Die stundenlange Smartphone-Nutzung führt zur Bewegungsarmut mit der Folge von Übergewicht. Dieser Zusammenhang zwischen Handynutzung und Adipositas liegt auf der Hand. Doch wie ist der Zusammenhang mit Strahlung? Das untersuchte eine Forschungsgruppe in Lübeck.
Bereits bekannte Experimente mit bestrahlten Ratten ergaben, dass das Körpergewicht bei den erwachsenen Tieren anstieg. Ein anderes Experiment zeigte, dass bestrahlte Tiere mehr Futter aufnahmen als die Kontrolltiere (Studien dazu bei Wardzinski et al.). Vor diesem Hintergrund fragten sich die Wissenschaftler der Universität Lübeck, ob zwischen Mobilfunkstrahlung und Nahrungsaufnahme eine Verbindung besteht. Weil gepulste und amplitudenmodulierte Mikrowellen bei Ratten die Homöostase im Gehirn beeinflussen und der Energiestatus im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Nahrungsaufnahme und der Körpergewichtsregulation spielt, prüften die Forscher, ob die Mobilfunkstrahlung auf die Energiehomöostase des Gehirns einwirkt und so die Nahrungsaufnahme beeinflusst.[1] Jetzt wurde die Studie publiziert:
- Wardzinski EK, Jauch-Chara K, Haars S, Melchert UH, Scholand-Engler HG, Oltmanns KM, (2022): Mobile Phone Radiation Deflects Brain Energy Homeostasis and Prompts Human Food Ingestion. Nutrients 14, 339
Im neuen ElektrosmogReport wird das Ergebnis dieser Studie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde, ausführlich besprochen:
- „Erstaunlicherweise stieg bei 13 der 15 Probanden bei beiden Mobilfunkgeräten (Zwei 900 MHz-Telefone) die Kalorienaufnahme hochsignifikant um 22–27 % gegenüber der Scheinbestrahlung an, hauptsächlich durch vermehrte Aufnahme von Kohlenhydraten ... Die Untersuchung der Nahrungsbestandteile ergab nach der Bestrahlung neben der erhöhten Aufnahme von Kohlehydraten an 2. Stelle mehr Proteine, die Fettzufuhr war als Trend nur bei Telefon 2 leicht erhöht.“
- „Darüber hinaus wurden in diesem Experiment Veränderungen der Energie-Homöostase im Gehirn festgestellt. Der Anstieg des hochenergetischen Phosphatstoffwechsels nach Einwirken der Mobilfunkstrahlung könnte darauf hindeuten, dass der Glucosebedarf zur Aufrechterhaltung der Homöostase in den Nervenzellen erhöht ist. Das ergibt eine fundamentale Bedeutung für alle Hirnfunktionen, mit Einfluss auf mentale Gesundheit, Verhalten und auf weitere Organe. Mögliche Störungen durch elektromagnetische Felder könnten daher einige allgemeine neurobiologische Wirkungen haben, die noch nicht überschaubar sind. Besonders Kinder und Jugendliche sind betroffen, da sie vom Beginn ihres Lebens der Strahlung ausgesetzt sind und deren Gehirn signifikant mehr Strahlung aufnimmt, die tiefer in das Gehirn eindringt, z. B. in den Hypothalamus.“[2]
>>> Zur Rezension der Studie im ElektrosmogReport 2022-1.
Die Studie von Wardzinski et al. liefert ein klinisches Ergebnis, über das Eltern, Pädagogen, Mediziner und Kinderschutzbünde unterrichtet werden sollten. Kinder und Jugendliche sind demnach drei dickmachenden Faktoren durch Handynutzung ausgesetzt, (i) durch die Bewegungsarmut, (ii) die Sucht, v.a. durch das Triggern des Belohnungssystems durch die Reizüberflutung, (iii) und jetzt nachgewiesen: durch die Einwirkung der Strahlung auf den Gehirnstoffwechsel. Alle drei Faktoren verstärken sich gegenseitig.