KOMPAKT: Isabel, wie kamst du zum Thema elektromagnetische Felder, kurz EMF?
ISABEL WILKE: Das Katalyse Institut für angewandte Umweltforschung e.V., ein unabhängiges Forschungsinstitut für den Schutz von Umwelt und Gesundheit in Köln, suchte 1994 Mitarbeiter für den Bereich elektromagnetische Felder (Elektrosmog), nachdem das Buch „Elektrosmog – Grundlagen, Grenzwerte, Verbraucherschutz“ 1994 erschienen war. Die Verbraucherberatung spielte eine große Rolle im Katalyse-Institut und zu Elektrosmog kamen immer mehr Anfragen. Da ich durch meine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin und mein Biologiestudium erfahren war in Toxikologie, bewarb ich mich erfolgreich. Bis 2005 arbeitete ich für das Institut, die letzten Jahre in freier Mitarbeit.
KOMPAKT: Und wie entdecktest Du speziell die Strahlungsproblematik?
ISABEL WILKE: Das Thema Strahlung zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Bereits als Kind wusste ich von meinem Vater, einem hohen Tier bei der Luftwaffe, dass radioaktive Strahlung schädlich ist, dass energiereiche, ionisierende Strahlung Schäden im Gewebe anrichten kann. Während meiner MTA-Ausbildung erfuhr ich von der Schädlichkeit der Röntgenstrahlung für Lebewesen und später im Studium lernte ich genauer, was ionisierende Strahlung bei der DNA für Schäden hervorrufen kann, nämlich die Bildung z. B. von Thymin-Dimeren im DNA-Strang, wodurch die DNA nicht mehr korrekt abgelesen werden kann. Im Fach Genetik wird ionisierende Strahlung gezielt genutzt, um für bestimmte Fragestellungen die passenden Mutationen zu selektionieren. Hängen geblieben ist mir ein Zitat aus der Medizin, das in etwa so lautet „Es reicht im Prinzip ein Strahl aus, um eine Mutation hervorzurufen, die zur Entwicklung von Krebs führen kann“.
KOMPAKT: Kannst du kurz etwas zur Geschichte des Institutes sagen?
ISABEL Wilke: Das Katalyse Institut ging aus einer Gruppe von Chemikern hervor, die Anfang der 1980er Jahre das Buch ‚Chemie in Lebensmitteln‘, das in über 30 Auflagen erschien, herausbrachten und von dem Erlös das Katalyse-Labor einrichteten. Das Labor untersuchte auf gesundheitsschädliche Chemikalien, mit denen Verbraucher in Berührung kamen.
Ein wesentlicher Arbeitsbereich war später am mittlerweile umbenannten und um Physiker und Baubiologen erweiterten Katalyse Institut für angewandte Umweltforschung das Thema umweltfreundliche Baustoffe und schließlich, als 1986 der Atomreaktor in Tschernobyl explodierte, sehr schnell eine Messstelle für Radioaktivität. Nach ersten Studien in den 1970er Jahren zum krebsauslösenden Potenzial von Hochspannungsleitungen, Magnetfeldern durch Trafos und Haushaltsstrom wandten sich die Physiker und Baubiologen dem Thema nicht-ionisierende Strahlung zu, eben dem sogenannten Elektrosmog; die Arbeitsgruppe brachte das erste deutschsprachige Buch dazu heraus.
KOMPAKT: Wie sah deine Arbeit beim Katalyse Institut genau aus?
ISABEL WILKE: Die Arbeit war sehr interessant und umfangreich. Ich hielt Vorträge und Seminare, führte Messungen durch, aktualisierte und erweiterte das Buch ‚Elektrosmog‘ (5. Auflage 2002), schrieb Beiträge für die Katalyse-Nachrichten und wertete die immer umfangreicher werdende Studienlage aus. Außerdem war ich auch für den Bereich Trinkwasser zuständig. Als die Wasserfilter für die Haushalte aufkamen, war die Frage „wie gut ist unser Trinkwasser“ ein kontroverses Thema.