In seinem Artikel "Clear evidence of cell-phone RF radiation cancer risk" (siehe Download - PDF unter 'Weiterführende Links'), veröffentlicht in der Zeitschrift IEEE Microwave Magazine, stellt Prof. James C. Lin fest, dass die Ergebnisse der Krebsstudie des National Toxicology Program (NTP) der USA-Regierung nahelegen, dass die derzeitigen Richtlinien zur Hochfrequenz-Exposition (RF) zum Schutz der menschlichen Gesundheit unzureichend sind. Darüber hinaus empfiehlt er, dass die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) die Forschung neu bewertet und die Einstufung der HF-Strahlung von "möglicherweise krebserregend für den Menschen" (Gruppe 2B) auf "wahrscheinlich krebserregend" (d.h. Gruppe 2A) höhergruppiert wird. Prof. Lin lobt die FDA (Federal Drug Administration) und die NTP für die Initiierung und Durchführung der Studie und betonte die Notwendigkeit, dass die "US-Regierung solche Forschungsprogramme einleitet und durchführt und die Angelegenheit nicht vollständig der Mobilfunkindustrie überlässt", da er befürchtet, dass "die Mobilfunkindustrie nahezu freie Hand bei der Entwicklung und dem Vertrieb von Mobiltelefonen und verwandten HF-Geräten hatte, wie sie es für richtig halten". Prof. Lin war einer von vierzehn Experten, die im März dieses Jahres vom National Institute of Environmental Health Sciences einberufen wurden, um die Studie des National Toxicology Program zu überprüfen. Er ist emiritierter Professor für Elektrotechnik, Bioengineering, Physiologie und Biophysik an der University of Illinois, Chicago.
Die Veröffentlichung dieses Artikels ist jetzt besonders brisant, da die ICNIRP gerade dabei ist, ihre Richtlinien zur Strahlenexposition zu aktualisieren. Die ICNIRP beabsichtigt, ihre veralteten Leitlinien auf der Grundlage ihrer seit langem vertretenen Auffassung zu bekräftigen, dass die Exposition gegenüber nichtthermischen HF-Strahlen keine Gesundheitsrisiken darstellt, v.a. um die Einführung von 5 G zu rechtfertigen. Lin widerspricht indirekt mit seinem Artikel dieser Absicht. Brisant sind die Aussagen von Lin, dass sich die bestehende Grenzwerte nur auf Kurzzeitexpositionen beziehen, und sie damit für die Bewertung von Dauerexpositionen durch Sendeanlagen und Smartphones untauglich macht.
Die geltenden ICNIRP-Grenzwerte schützen nicht, weil sie nur thermische Wirkungen erfassen. Sie beziehen weder nicht-thermische Wirkungen noch Langzeitzeitexpositionen ein und sind nicht auf die besondere Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen ausgelegt (Gandhi 2011)(3). Das bestätigt die ICNIRP in einem Zusatzpapier ausdrücklich: "Verschiedene Gruppen in einer Bevölkerung können Unterschiede in ihrer Fähigkeit haben, eine bestimmte NIR-Exposition zu tolerieren. Zum Beispiel können Kinder, ältere Menschen und einige chronisch kranke Menschen eine geringere Toleranz für eine oder mehrere Formen der NIR-Exposition haben als der Rest der Bevölkerung. Unter solchen Umständen kann es sinnvoll oder notwendig sein, für verschiedene Gruppen innerhalb der Allgemeinbevölkerung getrennte Richtwerte zu entwickeln, aber es wäre effektiver, die Richtwerte für die Allgemeinbevölkerung so anzupassen, dass sie solche Gruppen einbeziehen" (ICNIRP 2002)(4). Diesen Kriterien wurden die ICNIRP Grenzwerte nie angepasst.
Lins Artikel endet mit der Aufforderung: "Vielleicht ist es an der Zeit, die Situation vernünftig zu überdenken, zu revidieren und diese Richtlinien zu aktualisieren."
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