IPPNW fordert Moratorium bei 5G-Netzausbau

Jahrestreffen der IPPNW in Stuttgart
Die "IPPNW - Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V." hat auf ihrem Jahrestreffen am 4. Mai 2019 in Stuttgart den folgenden Beschluss gefasst:
Logo der internationalen Ärzte für die Abrüstung atomarer WaffenQuelle: IPPNW - ippnw.de

IPPNW fordert ein Moratorium beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes

Die medizinisch-biologische Bewertung von elektromagnetischen Feldern wird bis heute wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Gleichwohl hat der Expertenausschuss der Internationalen Krebsagentur ( IARC) aufgrund neuer Studien eine Höherbewertung seiner bisherigen Einstufung („möglicherweise krebserregend“) auf „krebserregend“ angeregt. Es geht dabei auch um den Streit, wie viel an elektromagnetischer Strahlung eine Gesellschaft aus industriepolitischen Gründen heraus ertragen muss.

Als Ärzte in sozialer Verantwortung fordern wir die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und die gesundheitlichen, ökologischen, aber auch gesellschaftlichen Auswirkungen der 5G-Technologie zu untersuchen und zu diskutieren – bevor diese flächendeckend eingesetzt wird! Als Ärzte setzen wir uns für Vorsorge und Prävention gegenüber gesundheitlichen Gefahren ein.

  • Deshalb fordern wir ein Moratorium beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes.

Begründung:

Es ist geplant, den neuen Mobilfunkstandard 5G mit einer unüberschaubaren Anzahl an neuen Sendeanlagen flächendeckend auszubauen. Aufgrund des höheren benutzten Frequenzbereiches (3,5 – 3,7 GHz und geplant 24-86 GHz) können mit dieser Technologie zwar mehr Daten für die „vernetzte digitale Zukunft" (u.a. Autonomes Fahren, Internet der Dinge, Smart Grid, Smart City) transportiert werden, die Sendeanlagen haben aber eine deutlich verkürzte Reichweite, wodurch die elektromagnetische Strahlenbelastung der Umwelt weiter ansteigen wird.

  • Die Mobilfunk-Technologie steht im dringenden Verdacht, unsere Gesundheit zu schädigen. Hochfrequente elektromagnetische Felder werden seit 2011 von der Internationalen Krebsagentur (IARC) als möglicherweise krebserregend eingestuft (Klasse 2B) und mit der Gefahr durch Benzindämpfen, Chloroform und dem Pflanzengift DDT gleichgesetzt. Es mehren sich die Hinweise, dass mit diesen Technologien ernste Gesundheitsprobleme einhergehen: Internationale Wissenschaftler fordern auf Grund neuer Studien die Höherstufung in "Krebs erregend" – selbst der beratende Experten-Ausschuss der IARC regte diese Neueinschätzung bei einem Treffen am 22.4.19 an.[1] Weiter sind Gefährdungen der Fruchtbarkeit sowie die bei Strahlensensibilität bestehenden Konzentrations- und Schlafstörungen in der wissenschaftlichen Diskussion (2,3,4).[2][3][4] Die Regierung fördert unbeirrt den Ausbau des Mobilfunks. Eine Technikfolgenabschätzung fand bislang nicht statt.
  • Die im Zuge der neuen 5G-Technologie beginnend mögliche Vision der Vernetzung und Steuerung aller gesellschaftlichen Vorgänge im Sinne einer totalen Transparenz ist missbrauchbar und gefährdet direkt die demokratische Teilhabe.
  • Die neue Technologie wird zur weiteren Steigerung des Energiebedarfs aufgrund der hierfür notwendigen Kapazitätserhöhung der Datenspeicherung beitragen – mögliche Energie-Einsparpotenziale durch Effizienzgewinne werden verpuffen. Die Klimaerwärmung wird dadurch weiter beschleunigt, ebenso der Verbrauch an sog. kritischen Rohstoffen.
  • Die digitale Transformation der Städte und die Kommunikations-Infrastruktur sind Teil der digitalen Aufrüstung der Bundeswehr. Der geplante Einsatz der Künstlichen Intelligenz im Militär braucht als Basis ein vernetztes Gefechtsfeld, aus dem alle Daten militärisch ausgelesen werden. Das in Munster stationierte deutsch-französische Panzerlehrbataillon 93 soll als „Testeinheit“ diese Vision umsetzen.

Die 5G-Kommunikationstechnologie bietet der Industrie ungeahnte wirtschaftliche Möglichkeiten und für die Konzerne Milliarden Profite.

Wir schließen uns der Moratoriums-Forderung der Städte Genf, Florenz und Brüssel sowie der Abteilung für Umweltmedizin und -hygiene der Medizinischen Universität Wien an.

Literaturhinweise:

[1] IARC Urged To Revisit RF Risk, 22.04.19, https://microwavenews.com/short-takesarchive/iarc-urged-reassess-rf

[2] McClelland S, Jamboin JJ 2018: The Radiation Safety of 5G-Wi-Fi: Reassuring or Russian Roulette? International Journal of Radiation Oncology, Biology, Physics 101 (5), 1274; https://doi.org/10.1016/j.ijrobp.2018.04.051). und https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1305

Übersetzung: https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1351

[3] Isabel Wilke: „Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten.“ In „umwelt-medizin-gesellschaft“ Heft 1 / 2018. Studienrecherche.

[4] Mobilfunkstrahlung und Krebs: Die Ergebnisse der NTP-Studie und die Gesamtstudienlage, Ein Kommentar von L. Hardell, M. Carlberg und L. Hedendahl, 9/2018, www.diagnosefunk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail&newsid=1397.

https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1298

 

Ja, ich möchte etwas spenden!