diagnose:funk gratuliert dem Autorenteam zu dieser hervorragenden Arbeit. Eine deutsche Fassung wird in Kürze erscheinen (Aktualisiert am 29.07.2016: Unter Downloads finden Sie die 'Deutsche Zusammenfassung'). Wir werden dazu beitragen, dass sie bei vielen Ärzten und ihren Verbänden bekannt gemacht wird, denn EHS ist durch die steigende Belastung aller Menschen durch Mobilfunkstrahlung im Ansteigen.
EMF-Leitlinien zu Elektrosensibilität veröffentlicht
Die Industrie leugnet die von ihr verursachten Krankheiten
Mobilfunkstrahlung wirkt in einer Kombinationswirkung mit anderen Umweltbelastungen. Auch darauf wird in den Leitlinien eingegangen. Die Wechselwirkungen mit Amalgam, Stickoxiden, Feinstaub, Blei, Glyphosat, Aluminium, Fluoriden, Cadmium, Weichmachern u. a. sind so gut wie nicht erforscht. Die kanadischen Umweltmediziner Genuis und Lipp haben diese verstärkende Kombinationswirkung in ihrem Artikel „Elektromagnetische Hypersensibilität: Tatsache oder Einbildung?“ (2011) behandelt. Es zeigt sich, dass EMF je nach Vorbelastung und dem Zustand des Immunsystems wirken.
Elektromagnetische Felder führen zu Oxidativem Stress in den Zellen, dies ist nachgewiesen. Sie sind damit eine wesentliche Grundlage für eine Palette entzündlicher Prozesse in den Zellen mit pathologischen Folgen. Zu behaupten, dass es auszuschließen sei, dass Menschen auf diese Dauerbelastung sensibel bzw. allergisch reagieren, ist absurd.
Alle Menschen sind Elektrosensibel (ES)
Genau wie Vögel, Bienen und andere Lebewesen reagiert auch der Mensch auf elektromagnetische Felder (EMF).
Elektrohypersensitivität (EHS) kann jeden treffen
Eine Überempfindlichkeit gegenüber EMF, die sogenannte Elektrohypersensitivität, kann durch ein Absinken der Toleranzschwelle gegenüber elektromagnetischen Felder entstehen (eine Schwächung des Organismus) oder durch eine Überbeanspruchung des Organismus, die auch durch eine kurzzeitige aber sehr hohe Belastung verursacht werden kann. Wenn, nach den Aussagen des französichen Krebsforschers Dominique Belpomme, Betroffene nicht rechtzeitig behandelt werden, kann sich letztlich eine Intoleranz gegenüber dem gesamten elektromagnetischen Wellenspektrum entwickeln.
Elektrohypersensitive Menschen zu psychologisieren, ist diskriminierend. Diese Art der Diskriminierung trifft alle Menschen, die von unserer Umwelt und Technik krank gemacht werden. Man denke nur an die vielen Arbeiter und Angestellten, die um die Anerkennung einer Berufskrankheit kämpfen müssen. Oder die Menschen, die durch chemische Stoffe erkrankt sind, Allergien entwickeln und eine entwürdigende Odyssee im Gesundheitswesen durchmachen. Diese Bevölkerungsgruppen werden von den Gesundheitsbehörden oft als eingebildete Kranke psychologisiert und die Verursacher freigesprochen.
Die Leugnung, dass es Elektrosensibiltät / Elektrohypersensitivität gibt, ist ein Mythos, den die Mobilfunkindustrie systematisch aufgebaut hat. Die US-Psychologin Pamela Reed Gibson, Ph.D. hat diesen Mechanismus in ihrem Artikel "The Hidden Marginalization of Persons With Environmental Sensitivities" (2) beeindruckend analysiert: "Die Erwartung, dass die Körper der Menschen sich leicht an täglichen Dosen von weit verbreiteten Giften anpassen - in ihrer Wohnung und Arbeitsumgebung", ist Teil der kapitalistischen Ideologie. Denn "in einer kapitalistischen Gesellschaft sind Profit und Wohlstand durch Teilnahme am Markt eine wesentliche Zielsetzung. Die Ökonomie der Unfähigkeit von Vorsorgediensten hängt mit der kontinuierlichen Absicherung des geschäftlichen Erfolgs und Erwerbs derjenigen zusammen, die mächtig und reich sind... Wie könnte sich auch das westliche Gesundheitsparadigma für diese Probleme öffnen und die modernen Probleme mit einem neuen Blick sehen, wenn es selbst ein Teil der westlichen Industrie ist?" (3)
Quellen:
(1) Igor Belyaev, Amy Dean, Horst Eger, Gerhard Hubmann, Reinhold Jandrisovits, Markus Kern, Michael Kundi, Hanns Moshammer, Piero Lercher, Kurt Muller, Gerd Oberfeld, Peter Ohnsorge, Peter Pelzmann, Claus Scheingraber and Roby Thill: EUROPAEM EMF Guideline 2016 for the prevention, diagnosis and treatment of EMF-related health problems and illnesses; Rev Environ Health 2016; DOI 10.1515/reveh-2016-0011 (siehe Publikation)
(2) Pamela Reed Gibson: The Hidden Marginalization of Persons With Environmental Sensitivities, ECOPSYCHOLOGY, VOL. 8, NO. 2 , JUNE 2016 , DOI: 10.1089/eco.2016.0003 (Publikation als PDF zum Download siehe unten)
(3) Originaltext: "The expectation that people’s bodies can easily accommodate daily doses of common poisons in their home and work environments constitutes an example of what Johnstone (2001) was referring to when he said," in a capitalist society profit and wealth through participation in the market are primary objectives, and the economics of disability service provision is dependent upon the continuation of prosperity and acquisition for those who are powerful and wealthy. Disability rights are conditional to capitalist economics." (p. 100)
Mainstream psychology and psychiatry have prevented themselves from understanding or accepting that illness can be caused by chemical technologies by their failure to integrate research from outside their fields (even Baconian research) and their firm reliance on psychosomatic paradigms rooted in Freudian psychology. Indeed they are conservative disciplines, serving under capitalism and colonialism. So how can the Western health paradigm get outside itself and see modern problems with a new lens when it itself is part and parcel of Western industrialism?" (S. 134)
Publikation zum Thema
EUROPAEM EMF Guideline 2016 for the prevention, diagnosis and treatment of EMF-related health problems and illnesses
Elektrohypersensibilität - Tatsache oder Einbildung?
The Hidden Marginalization of Persons With Environmental Sensitivities
Leitlinie der ÖAK zur Abklärung und Therapie EMF-bezogener Beschwerden und Krankheiten (EMF-Syndrom)
Weiterführende Links
Downloads
- EUROPAEM EMF‐Leitlinie 2016 zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF‐bedingter Beschwerden und KrankheitenPDF, 107 KB, Deutsche Zusammenfassung