Telekom (Austria) im Schmiergeldsumpf

Kronzeuge packt aus: "Natürlich wollten wir die Politik beeinflussen."
Skandal in Österreich: die Mobilfunkindustrie setzt ihre Interessen mit Hilfe von Bestechungen durch.

Ein ehemaliger leitender Manager der österreichischen Telekom bezeugt als Kronzeuge, mit welchen Methoden die Telekom die Politik lenkt. Führende Politiker werden korrumpiert. Die geflossenen Schmiergelder geben eine plausible Erklärung, wie Grenzwerte, die Regelungen zur Entrechtung der Kommunen und die entwarnenden Gutachten des WBF[1] zustande kommen. Geschmierte Politiker und Wissenschaftler führen die Anweisungen der Konzernzentralen aus. Es lohnt sich, das Interview in der Zeitschrift "Kurier" (1.7.2019) zu lesen:

https://kurier.at/politik/inland/kronzeuge-packt-aus-natuerlich-wollten-wir-die-politik-beeinflussen/400539633

Ein diagnose:funk Mitglied aus Österreich schreibt uns:

  • "Der Telekom Skandal hat mehr als deutlich die politischen Entscheidungen im Bereich Mobilfunk in Österreich aufgezeigt. Zu den Ministern Gorbach[2] und Reichhold[3] gab es Geldflüsse der Telekom. Herr Gorbach hat den WBF (Wissenschaftlicher Beirat Funk) mit Dr. Vana[4] eingeführt (anfangs von den Mobilfunkbetreibern teilfinanziert), um dem Mobilfunk ein wissenschaftliches Feigenblatt zu verschaffen. Die Mobilfunksprecher der zwei großen Parteien Herr Gartlehner (SPÖ) und Frau Hakl (ÖVP) wurden mit großen Geldbeträgen versorgt (Anm.: bei Wikipedia werden die Beträge genannt, s. Links) und die FPÖ Vertreter wurden zu Fabios (Restaurant) eingeladen. Dr. Gusenbauer[5] wurde mit teurem Rotwein versorgt."

Anmerkungen:

[1] Der WBF (Wissenschaftlicher Beirat Funk) als Beratungsgremium der österreichischen Regierung erklärt Jahr für Jahr in einer Auswertung der Studienlage, dass kein Grund zur Beunruhigung bestehe: Gutachten und Literaturlisten des WBF

[2] Hubert Gorbach ist ehemaliger österreichischer Politiker (zuerst FPÖ, dann BZÖ). Gorbach war von 2003 bis 2007 Vizekanzler der Republik Österreich und Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie in der Bundesregierung Schüssel II (Wikipedia).

[3] Mathias Reichhold ist ein österreichischer Politiker der FPÖ und ehemaliger Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie von Februar 2002 bis Februar 2003 (Wikipedia).

[4] Prof. Dr. Norbert Vana ist bis heute Vorsitzender des WBF: https://www.wbf.or.at/ueber-uns/mitglieder/

[5] Alfred Gusenbauer ist ein ehemaliger österreichischer Politiker. Er war von Jänner 2007 bis Dezember 2008 Bundeskanzler von Österreich. Von 2000 bis 2008 war er Bundesparteivorsitzender der SPÖ (Wikipedia).

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Wie die deutsche Telekom mit über 100 Lobbyisten zur politischen Landschaftspflege in Berlin die Mobilfunkpolitik bestimmt, berichtete 2012 die Wirtschaftswoche in dem Artikel:

"Wie die Telekom die Politik im Griff hat" von Thomas Stölzel in der WirtschaftsWoche 23.05.12

  • "Kaum ein Unternehmen hat seine politische Einflussnahme so perfektioniert wie die Deutsche Telekom. Kritiker aus der Internet-Wirtschaft werfen dem einstigen Monopolisten vor, er behindere die Innovationskraft der Branche...."

Lesen Sie weiter über das Wirken von 100 Lobbyisten:

http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/lobbyismus-wie-die-telekom-die-politik-im-griffhat/6643172.html

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Die Kungelei der Mobilfunkindustrie mit der Politik zeigt deutlich, wie Lobbyismus unsere Demokratie unterhöhlt.

"Auf einer Wellenlänge", 10. Juli 2019 von Franz Adlkofer, ehem. Leiter des REFLEX-Projekts

Die Politik sollte die Mobilfunkbetreiber kontrollieren, insbesondere wenn es um Grenzwerte für schädliche Strahlung geht. Aber wer kontrolliert die Kontrolleure? Offenbar unter dem Einfluss von Lobbyisten hält die Regierung die Grenzwerte so hoch, dass Strahlenschäden zwar nicht vermieden werden, Geschädigte für ihre Schadensersatzansprüche jedoch keine rechtliche Grundlage haben. Auch die Wissenschaft spielt bei dieser Dynamik eine unheilvolle Rolle. Nur mit einer „richtigen“, das heißt industriefreundlichen Meinung haben Experten eine Chance in die Strahlenschutzkomission berufen zu werden.

https://www.rubikon.news/artikel/auf-einer-wellenlange

Artikel veröffentlicht:
10.07.2019
Artikel aktualisiert:
20.02.2023
Autor:
diagnose:funk
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