Stuttgart, 17.6.2021: Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk kritisiert scharf, dass offensichtlich die Schweizer Mobilfunk-Lobby ‚Forschungsstiftung Strom und Mobilfunkkommunikation' (FSM) vom Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages (TAB) mit einer Studie zu Gesundheitsgefahren der Mobilfunkstrahlung beauftragt wurde. Dies geht aus einer Anmerkung in einer Broschüre der FSM hervor: „Diese Broschüre basiert auf einer Literaturstudie zum aktuellen Wissensstand über mögliche Risiken der Mobilfunkstrahlung, welche das Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages (TAB) der FSM in Auftrag gab.“
Das Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages gab diesen Umstand auch in einem Schreiben zu.
Link zur FSM-Broschüre beim Schweizer Mobilfunk-Anbieter Sunrise, in der auf Seite 2 oben das zuvor genannte Zitat steht:
https://www.sunrise.ch/content/dam/sunrise/residential/spotlight/2019/20191216_FSM_Mobilfunk_Stand%20des%20Wissens.pdf
Die FSM selbst hat in einer Neuauflage der Broschüre diesen Satz gestrichen:
https://www.emf.ethz.ch/de/angebot/veroeffentlichungen/mobilfunk-ein-risiko, das PDF finden Sie beim Link „Broschüre“
„Das ist ein echter Lobby-Skandal, was sich das Büro für Technikfolgenabschätzung des Bundestags da leistet!“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Wer ehrlich Auskunft über die Gesundheitsgefahren durch Mobilfunkstrahlung haben will, beauftragt doch nicht die Mobilfunk-Lobby. Das Büro für Technikfolgenabschätzung des Bundestags muss dafür auf unabhängige Wissenschaftler und deren Studien zurückgreifen: Es liegen mittlerweile fast 100 Review-Studien vor, die den Stand der Wissenschaft zusammenfassen und ausführlich bewerten. Und dabei kommt die Mobilfunk- und WLAN-Strahlung nicht gut weg: Diese Strahlung erzeugt oxidativen Zellstress, was wiederum zu entzündlichen Erkrankungen, verminderter Fruchtbarkeit und Krebs führen kann. Das muss der Bundestag wissen, wenn es um Technikfolgenabschätzung von Mobilfunk geht. Die Verharmlosung der Mobilfunklobby hilft da wirklich nicht weiter.“
In einem ausführlichen Interview mit dem Portal 5G-Anbieter.info vergleicht Jörn Gutbier den Lobby-Skandal mit dem Vorgehen der Tabak-Lobby ab den 1950er Jahren, als die wirtschaftlich interessierten Zigarettenhersteller einen Lobbyverband namens ‚Tobacco Institute, Inc.‘ gründeten. Dieses angebliche Institut gab einseitige Forschungen in Auftrag, vertuschte die bereits damals bekannten Gefahren des Rauchens und betrieb Schönfärberei.
Link zum vollständigen Interview: https://www.5g-anbieter.info/interviews/21/gutbier.html
Die FSM mit Sitz an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich wird zu 98% von den Schweizer Mobilfunk- und Stromnetzbetreibern und deren Zulieferern finanziert wird. Die Stiftung ist kein Bestandteil der angesehenen Hochschule, sondern hat in den Gebäuden der ETH nur ihre Geschäftsstelle eingemietet.
Sponsoren und Träger der FSM: https://www.emf.ethz.ch/de/stiftung/sponsoren-traeger