Besprechung der Studie: Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung, die von einer Mobilfunk-Basisstation ausgesendet wird, auf die Redox-Homöostase in verschiedenen Organen von Schweizer Albino-Mäusen
Mary Zosangzuali, Marina Lalremruati, C. Lalmuansangi, F. Nghakliana, Lalrinthara Pachuau, Priyanka Bandara & Zothan Siama (2021): Effects of radiofrequency electromagnetic radiation emitted from a mobile phone base station on the redox homeostasis in different organs of Swiss albino mice, Electromagnetic Biology and Medicine, DOI:10.1080/15368378.2021.1895207
Effekte weit unterhalb thermisch relevanter Leistung
Mobilfunk-Basisstationen (MFBS) sind ein elementarer Bestandteil drahtloser Kommunikation. Die zunehmende Nutzung von Mobiltelefonen, insbesondere für anspruchsvolle Signale wie Video-Streaming, hat zu einem starken Anstieg der Anzahl von Mobilfunk-Basisstationen geführt. Die Autoren untersuchen die Auswirkungen von MFBS-emittierter, 1800 MHz-Hochfrequenz anhand eines Mausmodells in vivo. Die Bestrahlung der Versuchstiere (n=6) erfolgte über 45 Tage über 6h, 12h und 24h pro Tag. Die Kontrollgruppe wurde nicht bestrahlt. Die täglich gemessene Leistungsdichte betrug durchschnittlich 37,54 mW/m2 mit einer entsprechenden elektrischen Feldstärke von 3,76 V/m. Der daraus errechnete SAR-Wert betrug 0,013 W/kg.
Die Wissenschaftler untersuchten Marker für oxidativen Stress [Glutathion (GSH), Glutathion-S-Transferase (GST), Superoxid-Dismutase (SOD), Malondialdehyd (MDA)] in Gehirn, Herz, Leber und Nieren der Versuchstiere. GSH wirkt im Organismus als Antioxidans. GST sorgt für die Bindung von GSH an toxische Stoffe, welche durch reaktiver Sauerstoffspezies entstehen können. SOD wandelt Superoxide um und wirkt so ebenfalls oxidativem Stress entgegen. MDA wiederum entsteht, wenn reaktive Sauerstoffspezies mit Lipiden wie z.B. Zellmembranen reagieren. Außerdem wurde die Auswirkung der Hochfrequenz auf das Blutbild, in Form von roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen und Hämoglobin analysiert.
Die Wissenschaftler konnten erhöhten oxidativen Stress, verursacht durch die Mobilfunk-Basisstation, nachweisen.
Im Gehirn wiesen alle vier Marker auf statistisch signifikant erhöhten oxidativen Stress hin, wobei ein dosisabhängiger Trend festgestellt wurde (s.u. Grafik aus der Studie). Die Auswirkungen waren also in Tendenz bei längerer Befeldung stärker. Das Nierengewebe hingegen zeigte nur bei 24h-Bestrahlung eine verminderte SOD-Aktivität. Herz- und Lebergewebe gaben keinerlei Hinweise auf erhöhten oxidativen Stress. Das Blutbild zeigte ebenfalls Veränderungen nach der Befeldung durch die MFBS. Die Erythrozyten-Anzahl war nach 12h und 24h täglicher Bestrahlung vermindert. Die Leukozyten-Anzahl war nach 24h Befeldung pro Tag erhöht. Das Hämoglobin hingegen blieb unverändert.
Kommentar:
Diese Studie reiht sich in die wachsende Anzahl von Publikationen ein, welche nicht-thermische, biologische Auswirkungen von anthropogen verursachter Hochfrequenz beschreiben. Bemerkenswert ist das realitätsnahe Befeldungs-Setup, bei dem eine alltägliche Mobilfunkbasisstation auf dem Dach eines Hauses als Strahlungsquelle fungiert. Die Anzahl der Versuchstiere pro Versuchsgruppe (n=6) reicht aus, um statistische Signifikanz der Daten zu erzeugen. Eine höhere Anzahl hätte jedoch für mehr Aussagekraft der Studie sorgen können. (RH)