Vier Perspektiven – eine Botschaft für die Bildungspolitik

Digitale Medien im Kreuzfeuer der Kritik
„Eine Kindheit ohne Computer ist der beste Start ins digitale Zeitalter" , heißt es im Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“ … und Prof. Ralf Lankau schreibt kurz und knapp: „Kein Mensch lernt digital". Für diese provokativen Positionen gibt es gute Gründe. Wir veröffentlichen sie zum ersten Mal gebündelt in einem Papier, das aus vier Perspektiven wesentliche Aspekte der Kritik zusammenfasst. Schnell auf den Punkt gebracht – mit aller Tiefe, die angemessen ist.
Titelblatt der Broschüre (mit Klick vergrößern!)Quelle: Bündnis für humane Bildung

Diese Broschüre ist eine Publikation des „Bündnis für humane Bildung“ in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „ELIANT“, unterstützt von der Stiftung „Kind und Jugend“. Sie können diese Broschüre kostenlos als PDF herunterladen: Bündnis für humane Bildung: Vier Perspektiven

Hinweis: Gedruckte Broschüren können gegen eine Kostenbeteiligung (1.- Euro/Stück + Porto) kostenpflichtig per eMail bestellt werden: info@aufwach-s-en.de. Dafür bitte Ansprechpartner/in, Telefon  und Adresse angeben.

 

Vier Perspektiven - eine Botschaft für die Bildungspolitik

Digitale Medien im Kreuzfeuer der Kritik

Eine Kindheit ohne Computer ist der beste Start ins digitale Zeitalter“, heißt es im Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“ ... und Prof. Ralf Lankau schreibt kurz und knapp: „Kein Mensch lernt digital“. Für diese provokativen Positionen gibt es gute Gründe. Wir veröffentlichen sie zum ersten Mal gebündelt in einem Papier, das aus vier Perspektiven wesentliche Aspekte der Kritik zusammenfasst. Schnell auf den Punkt gebracht - mit aller Tiefe, die angemessen ist. Eine Publikation des „Bündnis für humane Bildung“ in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „ELIANT“, unterstützt von der Stiftung „Kind und Jugend“.

1. Perspektive: psychische Entwicklung des Kindes

Das Positionspapier von ELIANT beleuchtet die individuelle Situation von Kindern, die zu früh mit digitalen Medien konfrontiert werden. Das kann negative Folgen für deren psychische Entwicklung haben, etwa bei der emotionalen Intelligenz oder kognitiven Reifeprozessen (Impulskontrolle, Belohnungsaufschub, Suchtverhalten etc.). Daher fordert ELIANT u. a. eine evidenzbasierte Forschung,um den Einfluss digitaler Technologie auf die Gesundheit der Kinder zu untersuchen.

2. Perspektive: Gehirnreife aus Sicht der Neurobiologie

Die Neurobiologin Prof. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt vertieft aus ihrer Perspektive die Erkenntnisse von ELIANT. Sie zeigt, wie stark digitale Medien in das Gehirn von Kindern eingreifen, indem sie u. a. suchtauslösende Impulse setzen. „Dauerhaft trainierte Muskeln vollbringen gute körperliche Leistung“. Das gilt auch für das Gehirn, das nur durch eine „größtmögliche Eigenaktivierung“ zu geistigen Leistungen in der Lage ist. Es ist ratsam, das Gehirn (=„brainy“) mehr zubenutzen als das „handy“.

3. Perspektive: Schule ohne Überwachung

Prof. Ralf Lankau verortet digitale Konzepte für Unterricht nicht in der Pädagogik, sondern in Kybernetik und Behaviorismus. Lernen wird zu einem mess- und steuerbaren Prozess umgedeutet, wobei der Erfolg mit Methoden des Total Quality Managements (TQM) zu bestimmen ist. Bildung wird ökonomisiert, obwohl sie eigentlich an menschliches Bewusstsein gebunden ist, nicht an Medien(technik). Daher ist Lernen endlich wieder als individueller und sozialer Prozess zu verstehen.

4. Perspektive: gesellschaftliche Dimensionen

Die moderne Daten-Ökonomie beginnt im Bildungssystem, wo sich bereits wertvolle Erkenntnisse über Schüler gewinnen lassen, etwa durch Lernprogramme, die jeden Schritt am Rechner dokumentieren (Learning Analytics). Daher wirft Ralf Lankau die prinzipielle Frage auf: „Bleibt der Mensch als Individuum, Persönlichkeit und autonomes Subjekt das Ideal freier Gesellschaften oder wird er zum Datenlieferanten eines zu perfektionierenden Datenverarbeitungssystems?" Vier Perspektiven - eine Botschaft für die Bildungspolitik: Statt sich einem ökonomisch und technologisch getriebenen Hype kritiklos in den Rachen zu werfen, sollte die Bildungspolitik grundlegend darüber nachdenken, was Kinder in einer sich digitalisierenden Welt wirklich brauchen: realweltliche Erfahrungen, zwischenmenschliche Interaktion, Entwicklung emotionaler Intelligenz. Das macht sie stark, um später gut mit Computern arbeiten zu können.

Artikel veröffentlicht:
15.03.2020
Autor:
Bündnis für humane Bildung
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