In seinem Vortrag zu den Ergebnissen der NTP-Studie stellt Ron Melnick, der die Studie mit konzipierte, nochmals dar, warum diese Ergebnisse große Relevanz für die Gesundheit haben. Melnick erklärt, warum zur Gesamtkörperbestrahlung in der NTP-Studie Feldstärken von 1,5, 3 und 6 Watt/kg eingesetzt wurden. Es ging um das Ziel, in den Organen eine reale Bestrahlungsstärke zu erreichen, wie sie von einem Handy am Ohr oder am Körper verursacht werden können. Man kann einer Ratte schließlich kein Handy ans Ohr binden, um eine Teilkörperbestrahlung zu simulieren. Die Kritik des BfS, die NTP-Studie ließe sich wegen der eingesetzten Feldstärken nicht auf die Realität übertragen, geht also ins Leere. Leider transportieren Journalisten solche bewußt gesäten Zweifel, die der Sprachregelung der Industrie entsprechen, immer wieder ungeprüft.
Im Raum stehen aufgrund der NTP- und Ramazzini-Studie die Forderungen an die IARC der WHO, die Mobilfunkstrahlung von „potenziell krebserregend“ (2B) auf „wahrscheinlich“ (2A) einzustufen, die Gruppe um Prof. Lennart Hardell fordert die Einstufung in „krebserregend“. Offiziell hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die italienische Ramazzini-Studie noch nicht bewertet– es werden aber Aussagen verbreitet, die versuchen, auch diese Studie zu disqualifizieren. Es scheint, als suche das BfS nach Argumenten, warum es sich nicht weiter mit dieser wichtigen Studie zu beschäftigen braucht. Die Aussagen des BfS lehnen sich an die des Lobbyvereins ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection) an, der im Hause des BfS in Untermiete beherbergt ist, und dessen Sekretariat von Frau Dr. Ziegelberger (BfS) geführt wird.
Das Bundesamt für Strahlenschutz steht mit seiner Verharmlosungsstrategie mit dem Rücken an der Wand. Das haben wir bereits in unserem Artikel „5G Versteigerung – die Krebsdebatte“ zum Umgang des BfS mit der NTP-Studie dargestellt. Die NTP Studie hat das krebsauslösende Potential der Mobilfunkstrahlung nachgewiesen. Die Industrie greift diese Studie mit dem Argument an, die benutzen Bestrahlungsstärken der NTP-Studie würden im Alltag nicht vorkommen und deswegen hätte die Studie keine Relevanz für die Menschen. Das ist gleich dreimal gelogen: Die Bestrahlungsstärken können durch Mobilfunktelefone bei "unsachgemäßer" Nutzung sehr wohl erreicht werden, die Strahlung wurde absichtlich so hoch gewählt, damit die Organe der Tiere mit relevanten Dosen bestrahlt werden und es ist in der Toxikologie üblich, höhere Dosen zu benutzen[1]. Dennoch, das BfS übernimmt diese Argumentation eins zu eins, betont die vermeintlichen "Schwächen" der Studie und weigert sich entschlossen, endlich eine Vorsorgepolitik in die Wege zu leiten - so wie es bereits Rechtswissenschaftler wie Prof. Dr. Müggenborg im Editorial des Juristen-Magazins NJW (28/2019) einfordern.
Besondere Bedeutung kommt nun den Ergebnissen der Ramazzini-Studie zu, welche zeitgleich zur NTP-Studie durchgeführt wurde und dieselbe Fragestellung verfolgte: Ist Mobilfunkstrahlung in der Lage, Krebs auszulösen.
Ramazzini-Studie bestätigt NTP-Studie
Das Brisante an der Ramazzini-Studie ist, dass diese die untersuchten Tiere mit Leistungen bestrahlt hat, wie sie auch im Alltag vorkommen, z.B. in der Nähe von Mobilfunksendeanlagen, also dann, wenn jemand gar kein Mobilfunkgerät benutzt. Zu dieser Studie schweigt das BfS offiziell auch weiterhin, obwohl die Studienergebnisse bereits im Januar 2018 veröffentlicht wurde.