Parlament droht den Gesundheitsschutz zu vernachlässigen
Ein vom Bundesrat eingesetztes Expertenteam stellte in einem Bericht vom Juni 2014 fest, dass bei der alltäglichen Smartphone-Nutzung die Hirnströme beeinflusst werden. Zudem bestehen Hinweise für eine Beeinflussung der Gehirndurchblutung, eine Reduktion der Spermienqualität und für eine Destabilisierung der Erbinformationen. Des weitern zeigen Studien Auswirkungen auf die Genexpression, den programmierten Zelltod und den oxidativen Zellstress. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft hochfrequente elektromagnetische Strahlung, wie sie der Mobilfunk nutzt, seit 2011 als möglicherweise krebserregend (Klasse 2b) ein.
Ungeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche besonders gefährdet
Insbesondere über die Wirkung der Langzeitnutzung mobiler Funktechnologie sind viele Fragen offen. Dabei sind Ungeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche besonders sensibel gegenüber Umwelteinflüssen, weil ihr Körper und insbesondere ihr Gehirn noch in Entwicklung begriffen sind. Die ersten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Veränderung der Lebensgewohnheiten und den dadurch hervorgerufenen negativen gesundheitlichen Effekten sind besorgniserregend.
Mit dem Smartphone ins Bett
Kinder und Jugendliche nutzen die Mobiltechnologie immer stärker, insbesondere mit Smartphones. Oft stellen sie die Geräte nachts nicht ab, nehmen sie mit in’s Bett und verschicken bzw. empfangen auch Nachrichten in der Nacht. Als Folge treten vermehrt Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfbarkeit und vermindertes Wohlbefinden auf. Je mehr sich Jugendliche mit Mobilfunk belasten, umso schlechter funktioniert ihr Kurzzeitgedächtnis. Eine Basler Studie zeigt, dass abendliche Elektroniknutzung mit kürzerer Schlafdauer, vermehrten Schlafstörungen und depressiven Symptomen verbunden ist. Eine breit angelegte, internationale Bevölkerungsstudie zeigt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Handynutzung.
Parlamentarische Diskussion: Wo bleibt der Gesundheitsschutz?
In diametralem Gegensatz zu diesen beunruhigenden Fakten und Fragen zum Einfluss von Mobilfunk auf die Gesundheit steht die aktuelle parlamentarische Diskussion: Trotz der zahlreichen gesundheitlichen Bedenken will sie die Grenzwerte für Mobilfunkantennen erhöhen. Zudem soll das Bewilligungsverfahren für Mobilfunkanlagen vereinfacht und beschleunigt werden. Das aber widerspricht dem Vorsorgeprinzip und torpediert den Ausbau und die Nutzung des gesundheitlich unbedenklicheren Glasfasernetzes.
Die AefU fordern:
- Keine Erhöhung der Grenzwerte bei Mobilfunkanlagen.
- Umfassende Information der NutzerInnen über gesundheitliche Risiken, insbesondere von Kindern und Jugendlichen.
- Reduktion der Strahlenbelastung aller Geräte, Netzwerke und Anlagen, die bei mobiler Kommunikation eingesetzt werden.
- 10% des Erlöses aus den Funkkonzessionen muss zweckgebunden in unabhängige Forschung investiert werden. Das Gesetz soll entsprechend angepasst werden.
Eine ausführliche Dokumentation u.a. über die Wirkung von Smartphone & Co auf Kinder und Jugendliche finden Sie im OEKOSKOP 1/16, der Fachzeitschrift der AefU - siehe Downloads.
Kontakt:
Dr. med. Peter Kälin, Präsident AefU: 079 636 51 15
Dr. Martin Forter, Geschäftsleiter AefU: 061 691 55 83