Fachleute warnen: Angesichts der zunehmenden Funkbelastung sei es unverantwortlich, dass Wasserwerke solche Zähler montierten. Peter Schlegel spricht von «Verhältnisblödsinn». Es sei nicht nötig, dass die Geräte rund um die Uhr funken, obwohl sie nur einmal pro Jahr abgelesen werden. Die österreichische Ärztekammer warnt, Funkzähler führten zu gesundheitlichen Beschwerden wie Erschöpfung, Depressionen und Lernproblemen. Zudem könnten sie Krebs erregen.
«Die Wasseruhr funkt andauernd»
Die Gemeinden wiegeln ab. Im letzten September schrieb die Wasserversorgung Wilchingen SH in der Gemeindezeitung, die Sendeleistung der neuen Wasseruhren sei ungefähr gleich wie bei einem Baby-Alarmgerät. Das sei «weit u nter dem Niveau, das für Menschen schädlich ist». Elektrosmog-Fachmann Schlegel entgegnet, der Vergleich führe in die Irre: «Eine Wasseruhr funkt andauernd.»
Neue Geräte: Bewohner werden nicht gefragt In Elisabeth Wagners Keller mass Schlegel eine Strahlung von rund 200 Mikrowatt pro Quadratmeter. Das ist zwar weit unter den Grenzwerten für Mobilfunk. Doch elektrosensible Personen spüren Signale schon ab 0,1 Mikrowatt, so Schlegel. «Sie haben Beschwerden und einen gestörten Schlaf.» Niggi Polt, Co-Präsident der Umweltorganisation Diagnose-Funk, wirft den Versorgungsbetrieben ein rücksichtsloses Vorgehen vor: «Sie rüsten die Häuser mit neuen Installationen auf, ohne die Bewohner zu fragen, ob sie das möchten.» Der Schutz elektrosensibler Personen sei «leider kaum ein Thema».
In Ilanz müssen Hausbesitzer 450 Franken fürs Montieren eines neuen Zählers zahlen, auch wenn sie das Messgerät gar nicht wollen. Der Gemeindepräsident schrieb e inem Hausbesitzer, der dagegen protestierte, es sei «nicht möglich, unterschiedliche Ablese- und Abrechnungssysteme zu betreiben». Ausnahmen hätten eine «zu grosse Präjudizwirkung».
Eine liberalere Lösung kennt Illnau-Effretikon: Dort können Kunden ihre bisherige Wasseruhr behalten, sofern sie das vorziehen. Sie müssen aber einen Aufpreis für den Aufwand zahlen, der entsteht, wenn weiterhin ein Mitarbeiter der Wasserversorgung im Haus den Zähler ablesen muss.
Besser ging es Elisabeth Wagner: Sie rief die Gemeinde Männedorf an und sagte, dass sie den neuen Zähler nicht vertrage. Daraufhin liess die Gemeinde wieder ein Gerät ohne Funkmodul installieren. «Seither fühle ich mich wieder gut in meiner Küche», sagt sie.
Um die Verbrauchszahlen zu übermitteln, gibt es auch andere Systeme. Die Zähler der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke übermitteln die Messdaten per Stromnetz. Deshalb gebe es «keine zusätzliche Strahlung», schreiben die Kraftwerke. Peter Schlegel kontert: «Auch das Übermitteln über Stromleitungen kann die Gesundheit schädigen.» Überall, wo die Stromleitung an die Oberfläche komme, enstehe Strahlung, die elektrosensible Menschen merken.
Am besten sei die Übertragung über Glasfaserkabel, ist Experte Schlegel überzeugt. Dass dies möglich ist, belegen die Elektrizitätswerke der Stadt Zürich: Ihre neuen Zähler übermitteln die Verbrauchsdaten nur einmal pro Tag übers Glasfasernetz. Auch die Aare Energie AG in Olten verwendet Glasfaserkabel. Allerdings nur ausserhalb der Gebäude: Die neuen Zähler funken den Strom- und Wasserverbrauch alle 40 Sekunden an die im Keller installierten Datensammler – beim Warmwasser sogar alle 15 Sekunden.
Hersteller halten freie Wahl für «nicht sinnvoll»
Zur Kritik der Fachleute sagen die Hersteller Kamstrup und Neovac, die Strahlung der Funkzähler sei 100- bis 200-mal kleiner als bei einem Mobiltelefon. Die Gemeinde Ilanz hält fest, die neuen Wasserzähler müssten «aus technischen Gründen» permanent funken, denn sie wüssten nicht, wann das Personal der Wasserversorgung die Daten abliest. Es sei nicht möglich, ein Glasfasernetz zu bauen. Ein Sprecher der Industriellen Werke Basel sagt, es sei «aus wirtschaftlichen und betrieblichen Gründen nicht sinnvoll», dass die Kunden ihren Zähler frei wählen könnten.
Die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke schreiben, das Übertragen der Daten über das Stromnetz sei gesundheitlich kein Problem. Die Grenzwerte des Bundes würden «nicht annähernd» erreicht.
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