„Kümmert euch endlich um die Kinder, nicht um Tablets!“
Vorwort von Peter Hensinger, Vorstand von diagnose:funk
die Kinder sind unsere Zukunft! Die Industrie weiß das natürlich auch. Hunderte Werbeagenturen arbeiten für sie, um Kinder zu Konsumenten zu konditionieren, über Filme im TV, Kindermagazine, InfluencerInnen und Schulmaterialien. Denn nur der konsumierende Bürger ist für die Industrie ein guter Bürger. Und die Erziehung dafür kann nicht früh genug beginnen. Seit 2007 gibt es geradezu ideale Instrumente, um Wünsche zu wecken: Das Smartphone und das Tablet. Mit ihnen hat die Werbebranche den direkten Zugang in die Köpfe der Kinder. Über Spiele, Social Media und Apps wird versucht, Wünsche zu wecken und konsumistische Idealbilder zu verankern. Über den Rückkanal werden die Verhaltensdaten der Kinder zu digitalen Profilen verarbeitet und damit die personalisierte Werbung noch verfeinert. Deshalb hat die Industrie ein größtes Interesse daran, dass die Kinder schon in der Kindertagesstätte ein Smartphone bekommen.
Sogenannte Medienpädagogen werden in Trab gesetzt, um die „Digitale Bildung“ als Fortschritt, Bildung und notwendige Vorbereitung auf das reale Leben zu verkaufen. Das gewünschte Ergebnis soll der homo oeconomicus sein: Der vom Wachstum begeisterte smartphone- und konsumsüchtige Konsument. Dafür werden massive Schädigungen der Kinder in Kauf genommen. Kinder verfügen noch über keine Impulskontrolle, werden süchtig, das Smartphone wird für sie zur Droge. Die Forschungen zeigen: Digitale Medien als Lerngeräte haben wesentlich zum Absacken der Lernleistungen geführt, sind ein Katalysator der Bildungskatastrophe. Der Titel des Buches der Rektorin Silke Müller ist auch ein Hilfeschrei: „Wir verlieren unsere Kinder!“ Sie zeigt beeindruckend, dass der Konsum von Hass- und Gewaltvideos die neue Normalität mit enormen pathologischen psycho-sozialen Auswirkungen ist. Sie fordert, dass die Politik endlich handelt.
Und eines findet noch zu wenig Beachtung. Die Nutzung der digitalen Geräte läuft in der Schule über WLAN. Seine Gesundheitsschädlichkeit ist durch mehr als einhundert Studien nachgewiesen, fast mit jedem ElektrosmogReport kommen neue dazu. Sieben renommierte Experten legen nun einen umfassenden Überblick über die Forschungsergebnisse zu Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Fortpflanzung, Schwangerschaft und Kinder vor. Die umfangreiche Studie „Drahtlose Technologien, nicht-ionisierende elektromagnetische Felder und Kinder: Gesundheitsrisiken erkennen und reduzieren“ ist als diagnose:funk Brennpunkt erschienen. Es ist enorm, was über das Schädigungspotential bereits gesichert vorliegt. Das muss bekannt werden. Helfen Sie mit, diese Studie zu verbreiten. Sie ist gut lesbar und gehört in die Hände aller, die Kinder erziehen und behandeln.
Weil die Bildungspolitik den Digitalisierungswünschen der Industrie nachkommt, melden sich immer mehr kritische Erziehungswissenschaftler zu Wort. Das macht Mut, und v.a. dass in Ländern wie Schweden, Frankreich, Niederlande und Finnland jetzt nach Auswertung der schädlichen Folgen der Frühdigitalisierung die Reißleine gezogen und die Digitalisierung zumindest in den Vorschulen rückgängig gemacht wird. Der renommierte Schulpädagoge Professor Klaus Zierer überschrieb eine seiner Stellungnahmen zur deutschen Bildungspolitik treffend: „Kümmert euch endlich um die Kinder, nicht um Tablets!“ Helfen Sie mit, dass die Regierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz endlich zum Nachdenken kommen und statt auf die Industrie auf die Wissenschaft hören. In diesem kompakt und in einer Artikelserie zur Bildungspolitik auf unserer Homepage finden Sie dazu viele Argumente.