Auf einer Ärztefortbildung an der Uni Frankfurt/Oder analysierte Peter Hensinger in seinem Vortrag "Homo politicus-Homo oeconomicus-Homo algorithmicus. BigData und der Wandel der Erziehung zur Konditionierung für den neoliberalen Wachstumswahn" die ökonomischen Triebkräfte und die psycho-sozialen Auswirkungen der digitalen Bildungsreform.
Mit TTIP wollen sich die Konzerne alle Lebensbereiche unterwerfen. Dasselbe Ziel verfolgen IWF und OECD mit der digitalen Bildungsreform. Mit ihr werden von der Industrie definierte Ziele verfolgt, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind, weil sie sich in Fortschrittsbegriffe kleiden.
Homo politicus - Homo oeconomicus - Homo algorithmicus
BigData und der Wandel der Erziehung zur Konditionierung
für den neoliberalen Wachstumswahn
Vortrag am Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften,
Universität Frankfurt/Oder am 17.03.2016
FOMOGrafik: Christiane Pfohlmann - pfohlmann.deZusammenfassung: Die pädagogische und psychologische Literatur setzt sich zunehmend mit den Folgen der Sozialisierung der jungen Generation in Kitas, an Schulen und Hochschulen durch Smartphones, Tablet-PCs, Internet und digitale Lernprogramme auseinander. Noch nie hat eine neue Technik so fundamental Lernmethoden, aber auch psychosoziale und demokratische Strukturen verändert. Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Die Industrie fordert das Recht auf die 360 Grad-Kundenanalyse, bereits bei Kindern. Der gläserne Konsument, erschaffen durch Big Data, ist eine Bedingung für das Anheizen des konsumorientierten Wachstums. Das Data-Mining boomt, die mobilen Schürfwerkzeuge sind Smartphones und Tablets. Der Hype der digitalen Medien verdeckt ihre Risiken. Die smarte Überwachung und die Aufhebung der Privatsphäre werden sich im Unterbewusstsein festsetzen und zum Konformismus führen. Die kritische Literatur weist auf die Folgen der zu frühen Nutzung digitaler Medien für die gesunde Entwicklung der Kinder hin. Bereits messbare Folgen sind Störungen der Gehirnentwicklung, Suchtgefahr, Realitätsverlust, Verlust der Selbstkontrolle und Burn-Out. Die gegenwärtige digitale Bildungsreform ist Bestandteil neoliberaler Ökonomisierung mit dem Ziel, alle gesellschaftlichen Bereiche marktkonformen Kriterien zu unterwerfen. Das Humboldtsche Bildungsideal einer ganzheitlichen Ausbildung soll ersetzt werden durch den Homo oeconomicus, der Konditionierung der Auszubildenden zum verwertbaren Humankapital für eine Produktion, in der der Mensch im Roboter-Maschine-Mensch-System als gesteuertes Anhängsel funktionieren soll. Die Ersetzung zwischenmenschlicher Beziehungen und des personalen Bezugs von Lehrenden und Lernenden an KiTas, Schulen und Hochschulen durch Smartphones, TabletPCs und Algorithmus-gesteuerter Lernprogramme ist Dressur, verhindert Bildung. Think Tanks entwickeln bereits die Methoden der Konditionierung zum Homo algorithmicus, dem planbaren Untertan des 21. Jahrhunderts. Dies ist eine antidemokratische und antizivilisatorische Entwicklung und führt zu einer Pathologisierung der Gesellschaft. Gegen eine Bildungsreform auf der Grundlage neoliberaler Ideologie und behavioristischer Konditionierung müssen die Bildungsinstitutionen eine Erziehung entwickeln, die statt in die von der Industrie geplante Abhängigkeit den Weg zur Mündigkeit ebnet.
Publikation zum Thema
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Format: A4Seitenanzahl: 24 Veröffentlicht am: 22.03.2016 Sprache: Deutsch
Homo politicus - Homo oeconomicus - Homo algorithmicus
BigData und der Wandel der Erziehung zur Konditionierung für den neoliberalen Wachstumswahn
Autor:
Peter Hensinger
Inhalt:
Auf einer Ärztefortbildung an der Uni Frankfurt/Oder analysierte Peter Hensinger in seinem Vortrag "Homo politicus-Homo oeconomicus-Homo algorithmicus. BigData und der Wandel der Erziehung zur Konditionierung für den neoliberalen Wachstumswahn" die ökonomischen Triebkräfte und die psycho-sozialen Auswirkungen der digitalen Bildungsreform.