"Zumindest für diejenigen, die schon ihren Arbeitstag vor dem Bildschirm verbringen, ist das keine Strategie, die wir empfehlen würden. Wenn man seinen Feierabend in der gleichen passiven Haltung vor dem flimmernden Bildschirm verbringt wie zuvor den Arbeitstag, ist das natürlich kein Ausgleich", so TK-Chef Baas. Der Stresspegel ist bei den Erwachsenen unter 40 tatsächlich am höchsten. Drei von vier Befragten stehen hier unter Druck, und nur fünf Prozent in dieser Altersgruppe haben keinen Stress (Bundesdurchschnitt: 14 Prozent). "In dieser Lebensphase kommt viel zusammen: Im Job werden die Karriereweichen gestellt, die Familie wird gegründet, und glücklicherweise sind die meisten in jungen Jahren so gesund, dass sich der Stress gar nicht so bemerkbar macht. Aber gerade angesichts der Mehrfachbelastungen und des langen Arbeitslebens, das noch vor ihnen liegt, ist regelmäßiger Ausgleich wichtig."
43 Prozent der Berufstätigen hierzulande fühlen sich abgearbeitet und verbraucht. Das sagen zwar vor allem Beschäftigte im höheren Erwerbsalter. Auffällig ist aber, dass auch 37 Prozent der Beschäftigten unter 40 das Gefühl bereits kennt. Insgesamt macht sich fast ein Fünftel der Berufstätigen Sorgen, das Arbeitstempo nicht mehr mithalten zu können.
Staatliche Regulierungen für die Betriebe sehen sowohl Baas als auch Stanislawski kritisch. "Wir brauchen eine Unternehmenskultur in den Betrieben, die es den Menschen ermöglicht, gesund zu arbeiten, zu regenerieren und Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Dazu gehört auch, dass Feierabend ist mit der ständigen Erreichbarkeit," so der TK-Chef.
Stanislawski: "Die Unternehmen brauchen die Möglichkeit, flexibel agieren zu können, zum Beispiel wenn viel los ist, in der Urlaubszeit oder wenn jemand krank wird. Wichtig ist, dass die Beschäftigten aber auch wissen, dass das auch wieder ausgeglichen und nicht immer mehr gefordert wird. Das ist eine Frage der Haltung, das lässt sich nicht verordnen."
Auch bei den Berufstätigen spielt die Einstellung offenbar eine große Rolle: 42 Prozent sagen, dass beruflicher Stress sie eher anspornt als belastet. "Ob man Stress als Herausforderung oder als Belastung empfindet, hängt offenbar damit zusammen, ob man eine Aufgabe hat, die Spaß macht", so TK-Experte Wendt. Das können immerhin sieben von zehn Berufstätigen von ihrer Arbeit sagen, knapp ein Viertel sieht den Job nur als Broterwerb, und für einen von 20 ist der Beruf reiner Frust.