnahme des Magnetfeldes mit Entfernung von 10 cm zu 1 Meter = Faktor 10). Aus Nachbarwohnungen sind die Signale dortiger Smart Meter ebenfalls noch messbar, wenngleich schwächer.
Die Magnetfelder des Typs „Linky G3“ hingegen sind sehr schwach und schon nach einigen Metern Abstand nicht mehr vom allgemein vorhandenen Feld zu unterscheiden. Bei diesem Typ gibt es auch längere Übertragungspausen ohne Datenverkehr (bis zu mehrere Stunden). Spitzenwerte von G3 (35 – 91 kHz) waren 3,5 und 4,4 V/m und 0,17 und 0,27 μT.
Dem Smart Meter Linky kann zusätzlich seit 2022 ein Funkmodul (ERL) angehängt werden. Dieses übersendet regelmäßig in „Echtzeit“ – alle 1 bis 2 Sekunden - den Betriebszustand der Anlage, die Verbrauchswerte und den Tarifstand mit 2,4 GHz an die ‚Internet-Box‘ des Hauses oder an ein Smart Phone oder Tablet nach einem WLAN-Protokoll. Dabei wurden 50 cm neben dem Modul Spitzenwerte von 4,99 V/m gemessen (‚Mittelwert‘ über 6 Minuten: 0,18 V/m).
Der ‚Mittelwert‘ einer weiter sendenden Sammelstelle (GSM 1800 MHz) beträgt laut ANSES in 50 cm Abstand 0,5 V/m (Der Spitzenwert wird nicht genannt!) oder 1,8 W/kg. Es bleibt offen, welchen Wert in Volt/Meter der gleichfalls verwendete GSM-Funk mit 900 MHz bei der deutlich höheren Leistung von 2,7 W/kg erreicht. Insgesamt sei die Strahlung der Sammelstelle mit einem GSM-Handy vergleichbar. Die ‚Mittelwerte‘ der im 2 GHz-Band sendenden Zähler erreichten angesichts ihrer 10-fach geringeren Sendedauer oder -häufigkeit als ein lokales WLAN-Netz nicht dessen, sondern nur geringere Intensität.
Für Gas und Wasser gibt es (auch) in Frankreich Smart Meter mit Funkmodul.
Dieses sendet die Messdaten mit 169 MHz an eine Sammelstelle (Gateway) 2 bis 6 Mal täglich in weniger als einer Sekunde. Der auf dem Dach anzubringende Gateway sendet die gesammelten Daten über GPRS/G3 mit 868-870 MHz (Véolia) weiter.
Exkurs von ANSES: Zur Exposition von Kindern in den Wohnungen weist ANSES (S. 19) darauf hin, dass die Möglichkeit starker Effekte („aigus“) auf die Kognition auf Grund methodisch zuverlässiger experimenteller Studien („méthodologie bien maîtrisée“) inzwischen als gesichert angenommen werden kann und auch das Verhalten beeinflusst zu werden scheint.
Direkte Auswirkungen von ‚Linky“ seien aber bisher wenig erforscht bzw. nicht nachgewiesen worden.
Quellen
[1] https://www.leguevaques.com/Linky-double-victoire-devant-la-Cour-d-appel-de-Grenoble_a649.html CA Grenoble, 10 mars 2020 Mme D. contre Enedis_anonymisé.pdf (146.29 Ko)
[2] (Robin des Toits - 21 nov. 2020) CA-Bordeaux-1re-ch-civ-17-nov-2020-n-1902419.pdf (147.15 Ko)
[3] Beschluss v. 29.06.2023 https://infodujour.fr/wp-content/uploads/2023/07/Ordonnance-du-juge.pdf
[4] Arrêt n° 162/2020 du 17 décembre 2020, 7174 (auf Anforderung auch auf Deutsch); https://www.const-court.be › public › f › 2020 › 2020-162f.pdf
[5] In Auszügen entnommen einer Untersuchung und Weisung der frz Strahlenschutzbehörde ANSES: AVIS DU 5 DÉCEMBRE 2016 RÉVISÉ1; https://www.anses.fr/fr/system/files/AP2015SA0210Ra.pdf