Frankreich will Kinder vor Handystrahlung schützen

Gesundheitsbehörde fordert Expositions-Verringerung
Sämtliche drahtlosen Geräte, von Tablets, über ferngesteuerte Spielzeuge, Drahtlosspielzeuge, Babyphones, bis hin zu Handys, sollten strengeren regulatorischen Beschränkungen unterworfen werden. Am 8. Juli veröffentlichte die französische staatliche Behörde für Gesundheitsschutz bei Lebensmitteln, in der Umwelt und am Arbeitsplatz (ANSES) den wissenschaftlichen Bericht: "Funkfrequenzexposition und die Gesundheit von Kindern". Sie kam darin zu dem Ergebnis, dass Kinder stärker durch die Exposition durch Funkfrequenzstrahlung beeinträchtigt sind. Daher empfiehlt der Bericht die sofortige Verringerung der Exposition gegenüber der Strahlung sämtlicher Drahtlosgeräte bei jungen Kindern.

ANSES erkennt die Unzulänglichkeit aktueller, überholter Bestimmungen zur Funkfrequenzexposition an und empfiehlt eine Verschärfung der Expositionsgrenzwerte unter Einbeziehung eines Sicherheitsfaktors zum Schutz von Kindern. Außerdem sollen ausgefeiltere Prüfmethoden vor der Markteinführung ausgearbeitet werden, um die Exposition von Menschen gegenüber Funkfrequenzstrahlung von Drahtlosgeräten umfassend zu beurteilen. Der neue Bericht hat im ganzen Land für Schlagzeilen gesorgt.

Bild: Nadine Doerle - pixabay.com

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

"Im Gegensatz zu früheren Generationen sind Kinder heute bereits in einem frühen Alter einer Vielzahl von Quellen der Funkfrequenzstrahlung ausgesetzt," sogar in ihrer vorgeburtlichen Entwicklung, so die Aussage dieses jüngsten staatlichen Gutachtens aus Frankreich. Le Monde France zitiert Olivier Merkel, den Koordinator des Berichts: "Kinder sind keine Erwachsenen im Kleinformat, ... aufgrund ihrer geringeren Größe, ihrer anatomischen und morphologischen Eigenschaften und der Eigenschaften mancher ihrer Gewebe sind sie stärker exponiert. Insbesondere die Randbereiche ihrer Gehirne sind durch Funkfrequenzstrahlung verletzlicher, als die von Erwachsenen."

Die staatliche Behörde empfiehlt, "die vorgeschriebenen Expositionsgrenzwerte zu überdenken", um sicherzustellen, dass es "einen ausreichend großen Sicherheitsfaktor" zum Schutz der Gesundheit kleiner Kinder gibt: Sämtliche Drahtlosgeräte, einschließlich Tablets, schnurloser Telefone, Spielwaren mit Fernsteuerung, Spielzeug mit Drahtlosverbindungen, Babyphones und Überwachungsarmbänder sollten denselben regulatorischen Bestimmungen unterworfen werden wie Handys. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Expositionsgrenzwerte sollte bei der üblichen Verwendungsweise der Geräte gewährleistet sein. Dazu gehört der Körperkontakt.

Grenzwerte verschärfen

Die Expositionsgrenzwerte für elektromagnetische Funkfrequenzfelder sollten verschärft werden, um ausreichende Sicherheitsfaktoren zu gewährleisten, damit die Gesundheit und Sicherheit der allgemeinen Bevölkerung gewährleistet ist, insbesondere die Gesundheit und Sicherheit von Kindern.

Das Vertrauen auf die spezifische Absorptionsrate (SAR) für die Festlegung der Expositionsgrenzwerte für den Menschen sollte neu beurteilt und durch die Ausarbeitung eines Indikators ersetzt werden, der die tatsächlichen Expositionen von Handynutzern berücksichtigt, was für verschiedene Bedingungen gilt: Signalart, guter oder schlechter Empfang, Verwendungsart (Anruf, Laden von Daten, usw.), die Stelle, an der das Gerät an den Körper gehalten wird.

"Seit mehreren Jahrzehnten hat meine Forschung und die vieler anderer gezeigt, dass Kinder und kleinere Erwachsene relativ gesehen mehr Strahlung von mobilen Geräten aufnehmen. Leider wurde keine ordentliche Forschung zur langfristigen Nutzung durchgeführt, um die gesamten gesundheitlichen Auswirkungen auf Kinder festzustellen. Ich bin einer der vielen Forscher, die die Verschärfung der aktuellen Bestimmungen zum Schutz von Kindern deutlich empfehlen", erklärte der Berater des Environmental Health Trust Om Gandhi von der Fakultät für Elektro- und Computertechnik an der Universität von Utah, der mehrere Studien veröffentlicht hat, die darauf hinweisen, dass bei Kindern Strahlung tiefer ins Gehirn eindringt als bei Erwachsenen.

"Unmittelbar nach der staatlichen Studie aus den USA (NTP-Studie), die ein erhöhtes Risiko von seltenen Tumoren im Gehirn und Herz in Zusammenhang mit Funkstrahlung bei Ratten zeigt, bietet dieser staatliche Bericht aus Frankreich eine willkommene Erinnerung daran, wie wichtig es ist, das Gehirn und den Körper junger Menschen zu schützen. Das Fehlen von Beweisen der Schädlichkeit für unsere Kinder zum aktuellen Zeitpunkt sollte nicht mit einem Beweis der Sicherheit verwechselt werden", fügte Devra Davis hinzu, Expertin für öffentliche Gesundheit, Gastdozentin für Medizin an der Hebrew Univesity sowie Präsidentin des Environmental Health Trust. "Wir können es uns nicht leisten, junge Menschen als Probanden in einem Experiment zu verwenden, für das wir bald keine nicht exponierte Kontrollgruppe mehr haben werden", fügte sie hinzu.

"Unsere veröffentlichte Forschung zu Handys, aber auch Tablets und Laptops weist darauf hin, dass dieselben Expositionen gegenüber Funkfrequenzstrahlung in bestimmten Geweben zu unterschiedlichen Dosen bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen führen. Der Zertifizierungsprozess für Drahtlosgeräte sollte durch einen Computersimulationsprozess ergänzt werden, bei dem Modelle auf anatomischer Grundlage für unterschiedliche Altersgruppen verwendet werden", erklärten die Professoren Claudio Fernandez und Alvaro de Salles, Berater des Environmental Health Trust von den Fakultäten für Elektrotechnik des Bundesinstituts (IFRS) und der Universität von Rio Grande do Sul (UFRGS) in Brasilien.

Frankreich Vorreiter im Kinderschutz

Frankreich hatte zuvor bereits Gesetze mit einer hohen Schutzwirkung zur Funkfrequenzexposition erlassen. WLAN ist in Kindergärten verboten und in Grundschulen ist es standardmäßig ausgeschaltet (außer wenn es für einen bestimmten Unterricht zeitlich begrenzt verwendet wird). Die staatlichen französischen Gesetze regeln auch die Emissionen von Mobilfunkmasten und WLAN-Sender an öffentlichen Plätzen. Die französischen Gesetze zum Mobilfunk verbieten Handys für kleine Kinder und schreiben die Kennzeichnung der SAR-Werte vor. Außerdem müssen alle Handys mit Freisprechkopfhörern verkauft werden. Dieser neue Bericht fordert eine weitere Verschärfung der Bestimmungen in Anbetracht von Studienergebnissen, nach denen es bei Kindern zu schwerwiegenden Lernstörungen und anderen Problemen im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Funkfrequenzstrahlung kam. Über zwanzig Länder und Regierungen haben verschiedene Schutzrichtlinien erlassen, um die Exposition von Kindern gegenüber Funkfrequenzstrahlung zu verringern.

ANSES forderte auch mehr Forschung, um die gesundheitlichen und psychosozialen Auswirkungen bei Kindern zu beurteilen (schulisches Lernen, Beziehungen in der Familie und dem sozialen Umfeld, usw.), die mit der Verwendung von mobilen Kommunikationsmitteln zusammenhängen, insbesondere aufgrund des Suchtphänomens, der Störung des Tag-Nacht-Rythmus, usw. Die Behörde rät Eltern, "die Handynutzung ihrer Kinder auf ein Minimum zu beschränken, deren Nutzung nachts zu verhindern und die Häufigkeit und Dauer von Anrufen zu verringern".

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Über den Environmental Health Trust

Der EHT ist eine US - Expertenkommission, die hochkarätige Forschung zu Gesundheitsrisiken durch Umwelteinflüsse durchführt. Ihm gehören einige der führenden Forscher der Welt an. Der EHT schult Einzelpersonen, Ärzte und andere medizinische Fachkräfte sowie die Bevölkerung über notwendige Änderungen bei staatlichen Richtlinien, um diese Risiken zu verringern. Aktuell befasst sich der EHT mit Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit Handys und Drahtlostechniken und empfiehlt die Verringerung der Exposition, um das Risiko zu verringern. Der EHT unterhält eine regelmäßig aktualisierte Datenbank zu Vorsorgerichtlinien weltweit: mehr als ein Duzend Länder empfehlen die Verringerung der Exposition von Kindern gegenüber Funkfrequenzstrahlung.

Publikation zum Thema

Format: A 4 Seitenanzahl: 16 Veröffentlicht am: 15.10.2014 Bestellnr.: 226Sprache: Deutsch

Risiken für Kinder durch die Strahlenbelastung von Smartphones, TabletPCs und WLAN sind besonders hoch

Übersetzung der Studie von Morgan, Kesari, Davis
Inhalt:
Diagnose-Funk e.V. veröffentlicht in diesem Brennpunkt die Übersetzung der Studie (Review) von Morgan, Kesari, Davis (2014) "Warum Kinder Mikrowellenstrahlung stärker absorbieren als Erwachsene: Die Konsequenzen". Sie weist die besondere Empfindlichkeit von Kindern nach. Kinder sind heute schon in der Embryonalphase passiv der nichtionisierenden Mikrowellenstrahlung von Smartphones, TabletPCs, DECT-Telefonen, WLAN und Sendemasten ausgesetzt, früh bekommen sie oft von den Eltern ein Smartphone oder einen TabletPC, nicht wenige Erziehungseinrichtungen wollen diese Geräte als Lernmittel einführen. Der Brennpunkt dazu den Artikel: "Deutscher Strahlenschutz und Kinder - eine Geschichte von Unterlassungen - cui bono?".
Format: A4Seitenanzahl: 12 Veröffentlicht am: 27.09.2011 Bestellnr.: 211Sprache: Deutsch

Kinder, Jugendliche, Handystrahlung und die Verharmlosung der Risiken

Über den Umgang mit Forschungsergebnissen durch die Mobilfunkindustrie, des Bundesamt für Strahlenschutz und die Medien
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Dieser Brennpunkt untersucht vier Studien und die Medienberichtserstattung und stellt fest: Entweder wurden die Forschungsergebnisse falsch interpretiert oder sogar verfälscht. Der Brennpunkt bespricht die Cefalo-Studie, die für den „regelmäßigen Nutzer“ Entwarnung für ein Krebsrisiko gibt, die Münchner MoBi-Kids-Studie, von der das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) behauptet, in Bezug auf unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen habe sie nichts nachweisen können. Dasselbe behauptet das BfS zu den Studien zur Spermienschädigung und verbiegt die Forschungslage völlig, denn 20 von 24 Studien weisen Schädigungen nach. Eine Chronologie zeigt, wie angesehene wissenschaftliche und politische Organisationen in fundierten Dokumenten schon seit den 90er Jahren warnen.
Format: A4Seitenanzahl: 22 Veröffentlicht am: 16.12.2011 Bestellnr.: 551Sprache: Deutsch

Die Unterschätzung der aufgenommenen Handystrahlung, insbesondere bei Kindern

Eine Übersetzung der US-Studie über SAR-Expositionsrichtlinien
Inhalt:
Weltweit empfehlen Regierungen und Verbraucherschutzverbände beim Kauf von Handys auf den SAR-Wert (Spezifische Absorptions Rate) zu achten. Ein niedriger SAR-Wert garantiere weniger Strahlungsbelastung. Erstmalig weist nun eine Studie nach, dass der SAR-Wert untauglich ist. Die Arbeit von Gandhi et al. „Die Unterschätzung der aufgenommenen Handystrahlung, insbesondere bei Kindern“ (2011) beschreibt das Zulassungsverfahren für Handys durch die Federal Communications Commission (FCC) (= Amerikanische Bundesbehörde für Telekommunikation) in den USA. Mit ihm wird den Herstellern bescheinigt, dass ihre Handys, Smartphones u.a. die Expositionsgrenzwerte einhalten für die maximal zulässige Mikrowellen-Handystrahlung, die vom Kopf oder Körper des Handynutzers aufgenommen werden dürfen.
Format: A4Seitenanzahl: 24 Veröffentlicht am: 01.02.2016 Bestellnr.: 232Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Smartphones & Tablets schädigen Hoden, Spermien und Embryos

130 Studien bestätigen Auswirkungen auf Fruchtbarkeit
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die durchschnittliche Spermienzahl um mehr als ein Drittel abgenommen. Gleichzeitig haben sich Spermienfunktionen (Anzahl, Beweglichkeit, Form von Spermien in der Samenflüssigkeit), die für die erfolgreiche Befruchtung entscheidend sind, dramatisch verschlechtert. Man geht davon aus, dass 20 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 Jahren über eine unnatürlich niedrige Spermienanzahl verfügen. Mobilfunkstrahlung ist eine Ursache dieser Schädigungen, fast jeder ist ihr ausgesetzt. Sie kommt zu vielen Unfruchtbarkeit erzeugenden Umweltgiften dazu.
Format: A4Seitenanzahl: 6 Veröffentlicht am: 01.05.2011 Bestellnr.: 207Sprache: Deutsch

RNCNIRP-Resolution: Gesundheitliche Auswirkung von Handys auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

RNCNIRP (Russisches Nationales Komitee zum Schutz vor Nicht-Ionisierender Strahlung), 2011
Inhalt:
Die RNCNIRP legt in der Resolution dar, dass die medizinische Statistik und nationale und internationale Forschungsergebnisse darauf hinweisen, dass jetzt schon Schädigungen bei Kindern und Jugendlichen nachweisbar sind, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Handynutzung zurückzuführen sind.
Format: A4Seitenanzahl: 1 Veröffentlicht am: 26.03.2009 Bestellnr.: Nicht verfügbar!Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk (deutsche Übersetzung)

RNCNIRP fordert Vorsorgeprinzip und Forschung

Übersetzung von Memo zur Handynutzung von Kindern
Autor:
Professor Yu. Grigory, Vorsitzender der RNCNIRP
Inhalt:
Memorandum des Russian National Committee on Non-Ionizing Radiation Protection (RNCNIRP) in Moskau vom 4. März 2009: "Elektromagnetische Felder von Mobiltelefonen: Kinder gehören zu einer Gruppe für erhöhtes Risiko. Die wissenschaftliche Datensammlung für die Einschätzung der Gefahren ist lückenhaft. Die vorhandenen Vorschriften stimmen nicht mit den neuen Bedingungen für die elektromagnetischen Felder durch Hochfrequenzstrahlung überein (...)."
Heft 7, September 2012Format: A4Seitenanzahl: 64 Veröffentlicht am: 00.00.2012 Bestellnr.: 707Sprache: deutsch

Gesundheitsgefahren durch Mobilfunk: Warum wir zum Schutz der Kinder tätig werden müssen

Übersetzung einer Schrift von MobileWise
Autor:
Kevin O’Neill, Dr. Charles Teo, Dr. Devra Davis, Prof. Denis Henshaw, Graham Lamburn, Dr. Don Maisch, L. Lloyd Morgan, Dr. Mikko Ahonen
Inhalt:
Angelsächsische Wissenschaftler und Ärzte, die sich in der Vereinigung MobileWise zusammengeschlossen haben, stellen in ihrer Schrift fest, „dass bis heute mehr als 200 wissenschaftlich begutachtete Studien veröffentlicht worden sind, die auf einen Zusammenhang zwischen langfristiger Handynutzung und ernsthaften Gesundheitsschäden hindeuten“. Sie folgern, dass es vor diesem Hintergrund keine Alternative zu schnellen Maßnahmen der Aufklärung und Vorsorge gibt.
Format: A4Seitenanzahl: 20 Veröffentlicht am: 16.12.2011 Bestellnr.: 551Sprache: Deutsch

Expositionsgrenzwerte

Die Unterschätzung der aufgenommenen Handystrahlung, insbesondere bei Kindern
Autor:
Om P. Gandhi, L. Lloyd Morgan, Alvaro Augusto de Salles, Yueh-Ying Han, Ronald B. Herberman, Devra Lee Davis
Inhalt:
Übersetzung der Studie von Gandhi et al.: Beim gegenwärtigen Zulassungsverfahren für Handys wird das Plastikmodell eines Kopfes verwendet, welches als "Specific Anthropomorphic Mannequin" (SAM) [= "spezifische menschenähnliche Puppe"] bezeichnet wird, und welches die größten 10% der Rekruten des US-Militärs im Jahr 1989 widerspiegelt und somit die spezifische Absorptionsrate [= Specific Absorption Rate (SAR)] für typische Handynutzer, insbesondere Kinder, stark unterbewertet.
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