Das Kartenhaus wankt
Vorwort von Jörn Gutbier, Vorstandsvorsitzender bei diagnose:funk
Liebe Leserinnen und Leser, liebe diagnose:funk Mitglieder
in diesem Kompakt berichten wir über ein bedeutendes Ereignis. Unabhängige Wissenschaftler und Medizinexperten haben die ICBE-EMF (International Commission on the Biological Effects of EMF) gegründet mit dem Ziel, Grenzwerte durchzusetzen, die Mensch und Natur schützen. Seit über 20 Jahren erleben wir, wie die vom industrienahen Lobbyverein ICNIRP durchgesetzten Grenzwerte höchste Strahlenbelastungen und damit die Geschäfte der Mobilfunkindustrie legitimieren. Die ICBE-EMF weist nach, dass die ICNIRP-Richtlinien auf 14 falschen Grundannahmen beruhen, sie seien „Schall und Rauch“.
Aber für viele Entscheidungsträger ist nach wie vor die Kernfrage: Ist die Mobilfunkstrahlung überhaupt gesundheitsschädlich? Von der Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob es überhaupt neue Grenzwerte braucht. Und sie wurde erneut beantwortet: Die STOA-Studie dokumentiert für Krebs und Fertilitätsstörungen, dass Krankheiten von der Strahlung ausgelöst werden können. Braucht es eigentlich noch mehr Beweise?
Mit einer Pressekampagne wurde 2022 versucht, die Studienlage zu verfälschen. Die UK Million Women Studie und die MOBI-Kids Studie hätten endgültig bewiesen, es gäbe keine Risiken. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) begleitete dies mit einer Verzerrung der Ergebnisse der MOBI-Kids Studie. Und die Vertreter der Bundesregierung übernehmen die hanebüchenen Textbausteine des BfS und antworten Abgeordneten, die STOA-Studie sei unwissenschaftlich und daher bedeutungslos. diagnose:funk hat in den oben genannten Fällen aufgedeckt, wie hier harte Fakten und besorgniserregende Ergebnisse verfälscht werden.
Stellten bisher vor allem unabhängige Wissenschaftler und mobilfunkkritische Organisationen dieses Kartenhaus der Legitimation von Industrieinteressen in Frage, so formulieren das jetzt Gremien der EU, wie der Technikfolgenausschuss STOA und der EWSA (Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss). Sie schlagen Regelungen vor, die schützen.
„Technik sinnvoll nutzen!“, ist unser Claim. Daraus folgt: Verwende Deine Energie, um bessere Alternativen zu entwickeln. Dann vergeht das früher Bekämpfte von ganz allein. „Von ganz allein!?“ - wenn Fakten zählen würden! Doch die Industrielobby verhindert dies. Da muss also nachgeholfen werden. Und hier sind die Initiativen vor Ort gefragt. Politiker brauchen Alternativen und Handlungsoptionen. Wir haben die richtigen Vorschläge und Argumente, aber es bleibt eine Daueraufgabe: Machen Sie den Politikern die STOA-Studie und die EWSA-Stellungnahme bekannt. Wir müssen hartnäckig dranbleiben, diese Trümpfe ausspielen. Die wissenschaftlich fundierte Einsicht, dass diese Strahlung gesundheitsschädlich ist und es Alternativen für eine strahlungsminimierte Mobilfunkversorgung und neue risikolose optische Technologien gibt, muss bei den Entscheidungsträgern ankommen. Die konkreten Vorschläge der STOA-Studie erläutern wir in diesem Kompakt. Dafür stellen wir zwei Factsheets zu STOA und EWSA als Gesprächsgrundlage für Termine zur Verfügung. Das Kartenhaus fällt nicht von alleine. Helfen Sie mit, dass es bald einstürzt.