An der Universität Wien wurde mit einer beispiellosen Kampagne versucht, dokumentierte Risiken, Erkenntnisse über genschädigende Wirkungen der UMTS-Mobilfunkstrahlung, als gefälscht darzustellen. Wir berichteten vielfältig darüber. Die beispiellose Kampagne, die die Rücknahme von Publikationen aus der wissenschaftlichen Literatur zum Ziel hatte, scheiterte. Dennoch wird weiterhin versucht, die Studien um das Reflex-Programm unglaubwürdig zu machen, werden neue Fragen aufgeworfen, welche Prof. Franz Adlkofer auf unsere und weitere Anfragen hin beantwortete. Sein Fazit: „Es gibt keinen Grund an der Glaubwürdigkeit der Ergebnisse der REFLEX-Studie und ihrer Nachfolgeuntersuchung zu zweifeln.“
Sehr geeehrter Prof. Adlkofer,
1) können Sie bestätigen, dass Prof. Schär eine erfolgreiche Replikation des HF-Teils von Reflex nicht gelungen ist?
Antwort Prof. Adlkofer:
Zu 1) Prof Schär hat bis jetzt lediglich zwei Fibroblasten-Zelllinien nach Exposition gegenüber HF-EMF (GSM) untersucht. In der ersten Fibroblastenkultur fand er nach einer 16-stündigen Exposition bei einem SAR-Wert von 1 W/kg keinen signifikanten, aber einen trendmäßigen Anstieg der DNA-Strangbruchrate. In der zweiten Fibroblastenkultur beobachtete er unter denselben Expositionsbedingungen einen signifikanten Anstieg der DNA-Strangbruchrate, gleichgültig ob die Messung wie in Wien durch Auszählen der Strangbrüche unter dem Mikroskop oder durch eine vollautomatische Auswertung ohne jegliche persönliche Einflussnahme erfolgte. Wer bei dieser Sachlage behauptet, dass Prof. Schär die Wiener Forschungsergebnisse nicht bestätigt hat, hat keinen Grund mehr, sich als Wissenschaftler selbst noch ernst zu nehmen. Wie von mir wiederholt festgestellt, widerlegen Befunde dieser Art die Zuverlässigkeit der bestehenden Grenzwerte.
2) Auf der BfS-Veranstaltung wurde vorgetragen, dass bisher weder der NF- noch der HF-Teil von Reflex jemals erfolgreich repliziert worden seien.
Zu 2) Bei einer BfS-Veranstaltung zu erfahren, dass NF-EMF und HF-EMF über ein gentoxisches Potential verfügen, ist eine Illusion, so lange der Leiter des Ausschusses Nichtionisierende Strahlen Alexander Lerchl heißt. Prof. Schär hat die im Rahmen der REFLEX-Studie (2000-2004) erhaltenen Forschungsergebnisse zur gentoxischen Wirkung von NF-EMF (50 Hz) in einer umfangreichen Untersuchung, über die er bereits bei mehreren Gelegenheiten berichtet hat, vollinhaltlich bestätigt, was auch dem BfS längst bekannt sein müsste. Was die gentoxischen Wirkungen von HF-EMF angeht, verweise ich auf 1) und die im Rahmen der REFLEX-Studie an der Charité in Berlin durchgeführten Untersuchungen. Ein weiterer Wiederholungsversuch bei einer dritten Arbeitsgruppe steht kurz vor dem Abschluss. Eine vorläufige Auswertung der dabei erhaltenen Daten ergibt ebenfalls, dass HF-EMF die DNA-Strangbruchrate in menschlichen Fibroblasten signifikant erhöht.
3) Steht Reflex nicht vor dem wissenschaftlichen "Aus", wenn Prof. Schär tatsächlich an der erfolgreichen Replikation des HF-Teils gescheitert ist und zugleich die Fälschungsvorwürfe gegen ein Mitglied der Wiener Reflex-Arbeitsgruppe nicht vom Tisch sind?
Zu 3) Nicht REFLEX, sondern die von Alexander Lerchl gemeinsam mit dem SPIEGEL und dem Rektor der Medizinischen Universität Wien betriebene Schmuddelkampagne gegen die REFLEX-Studie und ihre Nachfolgeuntersuchung steht vor dem "Aus". Nicht die Forscher der REFLEX-Studie, sondern deren Verleumder werden aus dieser Auseinandersetzung beschädigt hervorgehen. Keine der kritisierten Publikationen wird je zurückgezogen werden. Diese Erkenntnis dürfte den Zorn und die Wut erklären, die Alexander Lerchls jetzige und vermutlich letzte Kampagne auszeichnet. Der Fälschungsvorwurf gegenüber einem Mitglied der Wiener Arbeitsgruppe hat sich nach dem Wechsel des Vorsitzes im Ethikrat von einem Anwalt der Telekommunikationsindustrie zu einem unabhängigen Juristen von selbst erledigt.
4) Gibt es wegen der Fälschungsvorwürfe gegenüber Reflex seitens der EU Regressansprüche an die Stiftung Verum, geleistete Fördermittel zurückzuerstatten?
Zu 4) Wenn es von Seiten der EU-Kommission Regressansprüche gegenüber der REFLEX-Studie gäbe, müsste mir dies als Koordinator der Studie bekannt sein. Dies ist jedoch nicht der Fall. Ihre diesbezügliche Anfrage zeigt jedoch, dass die Organisatoren der Verleumdungskampagne gegenüber der REFLEX-Studie und ihrer Nachfolgeunterersuchung vor keinem Mittel zurückschrecken, mag es noch so schäbig sein, um die von der Industrie als wenig nüzlich empfundenen wissenschaftlichen Erkenntnisse doch noch aus der Welt zu schaffen. Es wird beim Wunschdenken bleiben.
5) Betrachten Sie die Fälschungsvorwürfe gegen die Wiener Reflex-Arbeitsgruppe als widerlegt und erledigt?
Zu 5) Ja!
6) Womit hat die EU ihre Absage begründet, das Reflex-Nachfolgeprojekt "Mophorad" finanziell zu fördern, spielen die Vorgänge um die Wiener-Arbeitsgruppe Ihrer Einschätzung nach hierbei eine Rolle und ist die Absage der EU das "Aus" für "Mophorad"?
Zu 6) Die EU-Kommission zog es offensichtlich unter dem Eindruck der zeitlich gut abgestimmten Verleumdungskampagne gegen die REFLEX-Studie vor, anstelle des MOPHORAD-Antrags, dem natürlich Ergebnisse aus dem REFLEX-Projekt zugrunde liegen, ein Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Epidemiologie zu fördern, obwohl das MOPHORAD-Projekt ebenfalls eine hohe Wertung erhalten hatte. Gegenwärtig laufen Bemühungen, die zum Ziel haben, das MOPHORAD-Projekt unabhängig von einer Förderung durch die EU-Kommission zu verwirklichen. Um vorstellbare Risiken der Mobilfunkstrahlung möglichst bald mit ausreichender Sicherheit zu erfassen oder auszuschließen, ist Grundlagenforschung - wie in dieser Studie vorgesehen - dringend erforderlich. Die Ergebnisse epidemiologischer Forschung werden leider erst vorliegen, wenn das von vielen bereits jetzt befürchtete Unheil längst eingetreten ist.
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