Vortragsbericht
aus Stuttgart

WLAN in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern

- aus umweltmedizinischer Sicht ein Super-GAU
Das hatten wir nicht erwartet: 130 Besucher wollten im Bürgerzentrum in Stuttgart den Vortrag des Umweltmediziners Dr. Banzhaf aus Bisingen am 12.03.2016 hören. Veranstalter waren der BUND, die Bürgerinitiative Mobilfunk und das Eltern-Kind-Zentrum. Dr. Banzhaf ist einer der wenigen Umweltmediziner, denn trotz steigender Umweltbelastungen wurde die Ausbildung in Umweltmedizin abgeschafft, bezeichnend für unser Gesundheitssystem. Und so landen in der Praxis von Dr. Banzhaf viele sogenannte austherapierte, aber krank gebliebene Patienten, weil die Schulmedizin nicht mehr weiter weiß.
Dr. Harald BanzhafFoto: privat

"Es gibt kaum eine eindeutigere Studienlage..."

Dr. Banzhaf erklärte gleich zu Anfang seines Vortrages, warum die Mobilfunkstrahlung die Zellen schädigt: "Die Zahl der Menschen, die auf elektromagnetische Strahlen mit unterschiedlichsten Symptomen rea­gie­ren, steigt an. Die Rede ist von Elektrohypersensibilität (EHS). Denn nur aufgrund des Zusammenspiels von Elektrophysiologie und Bioche­mie können wir überhaupt leben. Jede der Billionen Zellen in unserem Körper ist angewiesen auf eine mehr oder weniger konstante Zellspannung." Die künstlich erzeugte Mobilfunkstrahlung stört diese Homöostase, weil sie als Störstrahlung in den Zellen wirkt:"Es gibt kaum eine eindeutigere Studienlage als die zur Schädigung der Zellen und zum Auslösen von Zellstress durch Mobilfunk. Die Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten werden jetzt alle mit WLAN ausgestattet – das ist aus umweltmedizinischer Sicht ein Super-GAU."

Mit Studien aus der WHO-Datenbank untermauerte Dr. Banzhaf die Risiken. Die Strahlung öffnet die Bluthirnschranke und lässt Giftstoffe ins Gehirn, gerade erst wurde wieder eine Studie dazu publiziert. Das Bundesamt für Strahlenschutz bestätigte 2015 mit einer von ihm finanzierten Studie die krebsfördernde Wirkung selbst niedriger Strahlungsintensitäten. 130 Studien liegen zur Spermien- und Embryoschädigung vor, Banzhaf ging auf einige detailliert ein. Auch erläuterte er, warum Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Schlaflosigkeit mit der Smartphone-Nutzung oder mit Sendemasten zusammenhängen können.

Eins und eins ist mehr als zwei

Er wies darauf hin, dass es nicht der Mobilfunk alleine ist, der krank macht. Durch viele Umweltgifte in unserem Körper ist der Körper unterschiedlich vorbelastet, durch Amalgam, durch Weichmacher, Feinstaubpartikel, Lärm oder Pestizide über die Nahrungskette. Und 1 + 1 ist in der Medizin eben nicht zwei, sondern Schädigungen können sich dadurch potenzieren. Und diese Umweltgifte sorgen für Zellstress. Es entstehen aggressive Substanzen im Körper. In seiner Praxis kann er den zellulären Stresszustand seiner Patienten als oxidativen und nitrosativen Stress messen. Hat der Körper nicht genug Schutzmechanismen, diese Freien Radikale abzufangen und unschädlich zu machen, dann schädigen sie andere gesunde Zellen und den Zellkern: "In der Medizin wird noch komplett ignoriert, dass Menschen sehr unterschiedliche Kapazitäten ihrer Entgiftungssysteme haben. Wenn jemand von seiner Biologie her gut entgiften kann, dann kann er viele Giftstoffe aufnehmen und trotzdem bis ins hohe Alter gesund bleiben. Immerhin 40 Prozent der Deutschen haben aber eine gestörte Entgiftungsgenetik. Es gibt so etwas wie einen Summationseffekt: Wenn jemand schlecht entgiften kann, dazu etwa raucht, trinkt, Amalgam im Mund hat und jeden Tag zwei Stunden mit dem Smartphone telefoniert, dann läuft das Fass irgendwann über." Im schlechtesten Fall entsteht ein Tumor; "Wir haben in unserer industrialisierten Welt etwa eine deutliche Zunahme von Tumorerkrankungen in immer jüngeren Lebensjahren. Das gab’s früher so nicht. Einerseits heißt es, wir leben immer länger und gesünder. Andererseits sind die Praxen und Kliniken überfüllt mit chronisch Kranken. Irgendwas läuft also falsch. 40-, 50-Jährige nehmen drei, vier Medikamente täglich und das halten wir für normal."

Grafik: diagnose:funk

DECT und WLAN aus der Wohnung verbannen

Für eine erfolgreiche Behandlung fordere er von seinen Patienten, dass sie zuhause kein WLAN und DECT-Schnurlostelefone nutzen.  Mit Fallbeispielen und auch erfolgreichen Therapien machte er für die Zuhörer seine ärztlichen Erfahrungen anschaulich. Eigentlich dürften viele gar nicht krank sein, denn es gibt ja Grenzwerte, die schützen sollen. Doch für fast alle Umweltgifte kann man sagen, die Grenzwerte  schützen nicht. "Die Wissenschaft schaut immer nur ein Problem an. Sie fragt: Ist etwa Dioxin schädlich? Es werden in der Regel Tierversuche gemacht und dann wird ein Grenzwert festgelegt, ab wann so und so viele Tiere sterben oder krank werden. Dabei wird komplett übersehen, dass wir Tausenden von Schadstoffen gleichzeitig ausgesetzt sind. Wie vielen Giften ein Mensch in einer gewissen Zeit und in welcher Höhe ausgesetzt ist, macht aber genau den Unterschied, ob er krank wird oder gesund bleibt. Sehen Sie sich das jüngste Beispiel Glyphosat an. Eine Untersuchungsgruppe der WHO ist zum Schluss gekommen: Der Wirkstoff ist wahrscheinlich krebserregend. Als Unkrautvernichter steht er in fast jedem Haushalt. Und dennoch wird in der EU diskutiert, ob er eine weitere Zulassung für 15 Jahre bekommt.  Und dann sagen uns Wissenschaftler und Politiker: Kein Grund zur Sorge. In der Lebensmittelindustrie sehen wir das immer wieder: Wenn Schadstoffe in zu hoher Menge vorkommen, erhöht die Politik die Grenzwerte. Und dann ist das plötzlich kein Problem der Gesellschaft mehr, sondern des Einzelnen. Das ist das Fatale: Umwelterkrankte werden in der Regel komplett alleingelassen."

Das trifft insbesondere auch für Menschen zu, die durch Mobilfunkstrahlung geschädigt sind, insbesondere die Elektrohypersensiblen. Sie sind oft regelrecht auf der Flucht vor der inzwischen allgegenwärtigen Strahlenbelastung. Was rät Dr. Banzhaf? "Es ist wichtig, die Schutzstoffe im Körper, die Antioxidantien, die den Zellstress abfangen sollen, maximal aufzufüllen. Wir geben etwa Vitamine, Spurenelemente und Mineralien. Zudem versuchen wir, die Entgiftung zu unterstützen mit Medikamenten etwa oder Infusionen. Das Wichtigste ist aber, die Exposition zu stoppen. Wenn ich Amalgam im Mund habe, dann geht es darum, das Quecksilber zu entfernen. Das Erste, das wir den Patienten raten, ist, Genussgifte wie Tabak oder Alkohol wegzulassen, das Handy, das DECT-Telefon, das WLAN abzuschalten. Dazu muss man einige Gewohnheiten aufgeben."

Die Zuhörer waren beeindruckt von Dr. Banzhafs Kenntnis der Wirkung der Strahlungsarten, den Zusammenhängen mit unserer Lebensweise, seiner stringenten Beweisführung, aber am meisten beeindruckte seine praktische Erfahrung als Umweltmediziner. Ein rege Diskussion, vor allem um die Frage, wie man sich schützen kann, schloss sich an.

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Dr. med. Harald Banzhaf ist Facharzt, Buchautor und Leiter einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis für integrative Medizin mit den Schwerpunkten Umweltmedizin und Mind/Body-Medicine. Seine Praxis ist auch Lehrpraxis der Uni Tübingen.

BuchcoverQuelle: Verlag Herder

Neues Buch von Harald Banzhaf / Stefan Schmidt:

Meditieren heilt. Vorbeugen und gesund werden durch Achtsamkeit

Im Vorwort schreibt Prof. Joachim Bauer (Freiburg):

Unsere westlichen Gesellschaften sind von einer massiven Zunahme von durch seelischem Stress verursachten Erkrankungen betroffen. Fatal ist dass viele Menschen den Druck und die Entfremdung, der sie ausgesetzt sind, gar nicht mehr spüren, weil sie ständig abgelenkt sind. Hier, bei der suchtartigen Tendenz des Menschen, sich ständig abzulenken und sich dabei selbst - und die eigene Gesundheit - zu verlieren, setzen Harald Banzhaf und Stefan Schmidt mit ihrem Buch an und zeigen: Meditation und Achtsamkeit öffnen die Tür heraus aus ständiger Hetze und Entfremdung vom eigenen Selbst, hin zu Selbstfürsorge und zur Bewahrung der Gesundheit.

Artikel veröffentlicht:
04.04.2016
Autor:
Peter Hensinger
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