Ihr Leidensweg mit Übelkeit und Kopfschmerzen begann 2008. Zu dieser Zeit nahmen nach und nach Handys und Computer Einzug im Reihenhaus der fünfköpfigen Familie in Faistenau. Die Kinder waren 16, 14 und elf Jahre alt. „Erst brachte ich die Symptome mit der Pubertät der Kinder in Zusammenhang. Auch nachdem ich nach Telefonaten mit dem Handy immer erschöpft war, habe ich mir noch nicht viel gedacht“, sagt die heute 47-Jährige.
Erhöhter Augendruck, Herzrasen, Hautbrennen ...
Im Lauf der Zeit kamen erhöhter Augendruck, Herzrasen, Hautbrennen mit Ausschlag im Gesicht und extremer Harndrang dazu. „Dann hatte ich Ein- und Durchschlafstörungen. Ich hab’ mich hundemüde ins Bett gelegt und konnte nicht schlafen.“
Bis 2013 hat sich das Ganze hingezogen. Hausarzt, Psychiater, Hormonspezialisten diagnostizierten der Friseurin in Hof, zuletzt in Thalgau, als erste Diagnose ein Burnout, versorgten sie mit Beruhigungstabletten und chemischen Keulen. Noch wusste niemand,wo das Ganze herkommt. 2012/13 machte Daniela Pichler ihr Diplom zur Arztassistentin, ihrem Traumjob. Bald darauf entdeckte sie eine Geschwulst in der rechten Hand, die sich als bösartiger Tumor entpuppen sollte. „Eigentlich wollte ich wieder beruflich durchstarten.“ Die Operation verlief gut, auch ihre Hand konnte gerettet werden. An den anderen Symptomen änderte sich jedoch nichts. „Man hat alles auf den Tumor geschoben.“
Die empfindsame Frau hat gemerkt, dass Spaziergänge im Wald sofortige Linderung brachten. Dafür ist es 2014 im Haus immer schlimmer geworden. „Ich hatte Panikattacken, Schwindel, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen in einer noch nie dagewesenen Form; die Steigerung der Symptome bis zur kompletten Schlaflosigkeit.“ Die dreifache Mutter legte einen Ärzte-Marathon hin: Kopf-MRT, Augen-, HNO-Arzt, Neurologen, Psychotherapeut etc. Niemand konnte ihr helfen. Auch nicht Mann Christian, der immer zu ihr gehalten hat. Ohne seine Hilfe hätte ich schon ein Ende gehabt.“
„Du wirst als psychisch krank abgestempelt und kommst sofort in eine Schublade.“
Daniela Pichler begann, in der Tiefgarage im Auto zu schlafen. „Da waren die Symtome sofort weg.“ Ein Radiästhesist fragte nach Elektrosmog. „Wir haben nur das Normale“, antwortete sie ihm. Umweltmediziner Gerd Oberfeld äußerte den Verdacht auf EHS und empfahl die Messung von elektrischen und magnetischen Feldern sowie der Funkstrahlung. Baubiologe Dietrich Moldan eruierte dann vor allem eine WLAN-Strahlung aus der anderen Doppelhaushälfte. „Wir hatten keinen Funk.“ Auch aufgrund der Uneinsichtigkeit der Nachbarn schlief sie drei Jahre lang bei ihren Eltern im Haus. Nur für kurze Hausarbeiten und um ihrer Tochter Frühstück zu machen, kam sie nach Hause. Vor fünf Monaten ist die Familie nach Hintersee in ein Haus übersiedelt. Das Schlafzimmer ist mit schwarzer Graphitfarbe gestrichen. Und zur geringfügigen Arbeit in einer Gärtnerei trägt Daniela Pichler Abschirmkleidung. „Ich musste viel Spott und Hohn hinnehmen.“ Ihr Wunsch ist es, Leute auf EHS zu sensibilisieren. Seit 2003 gibt es eine Selbsthilfegruppe. „Wir haben es mit zunehmend jüngeren Personen zu tun, die unter einer allergieähnlichen Unverträglichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern leiden. Ihre körperlichen Beschwerden bessern sich beim Aufenthalt in einem funkarmen Gebiet oder verschwinden vollständig“, sagt Peter Müller, Sprecher der Selbsthilfegruppe.