Die Story: Peter Hensinger hielt am 8.11.2019 in Ravensburg vor 160 Besuchern einen Vortrag zu den Folgen der Digitalisierung. In der Woche darauf kamen 50 Ravensburger zusammen, um eine Bürgerinitiative gegen 5G zu gründen. Die Schwäbische Zeitung [1] berichtete ausführlich über den Vortrag und zitierte Peter Hensinger, allerdings falsch:
„Die Digitalisierung kann man nicht rückgängig machen. Auch ich benutze ein Smartphone. Aber wir brauchen dringend eine starke Regulierung durch die Politik“, forderte Hensinger ... Die wissenschaftlichen Studien, von denen Peter Hensinger berichtete, sprechen von deutlich erhöhten gesundheitlichen Risiken für die Menschen, weil 5 G-Strahlen tiefer in den menschlichen Organismus eindringen als bisherige."
Der Satz, dass Peter Hensinger ein Smartphone besitze, ist nie gefallen. Aus "kein" wurde "ein". Wenige Tage darauf druckte die Zeitung anstandslos die Gegendarstellung (s. Downloads):
- "Zu Ihrem sonst objektiven Bericht über meinen Vortrag zur Digitalisierung bitte ich Sie, folgende falschen Darstellungen richtig zu stellen:
- 1. Sie schreiben, ich hätte gesagt, dass ich ein Smartphone besitze. Ich besitze und benutze kein Smartphone.
- 2. Sie schreiben, ich hätte von "deutlich erhöhten gesundheitlichen Risiken für die Menschen (berichtet), weil 5 G-Strahlen tiefer in den menschlichen Organismus eindringen als bisherige." Das ist nicht richtig. Richtig ist erstens, dass die Millimeterwellen der 5G-Technik weniger in den Menschen eindringen, sich aber in der Hautoberfläche einkoppeln können und dadurch Schäden verursachen, was bereits nachgewiesen ist. Und zweitens: es braucht mehr Energie, damit diese Wellen Baumassen durchdringen, deshalb müssen mehr Masten mit höherer Energie strahlen, so dass die Gesamtbelastung der Bevölkerung steigen wird. Peter Hensinger M.A."
In der Printausgabe erschien die Gegendarstellung am 14.11., online am 27.11.2019 (bei Kommentaren). Damit schien die Sache erledigt.
Blogbeiträge auf unterirdischem Niveau
Doch ein Internetblog, der sich darauf spezialisiert hat, diagnose:funk bundesweit zu bekämpfen und bereits über 600 unterirdische Beiträge zu Peter Hensinger und 2850 Beiträge über diagnose:funk veröffentlicht hat, triumphiert ohne Recherche über P. Hensingers angebliche Smartphonenutzung in einem anonymen Beitrag:
- "Handy-Peter: Wasser predigen, Wein trinken" (24.11.2019).
Und Professor Alexander Lerchl, ehemaliges Mitglied der Strahlenschutzkommission, der offensichtlich ein Bedürfnis hat, sich in diesem Blog zu bewegen, wollte an dieser Gelegenheit zur Häme teilhaben und kommentierte gleich zweimal den anonymen Beitrag:
- "Damit ist die Glaubwürdigkeit von Peter Hensinger und von Diagnose Funk schlicht im Eimer. Punkt" (25.11.2019, 27.11.2019).
diagnose:funk meint: "Schlecht recherchiert, Herr Lerchl! Einer Ente aufgesessen. Punkt"
Ravensburg war nicht das Ende der Glaubwürdigkeit von diagnose:funk, sondern ein ermutigender, lokaler Anfang: Über 50 Menschen arbeiten dort seither am 5G-Widerstand mit. Und von dieser erfreulichen Entwicklung erfuhr Peter Hensinger, auch ohne eigenes Smartphone. Über Alexander Lerchl's Niveau können wir nur den Kopf schütteln und sind gespannt, ob der Professor diese Blog-Beiträge löscht.
Bundesamt für Strahlenschutz: Prof. Lerchl soll 5G erforschen
Prof. Lerchl bekam jetzt (Meldung vom 26.11.2019) vom Bundesamt für Strahlenschutz den Auftrag, die Auswirkungen der 5G-Frequenzen zwischen 26 und 28 Gigahertz sowie oberhalb von 40 Gigahertz zu erforschen.[2] Man kann gespannt auf das Ergebnis sein, nachdem Herr Lerchl ganz aktuell (23.11.2019) auf einer Veranstaltung der FMK, der Propagandazentrale der österreichischen Mobilfunkbetreiber, die Zuhörer mit den Erklärungen bediente, die wie Musik in den Ohren der Mobilfunkindustrie klingen: die nicht-ionisierende Strahlung in den vom Mobilfunk benutzten Stärken könne prinzipiell keine Zellschädigungen auslösen, und bisher hätte dies auch keine Studie zeigen können. Er begründet dies in einem Interview mit der FMK und in dem Video seines Vortrags bei der FMK [3] mit der zu schwachen Energie der nicht-ionisierenden Strahlung. Zu dieser Energiethese hat der Physiker Dr. Klaus Scheler für diagnose:funk bereits ausführlich Stellung bezogen. Erstaunlicherweise vermeidet es A. Lerchl in dem Video, seine eigene Studie, in der er selbst eine krebspromovierende Wirkung nicht-ionisierender Strahlung nachweist, zu erwähnen, ebenso wie seine Studie von 1991, in der er selbst schädigende Mechanismen nachgewiesen hat (s.Download, Kleinheubacher Berichte).[4] Die Eingruppierung der nicht-ionisierenden Strahlung in "möglicherweise Krebs erregend", so A. Lerchls Botschaft, sei nicht ernst zu nehmen, denn dort befänden sich auch eingelegtes Gemüse und Kaffee (FMK-Video, Min.11:37). Auch zu dieser Argumentation und ihren Stichwortgebern hat diagnose:funk einen Artikel veröffentlicht. Lerchls Versuche im Interview mit der FMK, die Ergebnisse der NTP-Studie über das Krebs auslösende Potential der nicht-ionisierenden Strahlung klein zu reden, ja zu ridikülisieren, decken sich mit den Argumenten der ICNIRP, des Bundesamtes für Strahlenschutz und der Stiftung Warentest. Im Gegensatz dazu wird auf die Relevanz der NTP-Ergebnisse für eine Vorsorgepolitik von der Beratenden Expertengruppe NIS (BERENIS) der Schweizer Regierung ausdrücklich hingewiesen. Auch die Wissenschaftler der NTP-Studie haben die Argumente der ICNIRP detailliert widerlegt und in einer Evalution von 2019 nochmals die Relevanz der Ergebnisse bekräftigt. [5] In mehreren Artikeln hat diagnose:funk diese Vorgänge dokumentiert.[6]