Die Studie von Rubik/Brown „Evidenz für einen Zusammenhang zwischen der Coronavirus-Krankheit-19 und der Exposition gegenüber hochfrequenter Strahlung ... einschließlich 5G“ hält nicht, was sie suggeriert

Gibt es einen Zusammenhang zwischen 5G und Covid 19? Die Studie von Rubik / Brown, die in seriösen Datenbanken gelistet ist, behauptet dies, kann aber keine Nachweise vorlegen.
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Die Studie von Rubik/Brown „Evidenz für einen Zusammenhang zwischen der Coronavirus-Krankheit-19 und der Exposition gegenüber hochfrequenter Strahlung aus der drahtlosen Kommunikation, einschließlich 5G[1] (2021) erweckt durch ihren Titel den Eindruck, sie liefere Beweise für einen kausalen Zusammenhang zwischen 5G und COVID-19. Das ist nicht der Fall und steht so auch nicht im Text. Dennoch wird die Studie derzeit dutzendfach herum­gemailt, nachdem sie auf der Internetseite corona-transition gepostet wurde.

 

1. Falsche Quellenangaben auf der Seite Corona-Transition[2]

Die Studie wird in der Datenbank PubMed.gov des National Library of Medicine (NIH), die vom National Center for Biotechnology Information (NCBI) geführt wird, gelistet. Um der Studie Gewicht zu verleihen, wird sie auf corona-transition jedoch als offizielle Studie des National Center for Biotechnology Information, einer US-Behörde, bezeichnet. Hier wird die Listung der Studie in der Datenbank des NIH umdeklariert in eine Veröffentlichung des NCBI. So wird der falsche Anschein erweckt, diese Studie sei von der US-Behörde beauftragt und publiziert worden und gäbe deren Meinung wieder.

2. Aus gleichen Symptomen wird eine Schein-Kausalität konstruiert

Rubik/Brown stellen die Studienlage zur Wirkung nicht-ionisierender Strahlung (NIS) dar und weisen richtig nach, dass Mobilfunkstrahlung folgende Auswirkungen haben kann: Blutveränderungen / Oxidativer Stress / Störung und Aktivierung des Immunsystems / Erhöhtes intrazelluläres Kalzium / Auswirkungen auf das Herz. Dann weisen die Autoren nach, dass auch Covid-19 diese Auswirkungen hat. Diese Beweisführung können wir von diagnose:funk nicht bewerten, da wir auf diesem Gebiet keine Expertise haben. Aber wir unterstellen, dass die Autoren recht haben.

Nun würde man erwarten, dass Rubik/Brown Studien anführen, die eine Wechselwirkung zwischen 5G und Covid-19 untersucht haben. Doch dazu wird keine Studie angeführt. Im Gegenteil: Es wird der explizit erweckte Eindruck, es bestehe durch gleiche Symptome sowohl eine Korrelation als auch eine Kausalität, im Artikel zurückgenommen:

  • „Keine der hier diskutierten Beobachtungen beweist jedoch diesen Zusammenhang. Insbesondere bestätigen die Beweise nicht die Kausalität. Offensichtlich tritt COVID-19 in Regionen mit wenig drahtloser Kommunikation auf. Außerdem ist die relative Morbidität, die durch die WCR-Exposition (Wireless Communication Radiation) bei COVID-19 verursacht wird, unbekannt.“ (S.673)[3]

Diese Rücknahme bzw. Relativierung des vorher formulierten Zusammenhangs ist nun mehr als verwirrend, zumal vorher auch noch behauptet wird, COVID-19 sei dort besonders stark verbreitet, wo 5G bereits installiert sei, ohne dafür eine überzeugende Untersuchung zu benennen. Es wird konstatiert, dass es zu Wechselwirkungen bisher keine Studien gibt:

  • „Die Frage der Kausalität könnte in künftigen Studien untersucht werden. Zum Beispiel könnte eine klinische Studie in COVID-19-Patientenpopulationen mit ähnlichen Risikofaktoren durchgeführt werden, um die tägliche WCR-Dosis bei COVID-19-Patienten zu messen und nach einem Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung und dem Verlauf zuschauen. Da die Trägerfrequenzen und Modulationen der drahtlosen Geräte unterschiedlich sein können und die Leistungsdichten von WCR an einem bestimmten Ort ständig schwanken, müssten die Patienten bei dieser Studie persönliche Mikrowellendosimeter tragen. Darüber hinaus sollten kontrollierte Laborstudien an Tieren, zum Beispiel an humanisierten Mäusen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, durchgeführt werden, bei denen Gruppen von Tieren, die minimaler WCR (Kontrollgruppe) sowie mittleren und hohen Leistungsdichten von WCR ausgesetzt waren, die hinsichtlich Schweregrad und Verlauf der Krankheit verglichen werden konnten.“ (S. 674)[4]
  • „"Diese Arbeit zeigt die Notwendigkeit weiterer Forschung über nichtthermische WCR-Exposition und ihre mögliche Rolle bei COVID-19.“ (S. 675)[5]

Trotzdem wird in den Schlussfolgerungen dem Leser wieder eine Kausalität suggeriert:

  • „In der Pathobiologie gibt es erhebliche Überschneidungen zwischen COVID-19 und WCR-Exposition. Die hier vorgestellten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Mechanismen, die an der klinischen Progression von COVID-19 beteiligt sind, den experimentellen Daten zufolge auch durch WCR Exposition hervorgerufen werden. Daher unterstellen wir einen Zusammenhang zwischen den nachteiligen Bioeffekten der WCR-Exposition durch drahtlose Geräte und COVID-19.“(S. 675)[6]

Diese Schlussfolgerung der Autoren ist willkürlich, unseriös und besteht aus Trugschlüssen.

3. Was wirklich untersucht werden sollte

Durch diesen Eiertanz und die dazu aufgestellte Behauptung, es gäbe 30.000 Untersuchungen[7] zu WCR (Wireless Communication Radiation) (S. 675) machen sich Rubik/Brown unnötigerweise unglaubwürdig. Denn es besteht tatsächlich Forschungsbedarf, wie sich nicht-ionisierende Strahlung im nicht-thermischen Bereich auf Viren und Bakterien auswirken könnte. Das gleiche gilt für den Ansteckungs- und Krankheitsverlauf bei immungeschwächten Menschen, die SARS-CoV-2-infiziert sind und zusätzlich durch Feinstaub, Strahlung, Krankheit oder Alterskrankheiten belastet sind. Denn eines ist unbestritten: Nicht-ionisierende Strahlung von bisher angewandten Frequenzen schwächt das Immunsystem, dazu hat diagnose:funk bereits 2020 eine viel beachtete Analyse publiziert, die 2021 durch die Studie von Schuermann/Mevissen bestätigt wurde.[8] 

Quellen

[1] Rubik B, Brown RB (2021): Evidence for a connection between coronavirus disease-19 and exposure to radiofrequency radiation from wireless communications including 5G, Review J Clin Transl Res. 2021 Sep 29;7(5):666-681.eCollection 2021 Oct 26.

Volltext: https://www.jctres.com/media/filer_public/96/66/966658a3-fe13-4cc6-be59-678e55a660f6/jctres07202105007_epub.pdf

und: https://osf.io/9p8qu

[2] https://corona-transition.org/studie-5g-technologie-ist-ein-signifikanter-faktor-bei-hoheren-covid-fall-und

[3] "However, none of the observations discussed here prove this linkage. Specifically, the evidence does not confirm causation. Clearly COVID-19 occurs in regions with little wireless communication. Furthermore, the relative morbidity caused by WCR exposure in COVID-19 is unknown." (S.673)

[4] "The question of causation could be investigated in future studies. For example, a clinical study could be conducted in COVID-19 patient populations with similar risk factors, to measure the WCR daily dose in COVID-19 patients and look for a correlation with disease severity and progression over time. As wireless device carrier frequencies and modulations may differ, and the power densities of WCR fluctuate constantly at a given location, this study would require patients to wear personal microwave dosimeters (monitoring badges). In addition, controlled laboratory studies could be conducted on animals, for example, humanized mice infected with SARS-CoV-2, in which groups of animals exposed to minimal WCR (control group) as well as medium and high power densities of WCR could be compared for disease severity and progression." (S. 674)

[5] "This paper points to the need for further research on nonthermal WCR exposure and its potential role in COVID-19."(S. 675)

[6] "There is a substantial overlap in pathobiology between COVID-19 and WCR exposure. The evidence presented here indicates that mechanisms involved in the clinical progression of COVID-19 could also be generated, according to experimental data, by WCR exposure. Therefore, we propose a link between adverse bioeffects of WCR exposure from wireless devices and COVID-19." (S. 675)

[7] Derzeit listet sie Referenzdatenbank www.emf-portal.de zu den Frequenzen des Mobilfunks ca. 1700 Studien.

[8] Studien zu NIS und Immunsystem:

diagnose:funk (2020): Mobilfunktechnik, Strahlenbelastung und Immunsystem: https://www.diagnose-funk.org/1550;
siehe auch: ElektrosmogReport 2/2020: https://www.diagnose-funk.org/1568

Schuermann, D.; Mevissen, M.: Manmade Electromagnetic Fields and Oxidative Stress – Biological Effects and Consequences for Health. Int. J. Mol. Sci. 2021, 22, 3772. https://doi.org/10.3390/ijms22073772; https://www.diagnose-funk.org/1692

diagnose:funk (2020): Nicht-thermische Wirkungen: https://www.diagnose-funk.org/1734

 

Artikel veröffentlicht:
15.12.2021
Autor:
diagnose:funk
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