Studie DAK-
Krankenkasse

DAK: Gesundheit der Grundschüler verschlechtert sich

Konzentrationsschwäche und Bewegungsdefizite nehmen zu
Konzentrationsschwäche, Verhaltensauffälligkeiten, Bewegungsdefizite – gesundheitliche Probleme bei Grundschülern haben in den letzten zehn Jahren stark zugenommen. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Lehrerbefragung, die das Forsa-Institut für die DAK-Gesundheit durchgeführt hat. Auch viele Lehrer sind belastet und befürchten deshalb, bereits vor dem Pensionsalter aus dem Beruf ausscheiden zu müssen. Als Konsequenz startet die DAK-Gesundheit gemeinsam mit der Cleven-Stiftung die neue Präventionsinitiative fit4future für gesunde Schulen. In den kommenden Jahren werden rund 600.000 Schüler an 2.000 Schulen daran teilnehmen. Schirmherr der Kampagne ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, nationaler Botschafter Ski-Star Felix Neureuther.
Einschätzung der Entwicklung spezieller gesundheitlicher Beeinträchtigungen der SchülerGrafik: DAK-Studie 2016, S. 6

Den Gesundheitszustand der Grundschüler sowie ihrer Lehrer untersucht die Forsa-Analyse „Gesundheitsfalle Schule“, für die 500 Lehrkräfte im gesamten Bundesgebiet befragt wurden. Hauptergebnisse der DAK-Studie: Rund 70 Prozent der Lehrer stellten mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre einen Anstieg von Gesundheitsproblemen bei den Schülern fest. So leiden immer mehr Kinder an Konzentrationsproblemen – dieser Meinung sind mehr als 50 Prozent der Lehrkräfte. Außerdem beobachteten die Lehrer einen starken Anstieg von Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten (45 Prozent), motorischen Defiziten (36 Prozent) und psychosomatischen Beschwerden (27 Prozent). „Unsere Studie zeigt, dass Gesundheitsförderung in der Schule dringend nötig ist“, kommentiert DAK-Chef Herbert Rebscher die Ergebnisse. „Denn schon im Grundschulalter wird die Basis für ein gesundes Erwachsenenleben gelegt. Deshalb nehmen wir den Auftrag des neuen Präventionsgesetzes ernst. Wir wollen Schule zu einem Ort der Gesundheit machen – für Schüler und Lehrer.“

Einschätzung der Ursachen von Stress bei KindernQuelle: DAK-Studie 2016, S. 9

Stress und Gesundheitsprobleme nehmen zu

Laut DAK-Studie hat auch die Stressbelastung der Kinder in den letzten zehn Jahren stark zugenommen. Die überwiegende Mehrheit der Lehrer (91 Prozent) bezeichnete die mediale Reizüberflutung durch Fernsehen, Computer und Co. als Stressfaktor Nummer eins. Auch Erwartungsdruck seitens der Eltern ist aus Sicht von 83 Prozent der Lehrkräfte Auslöser für Stress bei den Schülern. Auffällig ist ebenfalls: Rund 30 Prozent der befragten Lehrer gaben an, dass sich der Gesundheitszustand der Kinder innerhalb der ersten vier beziehungsweise sechs Schuljahre verschlechtert hat.

Viele Lehrer befürchten Jobausstieg vor dem Pensionsalter

Ein weiteres Ergebnis der DAK-Studie: Die meisten Lehrkräfte (87 Prozent) sind mit ihrem Beruf zufrieden. Doch die gesundheitliche Belastung ist hoch: Jeder Vierte macht sich sehr große oder große Sorgen, dass er aufgrund der körperlichen und psychischen Berufsanforderungen schon vor dem Pensionsalter aus dem Beruf ausscheiden muss. Als besonders belastend bezeichneten die befragten Lehrer den Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern (64 Prozent), Lärm (61 Prozent) und fehlende Erholungspausen im Schulalltag (54 Prozent). Auch Präsentismus ist an deutschen Grundschulen an der Tagesordnung: Fast drei Viertel der befragten Lehrer sind im vergangenen Jahr mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen, 55 Prozent davon sogar mehrmals.

Präventionsangebote für Schüler und Lehrer fehlen

Die DAK-Studie zeigt, dass die Angebote zur Gesundheitsförderung an Schulen ausbaufähig sind. So gaben knapp 60 Prozent der Lehrer an, dass es an ihrer Schule Bewegungsangebote für die Pausen gibt. Seltener sind in den Unterricht integrierte Bewegungspausen abseits des Schulsports (29 Prozent) oder Sportförderunterricht für Schüler mit motorischen Defiziten (16 Prozent). Auch Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten für Schüler nannten nur 18 Prozent der Lehrer als Schulangebot. Gesundheitsförderung für die Lehrkräfte steht noch seltener auf dem Stundenplan: Nur neun Prozent der Befragten gaben an, dass solche Maßnahmen an ihrer Schule umgesetzt werden.

Start der Präventionsinitiative fit4future

Als eine der größten Krankenkassen Deutschlands engagiert sich die DAK-Gesundheit gemeinsam mit der Cleven-Stiftung für die Gesundheit von Grundschülern und Lehrern. Im Mai startet die Präventionsinitiative fit4future, die unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe steht. Innerhalb von drei Jahren wollen die Partner rund 600.000 Schüler an 2.000 Schulen für die Initiative gewinnen. Im ersten Jahr stehen zehn Städte im Fokus, darunter Berlin, Hamburg, Dresden, Stuttgart und Düsseldorf. Anschließend wird die Initiative auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet. Ski-Star Felix Neureuther unterstützt als nationaler Botschafter fit4future.

Jede Schule wird drei Jahre lang professionell bei der Umsetzung von Maßnahmen aus den Bereichen Bewegung, Ernährung und Brainfitness begleitet und persönlich gecoacht. Dazu gehören Workshops für Lehrer, Aktionstage für Schüler und Eltern und eine Vielzahl von Materialien, die Lust auf eine gesunde Lebensweise machen. Darüber hinaus erhalten die Schulen Unterstützung bei ihrer Weiterentwicklung zu einer gesundheitsfördernden Schule. Damit erhöhen sie die Qualität, mit der sie ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag erfüllen. Auch die Gesundheitsförderung der Lehrkräfte ist Teil des Programms.

Der bekannte Unternehmer Hans-Dieter Cleven, der die Ursprungsidee für fit4future bereits 2005 mit seiner Stiftung entwickelt hat, begrüßt die Zusammenarbeit: „Dank der DAK-Gesundheit erreicht fit4future eine neue Dimension. Wir haben das Projekt gemeinsam um die neuesten Erkenntnisse aus dem Bereich Prävention für Kinder ergänzt und weiterentwickelt und freuen uns sehr auf die Kooperation.“ Wissenschaftlich evaluiert wird die Initiative vom Zentrum für Prävention und Sportmedizin an der Technischen Universität München.

Für DAK-Chef Herbert Rebscher ist fit4future die konsequente Umsetzung des Präventionsgesetzes: „Unser Ziel ist es, die Lebensgewohnheiten der Kinder nachhaltig positiv zu beeinflussen. Wir sind überzeugt, dass wir das mit dem ganzheitlichen Setting-Programm fit4future schaffen können.“

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten gesetzlichen Kassen in Deutschland und versichert rund sechs Millionen Menschen. Die Cleven-Stiftung ist seit 2005 mit dem Projekt fit4future im Einsatz für gesunde Schulen.

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Kommentar von diagnose:funk

Die DAK-Studie bringt interessante Erkenntnisse zu Tage. Der Ansatz mit dem Projekt fit4future ist in gesundheitlicher Hinsicht nachvollziehbar und ein guter Ansatz, gerade wenn man berücksichtigt, dass seit den 70er Jahren der Bewegungsradius von Kindern um 90% abgenommen hat. Nur noch 1/3 der Kinder zwischen 8 und 12 Jahren spielen heutzutage einmal pro Woche außer Haus. Und für eine gute geistige und körperliche Entwicklung brauchen Kinder ausgeprägte Erfahrungen über alle ihre Sinne.

Risiko für Verhaltensauffälligkeiten bei KindernGrafik: diagnose:funk

Anmerkung zur obigen Grafik: Mittlerweile gibt es eine Reihe von epidemiologischen Studien, die deutlich zeigen, dass Mobilfunkstrahlung bei den enormen ADHS-Anstiegen eine verstärkende Rolle spielt: Eine Studie der WHO (Divan et al. 2008, 2010) untersuchte das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten von Kindern, die Mobilfunkstrahlung ausgesetzt waren, gegenüber Kindern, die nicht exponiert waren. Insgesamt wurden Daten von 29.000 Kindern ausgewertet. Dabei ergab sich:  Wenn Mütter während der Schwangerschaft digital schnurlos telefonieren, ist das Risiko, dass die Kinder hyperaktiv werden und Verhaltensauffälligkeiten oder Beziehungsstörungen zu Gleichaltrigen zeigen, um 54% erhöht (3. Säule in der Grafik von Abb. 4). Wenn diese Kinder vor dem 7. Lebensjahr auch noch selbst mit dem Handy telefonieren, steigt das Risiko um 80% (4. Säule in der Grafik). Diese Kinder haben zu 25% seelische Probleme, 34% haben Probleme mit Altersgenossen, 35% zeigen Hyperaktivität, 49% ein auffälliges Verhalten.

Die überwiegende Mehrheit der Lehrer (91 Prozent) bezeichnete jedoch die mediale Reizüberflutung durch Fernsehen, Computer und Co. als Stressfaktor Nummer eins, wie man dem Diagramm von Seite 9 auch entnehmen kann. Und genau hier fehlt es an Antworten

Gerade in den letzten 10 Jahren, dem Zeitraum den die Studie erfasst, ist die Nutzung der digitalen Medien, vor allem durch das Aufkommen von Handys und Smartphones massiv angestiegen. Dazu gekommen ist der zunehmende Einsatz von Digitalen Medien und hier auch dem Einsatz von WLAN-Sendern in Schulen. Studien zeigen, dass Bildschirmmedien, aber gerade auch die Mobilfunkstrahlung zu Verhaltensauffälligkeiten (siehe Grafik oben), Konzentrationsstörungen und gesundheitlichen beeinträchtigungen führen.

Die Wirkung der digitalen Medien auf die Entwicklung bei Kindern, und dem Einsatz im Unterricht, wäre eine notwendige Fragestellung und Konsequenz aus dem vorliegenden Studienergebnis der DAK: Wie soll eine Erziehung zur Medienmündigkeit, gerade hinsichtlich Smartphone & Co erfolgen? Lösen die digitalen Medien, die nun schon im Kindergarten eingesetzt werden, durch die Reizüberflutung, Multitasking, die Beschränkung der Sinne auf die Wisch-, Klick-, und Daumenaktivierung nicht gerade die Gesundheitsverschlechterung aus?

Aufgrund zahlreicher Studien und Erkenntnissen fordern Wissenschaftler und Medienpädagogen (siehe Links), dass Bildschirm-Medien erst dann zur Verfügung gestellt werden sollten, wenn notwendige Entwicklungsschritte des Kindes abgeschlossen sind.

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