Herr Franzke, an einer Berufsschule in Gelnhausen wird VLC eingeführt, wie kam es dazu?
Es war ein langer Weg. Ausgangspunkt war die Überlegung einer alternativen Übertragungstechnologie zur WLAN Funksteuerung. Über die Lichtwellenübertragung VLC hörte ich im Jahr 2011 vom deutschen Forscher Harald Haas, der in Kalifornien vor einem Kongress diese Technik live vorführte.
Später, als auf Grund der Forschungsergebnisse die Kritik zu WLAN an Schulen immer größer wurde, wurde ich auf das VLC-Projekt in einem Konferenzraum auf der Insel Mainau aufmerksam. Die Besichtigung erfolgte im Frühjahr 2014. Anschließend hatte ich persönliche Kontakte zum Projektleiter Dr. Paraskevopoulos vom Fraunhofer-Institut Berlin und mehrere Besuche in den Laborräumen des HHI, da mich diese Technik sehr interessierte. Im Oktober 2017 erfolgte eine Einladung zur Eröffnungsfeier und Vorführung von VLC im Hegel-Gymnasium in Stuttgart. Danach erfolgten direkte Schreiben mit Informationsmaterial an prädestinierte Schulen im Main-Kinzig-Kreis. Leider ohne Erfolg und eine Interessenlosigkeit der Schulleitungen. WLAN-Tablets, die vom Hessischen Schulministerium an die Schulen gesandt wurden, waren für sie eine „digitale Errungenschaft“, und so bequem!
Mit welchen Argumenten konnten Sie dann doch Entscheidungsträger überzeugen?
Im Juni 2018 lernte ich auf dem Hessischen Breitbandgipfel in Frankfurt/M. den IT- Leiter der Schulen für den gesamten Main-Kinzig-Kreis kennen. Es folgten ein Besuchstermin mit ihm und seinen Mitarbeitern, wo die VLC Technik erläutert wurde. Nach Abklärung der zuständigen Ämter befassten sich nun der Landrat, der Schuldezernent und der Kreistag sowie die Kreispolitiker mit dem Thema VLC. Auf regionalen politischen Veranstaltungenergab sich die Gelegenheit, mit den maßgebenden Politikern persönliche Gespräche über eine Alternative zu WLAN, der optischen Datenübertragung VLC, zu führen. Danach bekamen sie diagnose:funk-Informationsmaterial. So entwickelte sich mit der Zeit ein Konsens und ein positives Klima.
Parallel dazu kamen in der Lokalzeitung Artikel und ich gab Interviews zu dem Thema, und die maßgebenden Politiker waren jetzt gesprächsbereit und ernsthaft daran interessiert, ein Pilotprojekt an einer Schule im Main-Kinzig-Kreis durchzuführen. Im Dezember 2019 fiel durch den Kreisausschuss die Wahl auf die Beruflichen Schulen Gelnhausen, die größte in Hessen. Da vorab Kontakte zum Fraunhofer-Institut bestand und durch Vermittlung, entschloss sich der Kreisausschuss, dass das Institut die VLC-Technik präsentieren soll. Im September 2020 hat dann der Kreisausschuss beschlossen, die neueste Infrarot-LiFi Technologie in den Beruflichen Schulen Gelnhausen einzubauen.
Ein gutes Beispiel, dass wir mit Alternativen für Veränderungen werben müssen! Welche Vorteile überzeugten die Lehrer und Schulleiter?
Da in den beruflichen Schulen alle Übertragungstechnologien vorhanden sind und eingesetzt werden (Glasfaseranschluss und WLAN), und durch Veröffentlichungen in der Presse die Lichtwellenübertragung LiFi bekannter wurde, interessierten sich der Schulleiter und Fachbereichsleiter für diese neue Technologie. Ein persönliches Gespräch mit ihnen erfolgte im Oktober 2020. Am 10. März 2021 war im Rahmen einer kleinen Feier der Start des LiFi- Pilotprojektes. Vor allen Anwesenden, der Schulleitung, der Schuldezernent, Informatiker, IT- Sicherheitsexperte, LehrerInnen, Presse, führte der Projektleiter vom Fraunhofer-Institutes die neueste Technik vor. Die Datenübertragung funktionierte einwandfrei mit bis zu 1Gbit/s im Download und bis zu 100 Mbit/s im Upload, worüber alle sehr erstaunt waren.